in der ganzen weiten Runde, die Nacht und das Ge¬ witter zog immer tiefer herein, Fortunat, der keine Lust hatte, wieder naß zu werden, war bereits allein nach der Dorfschenke geritten, die Schauspieler schimpf¬ ten, sie hatten zu ihrem Empfange sich Triumphbogen geträumt, einholende Kammerjunker und den Fürsten von hohem Balkone ihnen entgegenwinkend. -- End¬ lich sahen sie vom Schlosse her sich Fackeln durch den Waldgrund bewegen, und erkannten bei den wirren Scheinen mit klopfenden Herzen die bunten Livereyen der fürstlichen Bedienten. Heda ihr Herren Komö¬ dianten! rief der eine, wo Teufel steckt ihr denn? -- Nun Gott behüt' uns! -- sagte ein anderer im Kreise umherleuchtend -- das hängt ja wie Mehlthau an allen Sträuchern, als hätt' es Plunder geregnet! -- Kamilla, höchst entrüstet, rauschte mit ihrem vornehm¬ sten Anstande daher, und ließ Einiges von impertinen¬ ten Domestiken fallen. Da war aber nicht lange Zeit zum Aergern und Händelmachen. Denn der Gewit¬ terwind wühlte schon in den Flammen der Fackeln und in den Tüchern der Damen, die Bedienten trieben zur Eile, Mäntel und Regenschirme flogen verworren durcheinander, und so wälzte sich alles in unordentlicher Flucht dem Schlosse zu.
Nur Lothario war zurückgeblieben, denn die schöne Jägerin mußte noch in den Bergen sein. Und er irrte sich nicht. Zwischen den Blitzen von Fels zu Fels,
in der ganzen weiten Runde, die Nacht und das Ge¬ witter zog immer tiefer herein, Fortunat, der keine Luſt hatte, wieder naß zu werden, war bereits allein nach der Dorfſchenke geritten, die Schauſpieler ſchimpf¬ ten, ſie hatten zu ihrem Empfange ſich Triumphbogen getraͤumt, einholende Kammerjunker und den Fuͤrſten von hohem Balkone ihnen entgegenwinkend. — End¬ lich ſahen ſie vom Schloſſe her ſich Fackeln durch den Waldgrund bewegen, und erkannten bei den wirren Scheinen mit klopfenden Herzen die bunten Livereyen der fuͤrſtlichen Bedienten. Heda ihr Herren Komoͤ¬ dianten! rief der eine, wo Teufel ſteckt ihr denn? — Nun Gott behuͤt' uns! — ſagte ein anderer im Kreiſe umherleuchtend — das haͤngt ja wie Mehlthau an allen Straͤuchern, als haͤtt' es Plunder geregnet! — Kamilla, hoͤchſt entruͤſtet, rauſchte mit ihrem vornehm¬ ſten Anſtande daher, und ließ Einiges von impertinen¬ ten Domeſtiken fallen. Da war aber nicht lange Zeit zum Aergern und Haͤndelmachen. Denn der Gewit¬ terwind wuͤhlte ſchon in den Flammen der Fackeln und in den Tuͤchern der Damen, die Bedienten trieben zur Eile, Maͤntel und Regenſchirme flogen verworren durcheinander, und ſo waͤlzte ſich alles in unordentlicher Flucht dem Schloſſe zu.
Nur Lothario war zuruͤckgeblieben, denn die ſchoͤne Jaͤgerin mußte noch in den Bergen ſein. Und er irrte ſich nicht. Zwiſchen den Blitzen von Fels zu Fels,
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in der ganzen weiten Runde, die Nacht und das Ge¬
witter zog immer tiefer herein, Fortunat, der keine
Luſt hatte, wieder naß zu werden, war bereits allein
nach der Dorfſchenke geritten, die Schauſpieler ſchimpf¬
ten, ſie hatten zu ihrem Empfange ſich Triumphbogen
getraͤumt, einholende Kammerjunker und den Fuͤrſten
von hohem Balkone ihnen entgegenwinkend. — End¬
lich ſahen ſie vom Schloſſe her ſich Fackeln durch den
Waldgrund bewegen, und erkannten bei den wirren
Scheinen mit klopfenden Herzen die bunten Livereyen
der fuͤrſtlichen Bedienten. Heda ihr Herren Komoͤ¬
dianten! rief der eine, wo Teufel ſteckt ihr denn? —
Nun Gott behuͤt' uns! — ſagte ein anderer im Kreiſe
umherleuchtend — das haͤngt ja wie Mehlthau an
allen Straͤuchern, als haͤtt' es Plunder geregnet! —
Kamilla, hoͤchſt entruͤſtet, rauſchte mit ihrem vornehm¬
ſten Anſtande daher, und ließ Einiges von impertinen¬
ten Domeſtiken fallen. Da war aber nicht lange Zeit
zum Aergern und Haͤndelmachen. Denn der Gewit¬
terwind wuͤhlte ſchon in den Flammen der Fackeln und
in den Tuͤchern der Damen, die Bedienten trieben zur
Eile, Maͤntel und Regenſchirme flogen verworren
durcheinander, und ſo waͤlzte ſich alles in unordentlicher
Flucht dem Schloſſe zu.
Nur Lothario war zuruͤckgeblieben, denn die ſchoͤne
Jaͤgerin mußte noch in den Bergen ſein. Und er irrte
ſich nicht. Zwiſchen den Blitzen von Fels zu Fels,
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/93>, abgerufen am 22.11.2024.
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