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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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Thale, nur die gegenüberstehenden Waldberge schauten
ernst durch die offenen Fenster herein. -- Ermüdet setzte
er sich auf das Fenstergeländer, um sich in der Abend¬
kühle zu erfrischen, als er auf der Straße, die vom
Gebirge kam, einen wunderlichen Zug sich zwischen
den Wallnußbäumen langsam heranbewegen sah. Ein
elegantes Kabriolet, das aber der Steinweg übel zu¬
gerichtet zu haben schien, wurde auf drei Rädern von
einem Pferde mühsam fortgeschleppt. Ein Mann in
seltsamer Reisetracht führte das Pferd am Zügel, eine
junge Dame, mit einem Kornblumenkranze im Haar,
schlenderte daneben, das Ganze gemahnte an ziehende
Komödianten. Einige verspätete Jäger des Barons
hatten sich dazugesellt, die Krüppelfuhre, wie es schien,
mit derben Witzen gesegnend. Der Reisende aber blieb
keine Antwort schuldig. Manfred konnte, da sie eben
unter seinen Fenstern vorüberzogen, deutlich vernehmen,
wie er den Jägern sehr eifrig demonstrirte, bei ihrer
Kunst sey, außer den Frischlingen, nichts Frisches mehr,
das Elend hätten sie aus den Wäldern verjagt und
hegten's zu Hause, von der Blume des Ganzen dürft
man vor gebildeten Löffeln gar nicht mehr sprechen,
überdies sey Diana längst eine alte Jungfer geworden,
es lohne nicht mehr, Hörner zu tragen. -- So kamen
sie alle mit großem Rumor und Gelächter oben an.

Hier warf der Fremde dem Jäger die Zügel zu,
und befahl ihm ohne weiteres alles auf's beste unter¬

Thale, nur die gegenuͤberſtehenden Waldberge ſchauten
ernſt durch die offenen Fenſter herein. — Ermuͤdet ſetzte
er ſich auf das Fenſtergelaͤnder, um ſich in der Abend¬
kuͤhle zu erfriſchen, als er auf der Straße, die vom
Gebirge kam, einen wunderlichen Zug ſich zwiſchen
den Wallnußbaͤumen langſam heranbewegen ſah. Ein
elegantes Kabriolet, das aber der Steinweg uͤbel zu¬
gerichtet zu haben ſchien, wurde auf drei Raͤdern von
einem Pferde muͤhſam fortgeſchleppt. Ein Mann in
ſeltſamer Reiſetracht fuͤhrte das Pferd am Zuͤgel, eine
junge Dame, mit einem Kornblumenkranze im Haar,
ſchlenderte daneben, das Ganze gemahnte an ziehende
Komoͤdianten. Einige verſpaͤtete Jaͤger des Barons
hatten ſich dazugeſellt, die Kruͤppelfuhre, wie es ſchien,
mit derben Witzen geſegnend. Der Reiſende aber blieb
keine Antwort ſchuldig. Manfred konnte, da ſie eben
unter ſeinen Fenſtern voruͤberzogen, deutlich vernehmen,
wie er den Jaͤgern ſehr eifrig demonſtrirte, bei ihrer
Kunſt ſey, außer den Friſchlingen, nichts Friſches mehr,
das Elend haͤtten ſie aus den Waͤldern verjagt und
hegten's zu Hauſe, von der Blume des Ganzen duͤrft
man vor gebildeten Loͤffeln gar nicht mehr ſprechen,
uͤberdies ſey Diana laͤngſt eine alte Jungfer geworden,
es lohne nicht mehr, Hoͤrner zu tragen. — So kamen
ſie alle mit großem Rumor und Gelaͤchter oben an.

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und befahl ihm ohne weiteres alles auf's beſte unter¬

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[264/0271] Thale, nur die gegenuͤberſtehenden Waldberge ſchauten ernſt durch die offenen Fenſter herein. — Ermuͤdet ſetzte er ſich auf das Fenſtergelaͤnder, um ſich in der Abend¬ kuͤhle zu erfriſchen, als er auf der Straße, die vom Gebirge kam, einen wunderlichen Zug ſich zwiſchen den Wallnußbaͤumen langſam heranbewegen ſah. Ein elegantes Kabriolet, das aber der Steinweg uͤbel zu¬ gerichtet zu haben ſchien, wurde auf drei Raͤdern von einem Pferde muͤhſam fortgeſchleppt. Ein Mann in ſeltſamer Reiſetracht fuͤhrte das Pferd am Zuͤgel, eine junge Dame, mit einem Kornblumenkranze im Haar, ſchlenderte daneben, das Ganze gemahnte an ziehende Komoͤdianten. Einige verſpaͤtete Jaͤger des Barons hatten ſich dazugeſellt, die Kruͤppelfuhre, wie es ſchien, mit derben Witzen geſegnend. Der Reiſende aber blieb keine Antwort ſchuldig. Manfred konnte, da ſie eben unter ſeinen Fenſtern voruͤberzogen, deutlich vernehmen, wie er den Jaͤgern ſehr eifrig demonſtrirte, bei ihrer Kunſt ſey, außer den Friſchlingen, nichts Friſches mehr, das Elend haͤtten ſie aus den Waͤldern verjagt und hegten's zu Hauſe, von der Blume des Ganzen duͤrft man vor gebildeten Loͤffeln gar nicht mehr ſprechen, uͤberdies ſey Diana laͤngſt eine alte Jungfer geworden, es lohne nicht mehr, Hoͤrner zu tragen. — So kamen ſie alle mit großem Rumor und Gelaͤchter oben an. Hier warf der Fremde dem Jaͤger die Zuͤgel zu, und befahl ihm ohne weiteres alles auf's beſte unter¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/271>, abgerufen am 24.11.2024.