Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Spaziergang. Ochse, wie bist du so stattlich, bedachtsam, fleißig und nützlich! Wahrlich, ich brauche dich sehr -- aber du bist doch ein Ochs! Ho da! Kartoffeln und ihr ökonomische Knollengewächse, Schreiten kaum kann man; gemach! macht euch nicht gar zu sehr breit! Grüß dich, Klatschrose und Gänseblum', Butterblum', ländliches Völkchen, Schmucklos und ohne Geruch, unschuldig -- weiter sonst nichts? -- Nelke, du reizendes Kind, wie hast du so gar nichts Bescheid'nes! Jauchzende Farben vor Lust flammst du in's trau¬ rige Grün, Tief von den eigenen Düften du selber lustig berauschet Spiele denn, brenne, von dir laß ich berauschen mich gern! Spaziergang. Ochſe, wie biſt du ſo ſtattlich, bedachtſam, fleißig und nuͤtzlich! Wahrlich, ich brauche dich ſehr — aber du biſt doch ein Ochs! Ho da! Kartoffeln und ihr oͤkonomiſche Knollengewaͤchſe, Schreiten kaum kann man; gemach! macht euch nicht gar zu ſehr breit! Gruͤß dich, Klatſchroſe und Gaͤnſeblum', Butterblum', laͤndliches Voͤlkchen, Schmucklos und ohne Geruch, unſchuldig — weiter ſonſt nichts? — Nelke, du reizendes Kind, wie haſt du ſo gar nichts Beſcheid'nes! Jauchzende Farben vor Luſt flammſt du in's trau¬ rige Gruͤn, Tief von den eigenen Duͤften du ſelber luſtig berauſchet Spiele denn, brenne, von dir laß ich berauſchen mich gern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0248" n="230"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Spaziergang</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">O</hi>chſe, wie biſt du ſo ſtattlich, bedachtſam, fleißig und</l><lb/> <l>nuͤtzlich!</l><lb/> <l>Wahrlich, ich brauche dich ſehr — aber du biſt doch</l><lb/> <l>ein Ochs!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ho da! Kartoffeln und ihr oͤkonomiſche Knollengewaͤchſe,</l><lb/> <l>Schreiten kaum kann man; gemach! macht euch nicht</l><lb/> <l>gar zu ſehr breit!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Gruͤß dich, Klatſchroſe und Gaͤnſeblum', Butterblum',</l><lb/> <l>laͤndliches Voͤlkchen,</l><lb/> <l>Schmucklos und ohne Geruch, unſchuldig — weiter</l><lb/> <l>ſonſt nichts? —</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Nelke, du reizendes Kind, wie haſt du ſo gar nichts</l><lb/> <l>Beſcheid'nes!</l><lb/> <l>Jauchzende Farben vor Luſt flammſt du in's trau¬</l><lb/> <l>rige Gruͤn,</l><lb/> <l>Tief von den eigenen Duͤften du ſelber luſtig berauſchet</l><lb/> <l>Spiele denn, brenne, von dir laß ich berauſchen mich</l><lb/> <l>gern!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0248]
Spaziergang.
Ochſe, wie biſt du ſo ſtattlich, bedachtſam, fleißig und
nuͤtzlich!
Wahrlich, ich brauche dich ſehr — aber du biſt doch
ein Ochs!
Ho da! Kartoffeln und ihr oͤkonomiſche Knollengewaͤchſe,
Schreiten kaum kann man; gemach! macht euch nicht
gar zu ſehr breit!
Gruͤß dich, Klatſchroſe und Gaͤnſeblum', Butterblum',
laͤndliches Voͤlkchen,
Schmucklos und ohne Geruch, unſchuldig — weiter
ſonſt nichts? —
Nelke, du reizendes Kind, wie haſt du ſo gar nichts
Beſcheid'nes!
Jauchzende Farben vor Luſt flammſt du in's trau¬
rige Gruͤn,
Tief von den eigenen Duͤften du ſelber luſtig berauſchet
Spiele denn, brenne, von dir laß ich berauſchen mich
gern!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |