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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Laß mich, so lang noch trunken unsre Augen,
Ein'n blüh'nden Kranz aus den vergang'nen Stunden
Dir heiter um die weiße Stirne winden;
Frag' nicht dann, was mich Deinem Arm' entwunden,
Drück' fest den Kranz nur in die muntern Augen,
Mein Haupt will auch und soll den seinen finden!

An Fouqu e.
I.
Seh ich des Tages wirrendes Beginnen,
Die bunten Bilder flieh'n und sich vereinen,
Möcht' ich das schöne Schattenspiel beweinen,
Denn eitel ist, was jeder will gewinnen.
Doch wenn die Straßen leer, einsam die Zinnen
Im Morgenglanze wie Kometen scheinen,
Ein stiller Geist steht auf den dunklen Steinen,
Als wollt' er sich auf alte Zeit besinnen:
Da nimmt die Seele rüstig sich zusammen,
An Gott gedenkend und an alles Hohe,
Was rings gedeihet auf der Erden Runde.
Und aus dem Herzen lang verhalt'ne Flammen
Sie brechen fröhlich in des Morgens Lohe,
Da grüß' ich, Sänger, Dich aus Herzensgrunde!
II.
Von See'n und Wäldern eine nächt'ge Runde
Sah ich, und Drachen zieh'n mit glüh'nden Schweifen,
In Eicheswipfeln einen Horst von Greifen,
Das Nordlicht schräge leuchtend über'm Grunde.

Laß mich, ſo lang noch trunken unſre Augen,
Ein'n bluͤh'nden Kranz aus den vergang'nen Stunden
Dir heiter um die weiße Stirne winden;
Frag' nicht dann, was mich Deinem Arm' entwunden,
Druͤck' feſt den Kranz nur in die muntern Augen,
Mein Haupt will auch und ſoll den ſeinen finden!

An Fouqu é.
I.
Seh ich des Tages wirrendes Beginnen,
Die bunten Bilder flieh'n und ſich vereinen,
Moͤcht' ich das ſchoͤne Schattenſpiel beweinen,
Denn eitel iſt, was jeder will gewinnen.
Doch wenn die Straßen leer, einſam die Zinnen
Im Morgenglanze wie Kometen ſcheinen,
Ein ſtiller Geiſt ſteht auf den dunklen Steinen,
Als wollt' er ſich auf alte Zeit beſinnen:
Da nimmt die Seele ruͤſtig ſich zuſammen,
An Gott gedenkend und an alles Hohe,
Was rings gedeihet auf der Erden Runde.
Und aus dem Herzen lang verhalt'ne Flammen
Sie brechen froͤhlich in des Morgens Lohe,
Da gruͤß' ich, Saͤnger, Dich aus Herzensgrunde!
II.
Von See'n und Waͤldern eine naͤcht'ge Runde
Sah ich, und Drachen zieh'n mit gluͤh'nden Schweifen,
In Eicheswipfeln einen Horſt von Greifen,
Das Nordlicht ſchraͤge leuchtend uͤber'm Grunde.
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[132/0150] Laß mich, ſo lang noch trunken unſre Augen, Ein'n bluͤh'nden Kranz aus den vergang'nen Stunden Dir heiter um die weiße Stirne winden; Frag' nicht dann, was mich Deinem Arm' entwunden, Druͤck' feſt den Kranz nur in die muntern Augen, Mein Haupt will auch und ſoll den ſeinen finden! An Fouqu é. I. Seh ich des Tages wirrendes Beginnen, Die bunten Bilder flieh'n und ſich vereinen, Moͤcht' ich das ſchoͤne Schattenſpiel beweinen, Denn eitel iſt, was jeder will gewinnen. Doch wenn die Straßen leer, einſam die Zinnen Im Morgenglanze wie Kometen ſcheinen, Ein ſtiller Geiſt ſteht auf den dunklen Steinen, Als wollt' er ſich auf alte Zeit beſinnen: Da nimmt die Seele ruͤſtig ſich zuſammen, An Gott gedenkend und an alles Hohe, Was rings gedeihet auf der Erden Runde. Und aus dem Herzen lang verhalt'ne Flammen Sie brechen froͤhlich in des Morgens Lohe, Da gruͤß' ich, Saͤnger, Dich aus Herzensgrunde! II. Von See'n und Waͤldern eine naͤcht'ge Runde Sah ich, und Drachen zieh'n mit gluͤh'nden Schweifen, In Eicheswipfeln einen Horſt von Greifen, Das Nordlicht ſchraͤge leuchtend uͤber'm Grunde.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/150>, abgerufen am 21.11.2024.