und die Nachtigallen schlugen, von einem einsamen Schlosse klang noch eine Guitarre herüber und Düfte wehten erquickend aus den blühenden Gärten herauf. Von dem letzten Abhang des Berges rief er, wie er¬ löst, hinab: Gegrüßt, du schönes Leben, ja ich spür's, ich habe dich wieder!
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Auf der Donau glitt bei dem heitersten Wetter ein Schiff zwischen den schönen waldigen Bergen und Burgen hinab. Von Zeit zu Zeit erschallte ein so herzhaftes Lachen von dem Schiffe, daß die Vorüber¬ gehenden am Ufer stehen blieben und vor Lust mitla¬ chen mußten, ohne zu wissen warum. Es waren rei¬ sende Kaufleute, Studenten und Jäger, die auf dem Verdeck im Kreise umherlagen, in ihrer Mitte ein klei¬ ner stämmiger Mann mit Reisetasche und breitkräm¬ pigem Pilgerhut, der ihnen aus seinem eigenen Leben die unerhörtesten Abenteuer erzählte und jedesmal ganz entrüstet war, wenn sie lachten und ihm nicht glauben wollten. Abgesondert aber von dem lustigen Häuflein stand mitten im Schiff ein wunderschöner Jüngling in
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und die Nachtigallen ſchlugen, von einem einſamen Schloſſe klang noch eine Guitarre heruͤber und Duͤfte wehten erquickend aus den bluͤhenden Gaͤrten herauf. Von dem letzten Abhang des Berges rief er, wie er¬ loͤſt, hinab: Gegruͤßt, du ſchoͤnes Leben, ja ich ſpuͤr's, ich habe dich wieder!
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Auf der Donau glitt bei dem heiterſten Wetter ein Schiff zwiſchen den ſchoͤnen waldigen Bergen und Burgen hinab. Von Zeit zu Zeit erſchallte ein ſo herzhaftes Lachen von dem Schiffe, daß die Voruͤber¬ gehenden am Ufer ſtehen blieben und vor Luſt mitla¬ chen mußten, ohne zu wiſſen warum. Es waren rei¬ ſende Kaufleute, Studenten und Jaͤger, die auf dem Verdeck im Kreiſe umherlagen, in ihrer Mitte ein klei¬ ner ſtaͤmmiger Mann mit Reiſetaſche und breitkraͤm¬ pigem Pilgerhut, der ihnen aus ſeinem eigenen Leben die unerhoͤrteſten Abenteuer erzaͤhlte und jedesmal ganz entruͤſtet war, wenn ſie lachten und ihm nicht glauben wollten. Abgeſondert aber von dem luſtigen Haͤuflein ſtand mitten im Schiff ein wunderſchoͤner Juͤngling in
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und die Nachtigallen ſchlugen, von einem einſamen
Schloſſe klang noch eine Guitarre heruͤber und Duͤfte
wehten erquickend aus den bluͤhenden Gaͤrten herauf.
Von dem letzten Abhang des Berges rief er, wie er¬
loͤſt, hinab: Gegruͤßt, du ſchoͤnes Leben, ja ich ſpuͤr's,
ich habe dich wieder!
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Auf der Donau glitt bei dem heiterſten Wetter
ein Schiff zwiſchen den ſchoͤnen waldigen Bergen und
Burgen hinab. Von Zeit zu Zeit erſchallte ein ſo
herzhaftes Lachen von dem Schiffe, daß die Voruͤber¬
gehenden am Ufer ſtehen blieben und vor Luſt mitla¬
chen mußten, ohne zu wiſſen warum. Es waren rei¬
ſende Kaufleute, Studenten und Jaͤger, die auf dem
Verdeck im Kreiſe umherlagen, in ihrer Mitte ein klei¬
ner ſtaͤmmiger Mann mit Reiſetaſche und breitkraͤm¬
pigem Pilgerhut, der ihnen aus ſeinem eigenen Leben
die unerhoͤrteſten Abenteuer erzaͤhlte und jedesmal ganz
entruͤſtet war, wenn ſie lachten und ihm nicht glauben
wollten. Abgeſondert aber von dem luſtigen Haͤuflein
ſtand mitten im Schiff ein wunderſchoͤner Juͤngling in
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/296>, abgerufen am 23.11.2024.
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