und Annidi noch in der Hausthür. Glühwürmchen schwärmten leuchtend durch das Nebengelände, er sah von der schönen Frau nur noch die glänzenden Augen und Schultern, Otto erschien todtbleich im Mondschein.
In wirren Gedanken war Fortunat hastig nach Hause geeilt. Der Mond schien prächtig über den alten Garten, er lauschte, ob er Fiametta nicht wie¬ der singen hörte, doch alles blieb still. Als er aber um den Pfeiler des Schlosses trat, fuhr er heftig zu¬ sammen, denn in einer der Alleen glaubte er plötzlich sich selber zu erblicken. Unverwandt starrte er hin, die Gestalt zeigte sich noch einmal im hellsten Mondlicht, es war seine Kleidung, sein Gang, seine Haltung, und doch schien es wieder ein ganz fremder junger Mann. Jetzt blieb der Unbekannte lauernd hinter einer Hecke stehen. Da kam auf einmal Fiametta aus dem Gebüsch hervorgesprungen, besah ihn lachend rundum, dann gingen sie Arm in Arm tiefer in den Garten hinein. Mitten im fröhlichen Plaudern aber schienen sie plötzlich Fortunats Schatten auf dem Ra¬ sen zu bemerken, er sah sie erschrocken entfliehen, und bald war die ganze Erscheinung im Dunkel wieder verschwunden.
Fortunat aber hatte sich in's Schloß gewandt und ging heftig in seinem Zimmer auf und nieder. Also diesem galt das Abendliedchen letzthin, o ich Thor! sagte er mit einem bittern Gefühl, das er sich
und Annidi noch in der Hausthuͤr. Gluͤhwuͤrmchen ſchwaͤrmten leuchtend durch das Nebengelaͤnde, er ſah von der ſchoͤnen Frau nur noch die glaͤnzenden Augen und Schultern, Otto erſchien todtbleich im Mondſchein.
In wirren Gedanken war Fortunat haſtig nach Hauſe geeilt. Der Mond ſchien praͤchtig uͤber den alten Garten, er lauſchte, ob er Fiametta nicht wie¬ der ſingen hoͤrte, doch alles blieb ſtill. Als er aber um den Pfeiler des Schloſſes trat, fuhr er heftig zu¬ ſammen, denn in einer der Alleen glaubte er ploͤtzlich ſich ſelber zu erblicken. Unverwandt ſtarrte er hin, die Geſtalt zeigte ſich noch einmal im hellſten Mondlicht, es war ſeine Kleidung, ſein Gang, ſeine Haltung, und doch ſchien es wieder ein ganz fremder junger Mann. Jetzt blieb der Unbekannte lauernd hinter einer Hecke ſtehen. Da kam auf einmal Fiametta aus dem Gebuͤſch hervorgeſprungen, beſah ihn lachend rundum, dann gingen ſie Arm in Arm tiefer in den Garten hinein. Mitten im froͤhlichen Plaudern aber ſchienen ſie ploͤtzlich Fortunats Schatten auf dem Ra¬ ſen zu bemerken, er ſah ſie erſchrocken entfliehen, und bald war die ganze Erſcheinung im Dunkel wieder verſchwunden.
Fortunat aber hatte ſich in's Schloß gewandt und ging heftig in ſeinem Zimmer auf und nieder. Alſo dieſem galt das Abendliedchen letzthin, o ich Thor! ſagte er mit einem bittern Gefuͤhl, das er ſich
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und Annidi noch in der Hausthuͤr. Gluͤhwuͤrmchen
ſchwaͤrmten leuchtend durch das Nebengelaͤnde, er ſah
von der ſchoͤnen Frau nur noch die glaͤnzenden Augen
und Schultern, Otto erſchien todtbleich im Mondſchein.
In wirren Gedanken war Fortunat haſtig nach
Hauſe geeilt. Der Mond ſchien praͤchtig uͤber den
alten Garten, er lauſchte, ob er Fiametta nicht wie¬
der ſingen hoͤrte, doch alles blieb ſtill. Als er aber
um den Pfeiler des Schloſſes trat, fuhr er heftig zu¬
ſammen, denn in einer der Alleen glaubte er ploͤtzlich
ſich ſelber zu erblicken. Unverwandt ſtarrte er hin, die
Geſtalt zeigte ſich noch einmal im hellſten Mondlicht,
es war ſeine Kleidung, ſein Gang, ſeine Haltung,
und doch ſchien es wieder ein ganz fremder junger
Mann. Jetzt blieb der Unbekannte lauernd hinter
einer Hecke ſtehen. Da kam auf einmal Fiametta aus
dem Gebuͤſch hervorgeſprungen, beſah ihn lachend
rundum, dann gingen ſie Arm in Arm tiefer in den
Garten hinein. Mitten im froͤhlichen Plaudern aber
ſchienen ſie ploͤtzlich Fortunats Schatten auf dem Ra¬
ſen zu bemerken, er ſah ſie erſchrocken entfliehen, und
bald war die ganze Erſcheinung im Dunkel wieder
verſchwunden.
Fortunat aber hatte ſich in's Schloß gewandt
und ging heftig in ſeinem Zimmer auf und nieder.
Alſo dieſem galt das Abendliedchen letzthin, o ich
Thor! ſagte er mit einem bittern Gefuͤhl, das er ſich
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/231>, abgerufen am 25.11.2024.
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