erwiederte sie lachend, ich kannte ihre Einbildung, und ritt und trug mich wie die arme Gräfin, um die irren¬ den Ritter zu foppen. --
Währenddeß machte Grundling dem Mädchen bei ihrer Toilette auf seine schwerfällige Art den Hof, was sie sogleich zu benutzen wußte, indem sie beständig etwas zu kommandiren hatte, bald mußte er ihr ein Tuch holen, bald eine Nadel suchen, dann reichte sie ihm ihr Füßchen hin, um ihr den Schuh festzubinden, was der trockene Schalk mit ungeschickter Umständlich¬ keit ausführte. Darauf wollte sie ihre Gäste auf nor¬ dische Weise mit Thee bewirthen, aber da waren die Theelöffel verlegt, die Tassen voll Farbenkleckse, zudem war es schon finster, und je mehr man suchte, je größer wurde die Verwirrung, bis Kordelchen endlich, den Einfall wieder aufgebend, die beiden Männer lustig zu einem Seitenpförtchen hinausschob, um ihnen ihren sogenannten Garten zu zeigen.
So gelangten sie durch das dunkelverbaute Hin¬ terhaus auf einen kleinen grünen Platz, dessen Aussicht Fortunaten wunderbar überraschte. Denn hinter den Weingeländen und duftigen Gärten, die sich terrassen¬ artig senkten, lag plötzlich die Nacht mit ihren Trüm¬ mern und zerbrochenen Säulen wie ein Buch der Ver¬ gangenheit unter ihnen aufgeschlagen, dessen Anfangs¬ buchstaben der Mond räthselhaft vergoldete. Da hör¬ ten sie von fern aus den Gärten einzelne Akkorde
erwiederte ſie lachend, ich kannte ihre Einbildung, und ritt und trug mich wie die arme Graͤfin, um die irren¬ den Ritter zu foppen. —
Waͤhrenddeß machte Grundling dem Maͤdchen bei ihrer Toilette auf ſeine ſchwerfaͤllige Art den Hof, was ſie ſogleich zu benutzen wußte, indem ſie beſtaͤndig etwas zu kommandiren hatte, bald mußte er ihr ein Tuch holen, bald eine Nadel ſuchen, dann reichte ſie ihm ihr Fuͤßchen hin, um ihr den Schuh feſtzubinden, was der trockene Schalk mit ungeſchickter Umſtaͤndlich¬ keit ausfuͤhrte. Darauf wollte ſie ihre Gaͤſte auf nor¬ diſche Weiſe mit Thee bewirthen, aber da waren die Theeloͤffel verlegt, die Taſſen voll Farbenkleckſe, zudem war es ſchon finſter, und je mehr man ſuchte, je groͤßer wurde die Verwirrung, bis Kordelchen endlich, den Einfall wieder aufgebend, die beiden Maͤnner luſtig zu einem Seitenpfoͤrtchen hinausſchob, um ihnen ihren ſogenannten Garten zu zeigen.
So gelangten ſie durch das dunkelverbaute Hin¬ terhaus auf einen kleinen gruͤnen Platz, deſſen Ausſicht Fortunaten wunderbar uͤberraſchte. Denn hinter den Weingelaͤnden und duftigen Gaͤrten, die ſich terraſſen¬ artig ſenkten, lag ploͤtzlich die Nacht mit ihren Truͤm¬ mern und zerbrochenen Saͤulen wie ein Buch der Ver¬ gangenheit unter ihnen aufgeſchlagen, deſſen Anfangs¬ buchſtaben der Mond raͤthſelhaft vergoldete. Da hoͤr¬ ten ſie von fern aus den Gaͤrten einzelne Akkorde
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erwiederte ſie lachend, ich kannte ihre Einbildung, und
ritt und trug mich wie die arme Graͤfin, um die irren¬
den Ritter zu foppen. —
Waͤhrenddeß machte Grundling dem Maͤdchen bei
ihrer Toilette auf ſeine ſchwerfaͤllige Art den Hof, was
ſie ſogleich zu benutzen wußte, indem ſie beſtaͤndig
etwas zu kommandiren hatte, bald mußte er ihr ein
Tuch holen, bald eine Nadel ſuchen, dann reichte ſie
ihm ihr Fuͤßchen hin, um ihr den Schuh feſtzubinden,
was der trockene Schalk mit ungeſchickter Umſtaͤndlich¬
keit ausfuͤhrte. Darauf wollte ſie ihre Gaͤſte auf nor¬
diſche Weiſe mit Thee bewirthen, aber da waren die
Theeloͤffel verlegt, die Taſſen voll Farbenkleckſe, zudem
war es ſchon finſter, und je mehr man ſuchte, je
groͤßer wurde die Verwirrung, bis Kordelchen endlich,
den Einfall wieder aufgebend, die beiden Maͤnner
luſtig zu einem Seitenpfoͤrtchen hinausſchob, um ihnen
ihren ſogenannten Garten zu zeigen.
So gelangten ſie durch das dunkelverbaute Hin¬
terhaus auf einen kleinen gruͤnen Platz, deſſen Ausſicht
Fortunaten wunderbar uͤberraſchte. Denn hinter den
Weingelaͤnden und duftigen Gaͤrten, die ſich terraſſen¬
artig ſenkten, lag ploͤtzlich die Nacht mit ihren Truͤm¬
mern und zerbrochenen Saͤulen wie ein Buch der Ver¬
gangenheit unter ihnen aufgeſchlagen, deſſen Anfangs¬
buchſtaben der Mond raͤthſelhaft vergoldete. Da hoͤr¬
ten ſie von fern aus den Gaͤrten einzelne Akkorde
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/205>, abgerufen am 25.11.2024.
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