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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Mädchen.
Gar oft schon fühlt' ich's tief, des Mädchens Seele
Wird nicht sich selbst, dem Liebsten nur geboren.
Da irrt sie nun verstoßen und verloren,
Schickt heimlich Blicke schön als Boten aus,
Daß sie auf Erden suchen ihr ihr Haus.
Sie schlummert in der Schwüle, leicht bedeckt,
Lächelt im Schlafe, athmet warm und leise,
Doch die Gedanken sind fern auf der Reise,
Und auf den Wangen flattert träum'risch Feuer,
Hebt buhlend oft der Wind den zarten Schleier.
Der Mann, der da zum erstenmal sie weckt,
Zuerst hinunterlangt in diese Stille,
Dem fällt sie um den Hals vor Freude bang
Und läßt ihn nicht mehr all' ihr Lebelang.

Maͤdchen.
Gar oft ſchon fuͤhlt' ich's tief, des Maͤdchens Seele
Wird nicht ſich ſelbſt, dem Liebſten nur geboren.
Da irrt ſie nun verſtoßen und verloren,
Schickt heimlich Blicke ſchoͤn als Boten aus,
Daß ſie auf Erden ſuchen ihr ihr Haus.
Sie ſchlummert in der Schwuͤle, leicht bedeckt,
Laͤchelt im Schlafe, athmet warm und leiſe,
Doch die Gedanken ſind fern auf der Reiſe,
Und auf den Wangen flattert traͤum'riſch Feuer,
Hebt buhlend oft der Wind den zarten Schleier.
Der Mann, der da zum erſtenmal ſie weckt,
Zuerſt hinunterlangt in dieſe Stille,
Dem faͤllt ſie um den Hals vor Freude bang
Und laͤßt ihn nicht mehr all' ihr Lebelang.

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[231/0249] Maͤdchen. Gar oft ſchon fuͤhlt' ich's tief, des Maͤdchens Seele Wird nicht ſich ſelbſt, dem Liebſten nur geboren. Da irrt ſie nun verſtoßen und verloren, Schickt heimlich Blicke ſchoͤn als Boten aus, Daß ſie auf Erden ſuchen ihr ihr Haus. Sie ſchlummert in der Schwuͤle, leicht bedeckt, Laͤchelt im Schlafe, athmet warm und leiſe, Doch die Gedanken ſind fern auf der Reiſe, Und auf den Wangen flattert traͤum'riſch Feuer, Hebt buhlend oft der Wind den zarten Schleier. Der Mann, der da zum erſtenmal ſie weckt, Zuerſt hinunterlangt in dieſe Stille, Dem faͤllt ſie um den Hals vor Freude bang Und laͤßt ihn nicht mehr all' ihr Lebelang.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/249>, abgerufen am 21.11.2024.