stutzte, und lief sogleich noch zum Forstmeister hinüber. -- Es war schon spät, er fand einen seltsamen Ru¬ mor im Hause, Spiegel und Kronleuchter wurden ge¬ putzt, Gäste vom Lande waren angekommen, andere wurden noch erwartet. Im Garten aber sah er unter den Pflaumenbäumen ein trübes Feuer glühen, vor dem sich dunkle Gestalten seltsam hin und her beweg¬ ten. Er eilte hin, und fand sein Trudchen, eine Schürze vorgebunden und die Aermel aufgestreift, in voller Arbeit vor dem Backofen, in welchen so eben Kuchen geschoben wurden. Neugierig und diensteifrig wollte er ihr helfen, um etwas Näheres zu erfahren. Aber sie hatte nicht viel Zeit, er war ihr überall im Wege, sie streifte ein Paarmal dicht an ihn an, daß er auf der einen Seite ganz weiß von Mehl wurde. Nun, nun, sagte sie, da er sich eifrig abstäubte, es ist ja nicht Ihr Hochzeitsfrack. -- Wahrhaftig, rief er, wo soll ich bis morgen einen bessern hernehmen? -- Kommen Sie nur in dem, erwiederte sie, und bringen Sie ein hübsches Gedicht mit. -- Er wollte sie, da die Mädchen eben in den Ofen sahen, schnell haschen und küssen. Aber sie hatte gerade den Kochlöffel in einen Topf voll Pflaumenmuß getunkt und fuhr ihm fix damit über den Mund. Morgen! sagte sie lachend, und lief nach dem Hause. Er sah ihr nach -- es
ſtutzte, und lief ſogleich noch zum Forſtmeiſter hinuͤber. — Es war ſchon ſpaͤt, er fand einen ſeltſamen Ru¬ mor im Hauſe, Spiegel und Kronleuchter wurden ge¬ putzt, Gaͤſte vom Lande waren angekommen, andere wurden noch erwartet. Im Garten aber ſah er unter den Pflaumenbaͤumen ein truͤbes Feuer gluͤhen, vor dem ſich dunkle Geſtalten ſeltſam hin und her beweg¬ ten. Er eilte hin, und fand ſein Trudchen, eine Schuͤrze vorgebunden und die Aermel aufgeſtreift, in voller Arbeit vor dem Backofen, in welchen ſo eben Kuchen geſchoben wurden. Neugierig und dienſteifrig wollte er ihr helfen, um etwas Naͤheres zu erfahren. Aber ſie hatte nicht viel Zeit, er war ihr uͤberall im Wege, ſie ſtreifte ein Paarmal dicht an ihn an, daß er auf der einen Seite ganz weiß von Mehl wurde. Nun, nun, ſagte ſie, da er ſich eifrig abſtaͤubte, es iſt ja nicht Ihr Hochzeitsfrack. — Wahrhaftig, rief er, wo ſoll ich bis morgen einen beſſern hernehmen? — Kommen Sie nur in dem, erwiederte ſie, und bringen Sie ein huͤbſches Gedicht mit. — Er wollte ſie, da die Maͤdchen eben in den Ofen ſahen, ſchnell haſchen und kuͤſſen. Aber ſie hatte gerade den Kochloͤffel in einen Topf voll Pflaumenmuß getunkt und fuhr ihm fix damit uͤber den Mund. Morgen! ſagte ſie lachend, und lief nach dem Hauſe. Er ſah ihr nach — es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0169"n="162"/>ſtutzte, und lief ſogleich noch zum Forſtmeiſter hinuͤber.<lb/>— Es war ſchon ſpaͤt, er fand einen ſeltſamen Ru¬<lb/>
mor im Hauſe, Spiegel und Kronleuchter wurden ge¬<lb/>
putzt, Gaͤſte vom Lande waren angekommen, andere<lb/>
wurden noch erwartet. Im Garten aber ſah er unter<lb/>
den Pflaumenbaͤumen ein truͤbes Feuer gluͤhen, vor<lb/>
dem ſich dunkle Geſtalten ſeltſam hin und her beweg¬<lb/>
ten. Er eilte hin, und fand ſein Trudchen, eine<lb/>
Schuͤrze vorgebunden und die Aermel aufgeſtreift, in<lb/>
voller Arbeit vor dem Backofen, in welchen ſo eben<lb/>
Kuchen geſchoben wurden. Neugierig und dienſteifrig<lb/>
wollte er ihr helfen, um etwas Naͤheres zu erfahren.<lb/>
Aber ſie hatte nicht viel Zeit, er war ihr uͤberall im<lb/>
Wege, ſie ſtreifte ein Paarmal dicht an ihn an, daß<lb/>
er auf der einen Seite ganz weiß von Mehl wurde.<lb/>
Nun, nun, ſagte ſie, da er ſich eifrig abſtaͤubte, es<lb/>
iſt ja nicht Ihr Hochzeitsfrack. — Wahrhaftig, rief<lb/>
er, wo ſoll ich bis morgen einen beſſern hernehmen? —<lb/>
Kommen Sie nur in dem, erwiederte ſie, und bringen<lb/>
Sie ein huͤbſches Gedicht mit. — Er wollte ſie, da<lb/>
die Maͤdchen eben in den Ofen ſahen, ſchnell haſchen<lb/>
und kuͤſſen. Aber ſie hatte gerade den Kochloͤffel in<lb/>
einen Topf voll Pflaumenmuß getunkt und fuhr ihm fix<lb/>
damit uͤber den Mund. Morgen! ſagte ſie lachend,<lb/>
und lief nach dem Hauſe. Er ſah ihr nach — es<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[162/0169]
ſtutzte, und lief ſogleich noch zum Forſtmeiſter hinuͤber.
— Es war ſchon ſpaͤt, er fand einen ſeltſamen Ru¬
mor im Hauſe, Spiegel und Kronleuchter wurden ge¬
putzt, Gaͤſte vom Lande waren angekommen, andere
wurden noch erwartet. Im Garten aber ſah er unter
den Pflaumenbaͤumen ein truͤbes Feuer gluͤhen, vor
dem ſich dunkle Geſtalten ſeltſam hin und her beweg¬
ten. Er eilte hin, und fand ſein Trudchen, eine
Schuͤrze vorgebunden und die Aermel aufgeſtreift, in
voller Arbeit vor dem Backofen, in welchen ſo eben
Kuchen geſchoben wurden. Neugierig und dienſteifrig
wollte er ihr helfen, um etwas Naͤheres zu erfahren.
Aber ſie hatte nicht viel Zeit, er war ihr uͤberall im
Wege, ſie ſtreifte ein Paarmal dicht an ihn an, daß
er auf der einen Seite ganz weiß von Mehl wurde.
Nun, nun, ſagte ſie, da er ſich eifrig abſtaͤubte, es
iſt ja nicht Ihr Hochzeitsfrack. — Wahrhaftig, rief
er, wo ſoll ich bis morgen einen beſſern hernehmen? —
Kommen Sie nur in dem, erwiederte ſie, und bringen
Sie ein huͤbſches Gedicht mit. — Er wollte ſie, da
die Maͤdchen eben in den Ofen ſahen, ſchnell haſchen
und kuͤſſen. Aber ſie hatte gerade den Kochloͤffel in
einen Topf voll Pflaumenmuß getunkt und fuhr ihm fix
damit uͤber den Mund. Morgen! ſagte ſie lachend,
und lief nach dem Hauſe. Er ſah ihr nach — es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/169>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.