beide daran. Die schöne Frau schlug verwirrt und erröthend die Augen nieder -- dann reichte sie ihm freundlich lächelnd ihre Hand, in die er recht herzlich einschlug. Währenddeß ging Walter eifrig auf und nieder und zerbrach sich den Kopf. Wär' nur der fremde Herr nicht, der euch verfolgt! rief er ärgerlich aus. -- Ei was! entgegnete Fortunat lustig, ich hab' das Mädchen und er die Tante, laß ihn die heirathen!
Sie setzten sich nun auf die Bank unter der Linde und berathschlagten mit einander, was jetzt zunächst zu thun sey. Nach vielem Hin- und Hersinnen wurde endlich einmüthig beschlossen, vor dem Förster und den Andern das einmal eingeleitete Mißverständniß zu be¬ nutzen und die Kammerjungfer für die entflohene Ge¬ liebte des Vetters auszugeben, beide aber einstweilen im Hause zu verwahren. Fortunat dagegen sollte schleunigst zu der Tante aufbrechen und dort, bevor er ihr den Auf¬ enthalt Fiametta's entdeckte, nach den Umständen alles selbst vorsichtig in's rechte Geleis zu bringen suchen. Du hast Rang, Vermögen, sagte Walter, und bist eine so gute Partie für die Marchesin, als irgend eine im Lande, es müßte wahrlich mit dem Eigensinn eines Romanschreibers zugehen, wenn ihr euch zuletzt nicht noch kriegtet.
Währenddeß hörten sie Fiametta im Hause lustig plaudern und lachen. Der Förster, den sie weit im Walde wähnten, hatte nämlich sorgfältig seinen neuen
beide daran. Die ſchoͤne Frau ſchlug verwirrt und erroͤthend die Augen nieder — dann reichte ſie ihm freundlich laͤchelnd ihre Hand, in die er recht herzlich einſchlug. Waͤhrenddeß ging Walter eifrig auf und nieder und zerbrach ſich den Kopf. Waͤr' nur der fremde Herr nicht, der euch verfolgt! rief er aͤrgerlich aus. — Ei was! entgegnete Fortunat luſtig, ich hab' das Maͤdchen und er die Tante, laß ihn die heirathen!
Sie ſetzten ſich nun auf die Bank unter der Linde und berathſchlagten mit einander, was jetzt zunaͤchſt zu thun ſey. Nach vielem Hin- und Herſinnen wurde endlich einmuͤthig beſchloſſen, vor dem Foͤrſter und den Andern das einmal eingeleitete Mißverſtaͤndniß zu be¬ nutzen und die Kammerjungfer fuͤr die entflohene Ge¬ liebte des Vetters auszugeben, beide aber einſtweilen im Hauſe zu verwahren. Fortunat dagegen ſollte ſchleunigſt zu der Tante aufbrechen und dort, bevor er ihr den Auf¬ enthalt Fiametta's entdeckte, nach den Umſtaͤnden alles ſelbſt vorſichtig in's rechte Geleis zu bringen ſuchen. Du haſt Rang, Vermoͤgen, ſagte Walter, und biſt eine ſo gute Partie fuͤr die Marcheſin, als irgend eine im Lande, es muͤßte wahrlich mit dem Eigenſinn eines Romanſchreibers zugehen, wenn ihr euch zuletzt nicht noch kriegtet.
Waͤhrenddeß hoͤrten ſie Fiametta im Hauſe luſtig plaudern und lachen. Der Foͤrſter, den ſie weit im Walde waͤhnten, hatte naͤmlich ſorgfaͤltig ſeinen neuen
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beide daran. Die ſchoͤne Frau ſchlug verwirrt und
erroͤthend die Augen nieder — dann reichte ſie ihm
freundlich laͤchelnd ihre Hand, in die er recht herzlich
einſchlug. Waͤhrenddeß ging Walter eifrig auf und
nieder und zerbrach ſich den Kopf. Waͤr' nur der
fremde Herr nicht, der euch verfolgt! rief er aͤrgerlich
aus. — Ei was! entgegnete Fortunat luſtig, ich hab'
das Maͤdchen und er die Tante, laß ihn die heirathen!
Sie ſetzten ſich nun auf die Bank unter der Linde
und berathſchlagten mit einander, was jetzt zunaͤchſt
zu thun ſey. Nach vielem Hin- und Herſinnen wurde
endlich einmuͤthig beſchloſſen, vor dem Foͤrſter und den
Andern das einmal eingeleitete Mißverſtaͤndniß zu be¬
nutzen und die Kammerjungfer fuͤr die entflohene Ge¬
liebte des Vetters auszugeben, beide aber einſtweilen im
Hauſe zu verwahren. Fortunat dagegen ſollte ſchleunigſt
zu der Tante aufbrechen und dort, bevor er ihr den Auf¬
enthalt Fiametta's entdeckte, nach den Umſtaͤnden alles
ſelbſt vorſichtig in's rechte Geleis zu bringen ſuchen.
Du haſt Rang, Vermoͤgen, ſagte Walter, und biſt
eine ſo gute Partie fuͤr die Marcheſin, als irgend eine
im Lande, es muͤßte wahrlich mit dem Eigenſinn eines
Romanſchreibers zugehen, wenn ihr euch zuletzt nicht
noch kriegtet.
Waͤhrenddeß hoͤrten ſie Fiametta im Hauſe luſtig
plaudern und lachen. Der Foͤrſter, den ſie weit im
Walde waͤhnten, hatte naͤmlich ſorgfaͤltig ſeinen neuen
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/356>, abgerufen am 23.11.2024.
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