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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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die Luft sich bewegte, klang bald das Plätschern, bald
die liebliche Stimme wie ein Glöcklein aus der stillen
Mondnacht herüber. Die Nacht aber hatte unterdeß
die Gegend draußen wunderbar verwandelt, zwischen
den alten Bäumen hindurch sah man weit in die Thä¬
ler hinaus, da lag es verworren im Mondschein, wie
glänzende Kuppeln, Trümmer und prächtige Gärten,
in dem nahen Städtchen unten sang ein Student noch
vor seiner Liebsten Thür, dazwischen immerfort wieder
das Rauschen des Brunnen -- Fortunat saß wie im
Traum, er dachte an Italien, an Rom, und unwill¬
kürlich in Gedanken rief er -- Fiametta!

Bei dem Klange reckten die beiden, wie Rehe,
wenn das Laub raschelt, plötzlich die Köpfchen in die
Höh, sprangen scheu auf und flogen dem Hause zu.
Fortunat trat ihnen erstaunt entgegen, da stutzte das
Jägerbürschchen plötzlich und sah ihn einen Augenblick
durchdringend an, dann aber warf es sich auf einmal
athemlos an seinen Hals, ihn fest umklammernd und
schluchzend, er fühlte des Jünglings Thränen unauf¬
haltsam über seine Wangen rinnen; seine Locken roll¬
ten rings um ihn her, es war, als würde er in seinen
Armen ganz und gar vergehen. Nun aber wußt' er's
wohl, wen er im Arme hielt. Meine liebe, liebe Fia¬
metta
! rief er aus tiefstem Herzensgrunde. Da ließ
das schöne verkleidete Mädchen los, stellte sich, ihre
Locken aus dem Gesicht schüttelnd, dicht vor ihn und

die Luft ſich bewegte, klang bald das Plaͤtſchern, bald
die liebliche Stimme wie ein Gloͤcklein aus der ſtillen
Mondnacht heruͤber. Die Nacht aber hatte unterdeß
die Gegend draußen wunderbar verwandelt, zwiſchen
den alten Baͤumen hindurch ſah man weit in die Thaͤ¬
ler hinaus, da lag es verworren im Mondſchein, wie
glaͤnzende Kuppeln, Truͤmmer und praͤchtige Gaͤrten,
in dem nahen Staͤdtchen unten ſang ein Student noch
vor ſeiner Liebſten Thuͤr, dazwiſchen immerfort wieder
das Rauſchen des Brunnen — Fortunat ſaß wie im
Traum, er dachte an Italien, an Rom, und unwill¬
kuͤrlich in Gedanken rief er — Fiametta!

Bei dem Klange reckten die beiden, wie Rehe,
wenn das Laub raſchelt, ploͤtzlich die Koͤpfchen in die
Hoͤh, ſprangen ſcheu auf und flogen dem Hauſe zu.
Fortunat trat ihnen erſtaunt entgegen, da ſtutzte das
Jaͤgerbuͤrſchchen ploͤtzlich und ſah ihn einen Augenblick
durchdringend an, dann aber warf es ſich auf einmal
athemlos an ſeinen Hals, ihn feſt umklammernd und
ſchluchzend, er fuͤhlte des Juͤnglings Thraͤnen unauf¬
haltſam uͤber ſeine Wangen rinnen; ſeine Locken roll¬
ten rings um ihn her, es war, als wuͤrde er in ſeinen
Armen ganz und gar vergehen. Nun aber wußt' er's
wohl, wen er im Arme hielt. Meine liebe, liebe Fia¬
metta
! rief er aus tiefſtem Herzensgrunde. Da ließ
das ſchoͤne verkleidete Maͤdchen los, ſtellte ſich, ihre
Locken aus dem Geſicht ſchuͤttelnd, dicht vor ihn und

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[296/0303] die Luft ſich bewegte, klang bald das Plaͤtſchern, bald die liebliche Stimme wie ein Gloͤcklein aus der ſtillen Mondnacht heruͤber. Die Nacht aber hatte unterdeß die Gegend draußen wunderbar verwandelt, zwiſchen den alten Baͤumen hindurch ſah man weit in die Thaͤ¬ ler hinaus, da lag es verworren im Mondſchein, wie glaͤnzende Kuppeln, Truͤmmer und praͤchtige Gaͤrten, in dem nahen Staͤdtchen unten ſang ein Student noch vor ſeiner Liebſten Thuͤr, dazwiſchen immerfort wieder das Rauſchen des Brunnen — Fortunat ſaß wie im Traum, er dachte an Italien, an Rom, und unwill¬ kuͤrlich in Gedanken rief er — Fiametta! Bei dem Klange reckten die beiden, wie Rehe, wenn das Laub raſchelt, ploͤtzlich die Koͤpfchen in die Hoͤh, ſprangen ſcheu auf und flogen dem Hauſe zu. Fortunat trat ihnen erſtaunt entgegen, da ſtutzte das Jaͤgerbuͤrſchchen ploͤtzlich und ſah ihn einen Augenblick durchdringend an, dann aber warf es ſich auf einmal athemlos an ſeinen Hals, ihn feſt umklammernd und ſchluchzend, er fuͤhlte des Juͤnglings Thraͤnen unauf¬ haltſam uͤber ſeine Wangen rinnen; ſeine Locken roll¬ ten rings um ihn her, es war, als wuͤrde er in ſeinen Armen ganz und gar vergehen. Nun aber wußt' er's wohl, wen er im Arme hielt. Meine liebe, liebe Fia¬ metta! rief er aus tiefſtem Herzensgrunde. Da ließ das ſchoͤne verkleidete Maͤdchen los, ſtellte ſich, ihre Locken aus dem Geſicht ſchuͤttelnd, dicht vor ihn und

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/303>, abgerufen am 25.11.2024.