Faßt mich erst recht tief Verlangen Nach viel andrer beßrer Lust, Die die Töne nicht erlangen -- Ach, wer sprengt die müde Brust?"
III.
Es waren zwei junge Grafen Verliebt bis in den Tod, Die konnten nicht ruh'n noch schlafen Bis an den Morgen roth.
O trau' den zwei Gesellen, Mein Liebchen, nimmermehr, Die geh'n wie Wind und Wellen, Gott weiß: wohin, woher. --
Wir grüßen Land und Sterne Mit wunderbarem Klang, Und wer uns spürt von Ferne, Dem wird so wohl und bang.
Wir haben wohl hienieden Kein Haus an keinem Ort, Es reisen die Gedanken Zur Heimath ewig fort.
Wie eines Stromes Dringen Geht unser Lebenslauf, Gesanges Macht und Ringen Thut helle Augen auf.
6 *
Faßt mich erſt recht tief Verlangen Nach viel andrer beßrer Luſt, Die die Toͤne nicht erlangen — Ach, wer ſprengt die muͤde Bruſt?“
III.
Es waren zwei junge Grafen Verliebt bis in den Tod, Die konnten nicht ruh'n noch ſchlafen Bis an den Morgen roth.
O trau' den zwei Geſellen, Mein Liebchen, nimmermehr, Die geh'n wie Wind und Wellen, Gott weiß: wohin, woher. —
Wir gruͤßen Land und Sterne Mit wunderbarem Klang, Und wer uns ſpuͤrt von Ferne, Dem wird ſo wohl und bang.
Wir haben wohl hienieden Kein Haus an keinem Ort, Es reiſen die Gedanken Zur Heimath ewig fort.
Wie eines Stromes Dringen Geht unſer Lebenslauf, Geſanges Macht und Ringen Thut helle Augen auf.
6 *
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[83/0101]
Faßt mich erſt recht tief Verlangen
Nach viel andrer beßrer Luſt,
Die die Toͤne nicht erlangen —
Ach, wer ſprengt die muͤde Bruſt?“
III.
Es waren zwei junge Grafen
Verliebt bis in den Tod,
Die konnten nicht ruh'n noch ſchlafen
Bis an den Morgen roth.
O trau' den zwei Geſellen,
Mein Liebchen, nimmermehr,
Die geh'n wie Wind und Wellen,
Gott weiß: wohin, woher. —
Wir gruͤßen Land und Sterne
Mit wunderbarem Klang,
Und wer uns ſpuͤrt von Ferne,
Dem wird ſo wohl und bang.
Wir haben wohl hienieden
Kein Haus an keinem Ort,
Es reiſen die Gedanken
Zur Heimath ewig fort.
Wie eines Stromes Dringen
Geht unſer Lebenslauf,
Geſanges Macht und Ringen
Thut helle Augen auf.
6 *
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/101>, abgerufen am 16.02.2025.
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