jenseits plötzlich ein Peitschenknall, und um die Wald¬ ecke herum fliegt ein schöner Reisewagen über die glän¬ zende Landschaft. Eine Dame beugt sich aus dem Wagen -- Fortunat fährt erschrocken zusammen, es ist offenbar Fiametta, aber in Frauenkleidern, lustig schwatzend mit einem Unbekannten, der neben dem Schlage reitet. Jetzt senkt sich der Weg plötzlich wie¬ der in den Wald und zwischen den dunklen Tannen ist alles verschwunden und verklungen.
Fortunat stand wie versteinert, im ersten Augen¬ blick kam ihm Fiametta fast wie ein lieblicher Kobold vor, der neckend durch's Gebirge streifte. Dann dachte er sie sich wieder in Hohenstein entdeckt und mit roher Gewalt fortgeführt; aber wie konnte sie dann noch so fröhlich plaudern! -- er war ganz verwirrt. -- So lenkte er rasch auf einem Fußsteig den Berg hinab, über die Wiese dem Hohlweg zu, wo die Erscheinung versunken. Bald theilten sich die Wege, auf dem einen glaubte er eine frische Wagenspur zu bemerken und setzte munter die Sporen ein.
Aber je weiter er kam, je wilder und einsamer wurde die Gegend. Sie konnten auf dem steinigen Wege unmöglich so rasch gefahren seyn, als er ritt. Oft hielt er lauschend still, da glaubte er einmal wie¬ der ihre Stimme zu hören, es war nur der fremde Schall eines Waldvogels aus der Ferne. Er sang laut alle Lieder, die er wußte, dann horchte er wieder,
23 *
jenſeits ploͤtzlich ein Peitſchenknall, und um die Wald¬ ecke herum fliegt ein ſchoͤner Reiſewagen uͤber die glaͤn¬ zende Landſchaft. Eine Dame beugt ſich aus dem Wagen — Fortunat faͤhrt erſchrocken zuſammen, es iſt offenbar Fiametta, aber in Frauenkleidern, luſtig ſchwatzend mit einem Unbekannten, der neben dem Schlage reitet. Jetzt ſenkt ſich der Weg ploͤtzlich wie¬ der in den Wald und zwiſchen den dunklen Tannen iſt alles verſchwunden und verklungen.
Fortunat ſtand wie verſteinert, im erſten Augen¬ blick kam ihm Fiametta faſt wie ein lieblicher Kobold vor, der neckend durch's Gebirge ſtreifte. Dann dachte er ſie ſich wieder in Hohenſtein entdeckt und mit roher Gewalt fortgefuͤhrt; aber wie konnte ſie dann noch ſo froͤhlich plaudern! — er war ganz verwirrt. — So lenkte er raſch auf einem Fußſteig den Berg hinab, uͤber die Wieſe dem Hohlweg zu, wo die Erſcheinung verſunken. Bald theilten ſich die Wege, auf dem einen glaubte er eine friſche Wagenſpur zu bemerken und ſetzte munter die Sporen ein.
Aber je weiter er kam, je wilder und einſamer wurde die Gegend. Sie konnten auf dem ſteinigen Wege unmoͤglich ſo raſch gefahren ſeyn, als er ritt. Oft hielt er lauſchend ſtill, da glaubte er einmal wie¬ der ihre Stimme zu hoͤren, es war nur der fremde Schall eines Waldvogels aus der Ferne. Er ſang laut alle Lieder, die er wußte, dann horchte er wieder,
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jenſeits ploͤtzlich ein Peitſchenknall, und um die Wald¬
ecke herum fliegt ein ſchoͤner Reiſewagen uͤber die glaͤn¬
zende Landſchaft. Eine Dame beugt ſich aus dem
Wagen — Fortunat faͤhrt erſchrocken zuſammen, es
iſt offenbar Fiametta, aber in Frauenkleidern, luſtig
ſchwatzend mit einem Unbekannten, der neben dem
Schlage reitet. Jetzt ſenkt ſich der Weg ploͤtzlich wie¬
der in den Wald und zwiſchen den dunklen Tannen
iſt alles verſchwunden und verklungen.
Fortunat ſtand wie verſteinert, im erſten Augen¬
blick kam ihm Fiametta faſt wie ein lieblicher Kobold
vor, der neckend durch's Gebirge ſtreifte. Dann dachte
er ſie ſich wieder in Hohenſtein entdeckt und mit roher
Gewalt fortgefuͤhrt; aber wie konnte ſie dann noch ſo
froͤhlich plaudern! — er war ganz verwirrt. — So
lenkte er raſch auf einem Fußſteig den Berg hinab,
uͤber die Wieſe dem Hohlweg zu, wo die Erſcheinung
verſunken. Bald theilten ſich die Wege, auf dem einen
glaubte er eine friſche Wagenſpur zu bemerken und
ſetzte munter die Sporen ein.
Aber je weiter er kam, je wilder und einſamer
wurde die Gegend. Sie konnten auf dem ſteinigen
Wege unmoͤglich ſo raſch gefahren ſeyn, als er ritt.
Oft hielt er lauſchend ſtill, da glaubte er einmal wie¬
der ihre Stimme zu hoͤren, es war nur der fremde
Schall eines Waldvogels aus der Ferne. Er ſang
laut alle Lieder, die er wußte, dann horchte er wieder,
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/362>, abgerufen am 23.11.2024.
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