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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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Und wie im Traum von den Höhen
Seh' ich Nachts meiner Liebsten Haus,
Die Wolken darüber gehen
Und löschen die Sterne aus.

Fiametta flüsterte wieder: ist ihm denn seine Liebste
gestorben? -- Ach, das ist eine dumme Geschichte mit
seiner Amour, erwiederte der Einsiedler, thut mir den
Gefallen und bedauert ihn nicht lange, das will er
nur, sonst macht er noch immer mehr Flausen davon.
Wer ist's denn? fragte Fiametta. Aber der Spiel¬
mann sang von neuem:

Im Schloß ihr wohl am Fenster steht
Und herzt euch nach Gefallen,
Der Herbst schon durch die Felder geht,
Da hört ihr's unten schallen.
" Das klingt ja wie vom Felsenrand
Einst bei des Klausners Buchen,
Ich glaub', das ist der Musikant,
Der kommt zum Kindtaufs-Kuchen."
Und die Vögel zieh'n über die Buchen,
Der Sommer der ist vorbei,
Ich aber muß wandern und suchen,
Wo der ewige Frühling sey.

Hier entstand plötzlich ein heftiges Geräusch, und
eh' sie sich's versahen, kam der Sänger in hastiger
Flucht durch Laub und Aeste geradezu über die alte
Gartenmauer dahergeflogen, daß die losen Steine hin¬
ter ihm drein kollerten. Fiametta drängte sich scheu
an Fortunat, dieser erkannte zu seinem Erstaunen in

Und wie im Traum von den Hoͤhen
Seh' ich Nachts meiner Liebſten Haus,
Die Wolken daruͤber gehen
Und loͤſchen die Sterne aus.

Fiametta fluͤſterte wieder: iſt ihm denn ſeine Liebſte
geſtorben? — Ach, das iſt eine dumme Geſchichte mit
ſeiner Amour, erwiederte der Einſiedler, thut mir den
Gefallen und bedauert ihn nicht lange, das will er
nur, ſonſt macht er noch immer mehr Flauſen davon.
Wer iſt's denn? fragte Fiametta. Aber der Spiel¬
mann ſang von neuem:

Im Schloß ihr wohl am Fenſter ſteht
Und herzt euch nach Gefallen,
Der Herbſt ſchon durch die Felder geht,
Da hoͤrt ihr's unten ſchallen.
„ Das klingt ja wie vom Felſenrand
Einſt bei des Klausners Buchen,
Ich glaub', das iſt der Muſikant,
Der kommt zum Kindtaufs-Kuchen.“
Und die Voͤgel zieh'n uͤber die Buchen,
Der Sommer der iſt vorbei,
Ich aber muß wandern und ſuchen,
Wo der ewige Fruͤhling ſey.

Hier entſtand ploͤtzlich ein heftiges Geraͤuſch, und
eh' ſie ſich's verſahen, kam der Saͤnger in haſtiger
Flucht durch Laub und Aeſte geradezu uͤber die alte
Gartenmauer dahergeflogen, daß die loſen Steine hin¬
ter ihm drein kollerten. Fiametta draͤngte ſich ſcheu
an Fortunat, dieſer erkannte zu ſeinem Erſtaunen in

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[368/0375] Und wie im Traum von den Hoͤhen Seh' ich Nachts meiner Liebſten Haus, Die Wolken daruͤber gehen Und loͤſchen die Sterne aus. Fiametta fluͤſterte wieder: iſt ihm denn ſeine Liebſte geſtorben? — Ach, das iſt eine dumme Geſchichte mit ſeiner Amour, erwiederte der Einſiedler, thut mir den Gefallen und bedauert ihn nicht lange, das will er nur, ſonſt macht er noch immer mehr Flauſen davon. Wer iſt's denn? fragte Fiametta. Aber der Spiel¬ mann ſang von neuem: Im Schloß ihr wohl am Fenſter ſteht Und herzt euch nach Gefallen, Der Herbſt ſchon durch die Felder geht, Da hoͤrt ihr's unten ſchallen. „ Das klingt ja wie vom Felſenrand Einſt bei des Klausners Buchen, Ich glaub', das iſt der Muſikant, Der kommt zum Kindtaufs-Kuchen.“ Und die Voͤgel zieh'n uͤber die Buchen, Der Sommer der iſt vorbei, Ich aber muß wandern und ſuchen, Wo der ewige Fruͤhling ſey. Hier entſtand ploͤtzlich ein heftiges Geraͤuſch, und eh' ſie ſich's verſahen, kam der Saͤnger in haſtiger Flucht durch Laub und Aeſte geradezu uͤber die alte Gartenmauer dahergeflogen, daß die loſen Steine hin¬ ter ihm drein kollerten. Fiametta draͤngte ſich ſcheu an Fortunat, dieſer erkannte zu ſeinem Erſtaunen in

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/375>, abgerufen am 23.11.2024.