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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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und die Straßen glänzend durch's Land gingen, Reiter
und Wagen zogen da wie in einem Schattenspiel rasch
vorbei, manchmal kam der Klang eines Posthorns aus
der Ferne herüber. Dort geht es nach Italien hin¬
aus, sagte die Tante -- mir war zum Sterben bange.

Eines Abends saßen wir auch dort, ich zerpflückte
in Gedanken eine Sternblume: ob du kommst oder
nicht kommst? Er kommt! rief ich auf einmal er¬
schrocken aus, warf die Blume fort und flog vom Hü¬
gel, am Schloß vorüber, immerfort in's Thal hinab.
Denn zwei Reiter kamen unten vom Wald, der eine
im grünen Reiserock, gerade wie du! Als ich athem¬
los unten anlange, stutzt sein Pferd -- es war ein
ganz fremdes Gesicht. Er mocht' es wohl errathen,
wer ich bin, er schwang sich schnell vom Pferde, und,
indem er die Zügel seinem Bedienten zuwarf, reichte er
mir höflich den Arm und führte mich wie eine Gefan¬
gene zurück. Ich glaubte, die Tante würde schmälen,
aber sie besorgte nur, daß mir die Erhitzung nicht
schade, strich mir die Locken aus der Stirn und nannte
mich ein artiges Kind, daß ich ihren Vetter, den sie
viele Jahre nicht gesehen, so freundlich empfangen.
Sie nannte ihn Baron Manfred.

Manfred? sagte Fortunat erstaunt, den Namen
habe ich oft von Lothario gehört. Doch den kennst
du ja nicht. -- Fiametta schüttelte das Köpfchen und
fuhr weiter fort:

und die Straßen glaͤnzend durch's Land gingen, Reiter
und Wagen zogen da wie in einem Schattenſpiel raſch
vorbei, manchmal kam der Klang eines Poſthorns aus
der Ferne heruͤber. Dort geht es nach Italien hin¬
aus, ſagte die Tante — mir war zum Sterben bange.

Eines Abends ſaßen wir auch dort, ich zerpfluͤckte
in Gedanken eine Sternblume: ob du kommſt oder
nicht kommſt? Er kommt! rief ich auf einmal er¬
ſchrocken aus, warf die Blume fort und flog vom Huͤ¬
gel, am Schloß voruͤber, immerfort in's Thal hinab.
Denn zwei Reiter kamen unten vom Wald, der eine
im gruͤnen Reiſerock, gerade wie du! Als ich athem¬
los unten anlange, ſtutzt ſein Pferd — es war ein
ganz fremdes Geſicht. Er mocht' es wohl errathen,
wer ich bin, er ſchwang ſich ſchnell vom Pferde, und,
indem er die Zuͤgel ſeinem Bedienten zuwarf, reichte er
mir hoͤflich den Arm und fuͤhrte mich wie eine Gefan¬
gene zuruͤck. Ich glaubte, die Tante wuͤrde ſchmaͤlen,
aber ſie beſorgte nur, daß mir die Erhitzung nicht
ſchade, ſtrich mir die Locken aus der Stirn und nannte
mich ein artiges Kind, daß ich ihren Vetter, den ſie
viele Jahre nicht geſehen, ſo freundlich empfangen.
Sie nannte ihn Baron Manfred.

Manfred? ſagte Fortunat erſtaunt, den Namen
habe ich oft von Lothario gehoͤrt. Doch den kennſt
du ja nicht. — Fiametta ſchuͤttelte das Koͤpfchen und
fuhr weiter fort:

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[302/0309] und die Straßen glaͤnzend durch's Land gingen, Reiter und Wagen zogen da wie in einem Schattenſpiel raſch vorbei, manchmal kam der Klang eines Poſthorns aus der Ferne heruͤber. Dort geht es nach Italien hin¬ aus, ſagte die Tante — mir war zum Sterben bange. Eines Abends ſaßen wir auch dort, ich zerpfluͤckte in Gedanken eine Sternblume: ob du kommſt oder nicht kommſt? Er kommt! rief ich auf einmal er¬ ſchrocken aus, warf die Blume fort und flog vom Huͤ¬ gel, am Schloß voruͤber, immerfort in's Thal hinab. Denn zwei Reiter kamen unten vom Wald, der eine im gruͤnen Reiſerock, gerade wie du! Als ich athem¬ los unten anlange, ſtutzt ſein Pferd — es war ein ganz fremdes Geſicht. Er mocht' es wohl errathen, wer ich bin, er ſchwang ſich ſchnell vom Pferde, und, indem er die Zuͤgel ſeinem Bedienten zuwarf, reichte er mir hoͤflich den Arm und fuͤhrte mich wie eine Gefan¬ gene zuruͤck. Ich glaubte, die Tante wuͤrde ſchmaͤlen, aber ſie beſorgte nur, daß mir die Erhitzung nicht ſchade, ſtrich mir die Locken aus der Stirn und nannte mich ein artiges Kind, daß ich ihren Vetter, den ſie viele Jahre nicht geſehen, ſo freundlich empfangen. Sie nannte ihn Baron Manfred. Manfred? ſagte Fortunat erſtaunt, den Namen habe ich oft von Lothario gehoͤrt. Doch den kennſt du ja nicht. — Fiametta ſchuͤttelte das Koͤpfchen und fuhr weiter fort:

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/309>, abgerufen am 25.11.2024.