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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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Ueberbleibsel jenes grillenhaften Schmuckes altmodischer
Gärten. Bunte Muscheln blitzten im Mondschein von
Decke und Wänden, ausgestopfte Reiher und Wasser¬
vögel standen mit weitaufgesperrten Schnäbeln auf
Kristalriffen umher. -- Süßer Gott der Liebe, sagte
Fortunat, das ist recht eine Grotte zum Schnäbeln,
o wären wir doch jetzt zwei Turteltäubchen! -- Sie
sah ihn einen Augenblick verschmitzt an, dann drehte
sie leise einen verborgenen Krahn, auf einmal sprützten
alle Schnäbel funkelnde Wasserstrahlen grade auf For¬
tunat, und eh' er sich noch besinnen konnte, war seine
wilde Taube in dem Sprühregen verflogen.

Er schüttelte sich lachend ab, und als er zu der
Gesellschaft zurückkam, stand Florentine schon wieder
am Tisch vor der Mutter, die ihr besorglich die Locken
aus der heißen Stirn strich. Sie hatte die langen
Augenwimpern tief gesenkt, denn es that ihr nun heim¬
lich leid um Fortunats neuen Frack, die flackernden
Lichter spielten auf ihrem Gesicht und dem glitzernden
Mieder, so sah sie in den lauschenden Wogen von
Taft und bunten Schleifen wie ein Elfchen aus, das
aus einer Tulpe guckt. -- Walter sah sie lange unver¬
wandt an, dann faßte er Fortunaten unter dem Arm
und führte ihn rasch in den Garten. Ist sie nicht
wunderschön? o wie bin ich doch glücklich! rief er aus,
und erzählte nun dem Freunde, daß er seit längerer
Zeit mit Florentinen verlobt sei, daß sie, auf den Rath

Ueberbleibſel jenes grillenhaften Schmuckes altmodiſcher
Gaͤrten. Bunte Muſcheln blitzten im Mondſchein von
Decke und Waͤnden, ausgeſtopfte Reiher und Waſſer¬
voͤgel ſtanden mit weitaufgeſperrten Schnaͤbeln auf
Kriſtalriffen umher. — Suͤßer Gott der Liebe, ſagte
Fortunat, das iſt recht eine Grotte zum Schnaͤbeln,
o waͤren wir doch jetzt zwei Turteltaͤubchen! — Sie
ſah ihn einen Augenblick verſchmitzt an, dann drehte
ſie leiſe einen verborgenen Krahn, auf einmal ſpruͤtzten
alle Schnaͤbel funkelnde Waſſerſtrahlen grade auf For¬
tunat, und eh' er ſich noch beſinnen konnte, war ſeine
wilde Taube in dem Spruͤhregen verflogen.

Er ſchuͤttelte ſich lachend ab, und als er zu der
Geſellſchaft zuruͤckkam, ſtand Florentine ſchon wieder
am Tiſch vor der Mutter, die ihr beſorglich die Locken
aus der heißen Stirn ſtrich. Sie hatte die langen
Augenwimpern tief geſenkt, denn es that ihr nun heim¬
lich leid um Fortunats neuen Frack, die flackernden
Lichter ſpielten auf ihrem Geſicht und dem glitzernden
Mieder, ſo ſah ſie in den lauſchenden Wogen von
Taft und bunten Schleifen wie ein Elfchen aus, das
aus einer Tulpe guckt. — Walter ſah ſie lange unver¬
wandt an, dann faßte er Fortunaten unter dem Arm
und fuͤhrte ihn raſch in den Garten. Iſt ſie nicht
wunderſchoͤn? o wie bin ich doch gluͤcklich! rief er aus,
und erzaͤhlte nun dem Freunde, daß er ſeit laͤngerer
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[37/0044] Ueberbleibſel jenes grillenhaften Schmuckes altmodiſcher Gaͤrten. Bunte Muſcheln blitzten im Mondſchein von Decke und Waͤnden, ausgeſtopfte Reiher und Waſſer¬ voͤgel ſtanden mit weitaufgeſperrten Schnaͤbeln auf Kriſtalriffen umher. — Suͤßer Gott der Liebe, ſagte Fortunat, das iſt recht eine Grotte zum Schnaͤbeln, o waͤren wir doch jetzt zwei Turteltaͤubchen! — Sie ſah ihn einen Augenblick verſchmitzt an, dann drehte ſie leiſe einen verborgenen Krahn, auf einmal ſpruͤtzten alle Schnaͤbel funkelnde Waſſerſtrahlen grade auf For¬ tunat, und eh' er ſich noch beſinnen konnte, war ſeine wilde Taube in dem Spruͤhregen verflogen. Er ſchuͤttelte ſich lachend ab, und als er zu der Geſellſchaft zuruͤckkam, ſtand Florentine ſchon wieder am Tiſch vor der Mutter, die ihr beſorglich die Locken aus der heißen Stirn ſtrich. Sie hatte die langen Augenwimpern tief geſenkt, denn es that ihr nun heim¬ lich leid um Fortunats neuen Frack, die flackernden Lichter ſpielten auf ihrem Geſicht und dem glitzernden Mieder, ſo ſah ſie in den lauſchenden Wogen von Taft und bunten Schleifen wie ein Elfchen aus, das aus einer Tulpe guckt. — Walter ſah ſie lange unver¬ wandt an, dann faßte er Fortunaten unter dem Arm und fuͤhrte ihn raſch in den Garten. Iſt ſie nicht wunderſchoͤn? o wie bin ich doch gluͤcklich! rief er aus, und erzaͤhlte nun dem Freunde, daß er ſeit laͤngerer Zeit mit Florentinen verlobt ſei, daß ſie, auf den Rath

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/44>, abgerufen am 21.11.2024.