Fragen, daß die Pachterstöchter aus der Nachbarschaft angekommen, und mit Florentinen im Garten den alten gräflichen Hofstaat anprobirt hätten, und daß alle diese Anstalten auf den feierlichen Empfang des heute erwarteten Studenten Otto zielten, der nach den ein¬ gelaufenen Nachrichten früher hier eintreffen könnte, als man Anfangs glaubte. Der Mann aber war der För¬ ster des Orts, der früher selbst das Gymnasium fre¬ quentirt, und seitdem eine wüthende Vorliebe für Stu¬ denten hatte. -- Fortunaten war diese unverhoffte Wirthschaft ein willkommenes Fest. Er mischte sich ohne Verzug in das bunte Getümmel, um den Lärm, wo möglich, noch größer zu machen. Dem Förster stellte er vor, wie unerläßlich es sey, den Gefeierten durch ein Triumphthor einzuführen, worauf beide so¬ gleich voll Eifer forteilten, um die nöthigen Materia¬ lien zu dem neuen Werke herbeizuschaffen. Unterwegs begegneten sie Walter'n, der so eben mit einem Buche in den Garten ging. Ich muß mich ein wenig sam¬ meln, sagte er flüchtig zu Fortunat, ich freute mich so auf den stillen Tag im Freien, und nun bricht aller Plunder herein, es ist mir einmal nicht gegeben, mit den Leuten über Nichts zu schwatzen, es ist unleidlich!
Inzwischen verzögerte sich Otto's Ankunft von Stunde zu Stunde. Walter hatte nicht lange gelesen, sondern revidirte in seiner praktischen Lust mit dem Amtmann die Höfe, Scheunen und Ställe. Im Gar¬
Fragen, daß die Pachterstoͤchter aus der Nachbarſchaft angekommen, und mit Florentinen im Garten den alten graͤflichen Hofſtaat anprobirt haͤtten, und daß alle dieſe Anſtalten auf den feierlichen Empfang des heute erwarteten Studenten Otto zielten, der nach den ein¬ gelaufenen Nachrichten fruͤher hier eintreffen koͤnnte, als man Anfangs glaubte. Der Mann aber war der Foͤr¬ ſter des Orts, der fruͤher ſelbſt das Gymnaſium fre¬ quentirt, und ſeitdem eine wuͤthende Vorliebe fuͤr Stu¬ denten hatte. — Fortunaten war dieſe unverhoffte Wirthſchaft ein willkommenes Feſt. Er miſchte ſich ohne Verzug in das bunte Getuͤmmel, um den Laͤrm, wo moͤglich, noch groͤßer zu machen. Dem Foͤrſter ſtellte er vor, wie unerlaͤßlich es ſey, den Gefeierten durch ein Triumphthor einzufuͤhren, worauf beide ſo¬ gleich voll Eifer forteilten, um die noͤthigen Materia¬ lien zu dem neuen Werke herbeizuſchaffen. Unterwegs begegneten ſie Walter'n, der ſo eben mit einem Buche in den Garten ging. Ich muß mich ein wenig ſam¬ meln, ſagte er fluͤchtig zu Fortunat, ich freute mich ſo auf den ſtillen Tag im Freien, und nun bricht aller Plunder herein, es iſt mir einmal nicht gegeben, mit den Leuten uͤber Nichts zu ſchwatzen, es iſt unleidlich!
Inzwiſchen verzoͤgerte ſich Otto's Ankunft von Stunde zu Stunde. Walter hatte nicht lange geleſen, ſondern revidirte in ſeiner praktiſchen Luſt mit dem Amtmann die Hoͤfe, Scheunen und Staͤlle. Im Gar¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0037"n="30"/>
Fragen, daß die Pachterstoͤchter aus der Nachbarſchaft<lb/>
angekommen, und mit Florentinen im Garten den alten<lb/>
graͤflichen Hofſtaat anprobirt haͤtten, und daß alle<lb/>
dieſe Anſtalten auf den feierlichen Empfang des heute<lb/>
erwarteten Studenten Otto zielten, der nach den ein¬<lb/>
gelaufenen Nachrichten fruͤher hier eintreffen koͤnnte, als<lb/>
man Anfangs glaubte. Der Mann aber war der Foͤr¬<lb/>ſter des Orts, der fruͤher ſelbſt das Gymnaſium fre¬<lb/>
quentirt, und ſeitdem eine wuͤthende Vorliebe fuͤr Stu¬<lb/>
denten hatte. — Fortunaten war dieſe unverhoffte<lb/>
Wirthſchaft ein willkommenes Feſt. Er miſchte ſich<lb/>
ohne Verzug in das bunte Getuͤmmel, um den Laͤrm,<lb/>
wo moͤglich, noch groͤßer zu machen. Dem Foͤrſter<lb/>ſtellte er vor, wie unerlaͤßlich es ſey, den Gefeierten<lb/>
durch ein Triumphthor einzufuͤhren, worauf beide ſo¬<lb/>
gleich voll Eifer forteilten, um die noͤthigen Materia¬<lb/>
lien zu dem neuen Werke herbeizuſchaffen. Unterwegs<lb/>
begegneten ſie Walter'n, der ſo eben mit einem Buche<lb/>
in den Garten ging. Ich muß mich ein wenig ſam¬<lb/>
meln, ſagte er fluͤchtig zu Fortunat, ich freute mich<lb/>ſo auf den ſtillen Tag im Freien, und nun bricht aller<lb/>
Plunder herein, es iſt mir einmal nicht gegeben, mit<lb/>
den Leuten uͤber Nichts zu ſchwatzen, es iſt unleidlich!</p><lb/><p>Inzwiſchen verzoͤgerte ſich Otto's Ankunft von<lb/>
Stunde zu Stunde. Walter hatte nicht lange geleſen,<lb/>ſondern revidirte in ſeiner praktiſchen Luſt mit dem<lb/>
Amtmann die Hoͤfe, Scheunen und Staͤlle. Im Gar¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[30/0037]
Fragen, daß die Pachterstoͤchter aus der Nachbarſchaft
angekommen, und mit Florentinen im Garten den alten
graͤflichen Hofſtaat anprobirt haͤtten, und daß alle
dieſe Anſtalten auf den feierlichen Empfang des heute
erwarteten Studenten Otto zielten, der nach den ein¬
gelaufenen Nachrichten fruͤher hier eintreffen koͤnnte, als
man Anfangs glaubte. Der Mann aber war der Foͤr¬
ſter des Orts, der fruͤher ſelbſt das Gymnaſium fre¬
quentirt, und ſeitdem eine wuͤthende Vorliebe fuͤr Stu¬
denten hatte. — Fortunaten war dieſe unverhoffte
Wirthſchaft ein willkommenes Feſt. Er miſchte ſich
ohne Verzug in das bunte Getuͤmmel, um den Laͤrm,
wo moͤglich, noch groͤßer zu machen. Dem Foͤrſter
ſtellte er vor, wie unerlaͤßlich es ſey, den Gefeierten
durch ein Triumphthor einzufuͤhren, worauf beide ſo¬
gleich voll Eifer forteilten, um die noͤthigen Materia¬
lien zu dem neuen Werke herbeizuſchaffen. Unterwegs
begegneten ſie Walter'n, der ſo eben mit einem Buche
in den Garten ging. Ich muß mich ein wenig ſam¬
meln, ſagte er fluͤchtig zu Fortunat, ich freute mich
ſo auf den ſtillen Tag im Freien, und nun bricht aller
Plunder herein, es iſt mir einmal nicht gegeben, mit
den Leuten uͤber Nichts zu ſchwatzen, es iſt unleidlich!
Inzwiſchen verzoͤgerte ſich Otto's Ankunft von
Stunde zu Stunde. Walter hatte nicht lange geleſen,
ſondern revidirte in ſeiner praktiſchen Luſt mit dem
Amtmann die Hoͤfe, Scheunen und Staͤlle. Im Gar¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/37>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.