heit sogleich zum Schloß, um die Gräfin, von der ich so viel gehört, wo möglich mit eigenen Augen zu schauen -- es war zu spät. -- Als ich aber an die Brandstätte kam, da war's, als wüchsen dunkle Rei¬ tergestalten aus dem feurigen Boden, die wühlten mit ihren Degen in den Trümmern, daß überall blaue Flämmchen aufschlugen. Sie ist mitverbrannt, hört' ich einen von ihnen sagen. -- So war denn alles nur ein prächtiger Traum! rief ein Anderer schmerzlich aus; dann stürzten sie in den Wald, den Flüchtlingen nach. -- Später hörte ich, daß die schwarzen Gesellen von der englisch-deutschen Legion gewesen, welche das Schloß hatten entsetzen wollen.
Und sahen Sie den Offizier nicht, der sie an¬ führte? fragte der Fürst wieder. -- Ich erblickte ihn nur fern und flüchtig in der wilden Nacht, erwiederte der Lord, bei meinem Regiment aber nannten sie nach¬ her einen deutschen Grafen: Victor von Hohenstein. --
Nun wahrhaftig, ihr werdet uns am Ende gar noch überreden wollen, daß die Novelle wahr ist, sagte hier die Fürstin, indem sie sich erhob und das Signal zum allgemeinen Aufbruch gab. Man vermißte jetzt erst die Gräfin Juanna. Der Baron sagte, sie pro¬ menire schon seit länger als einer Stunde mit seiner Tochter durch alle Winkel des Schlosses und sey da¬ durch um die ganze spanische Reitergeschichte gekom¬ men. Er ergriff nun eine seidene Klingelschnur und
heit ſogleich zum Schloß, um die Graͤfin, von der ich ſo viel gehoͤrt, wo moͤglich mit eigenen Augen zu ſchauen — es war zu ſpaͤt. — Als ich aber an die Brandſtaͤtte kam, da war's, als wuͤchſen dunkle Rei¬ tergeſtalten aus dem feurigen Boden, die wuͤhlten mit ihren Degen in den Truͤmmern, daß uͤberall blaue Flaͤmmchen aufſchlugen. Sie iſt mitverbrannt, hoͤrt' ich einen von ihnen ſagen. — So war denn alles nur ein praͤchtiger Traum! rief ein Anderer ſchmerzlich aus; dann ſtuͤrzten ſie in den Wald, den Fluͤchtlingen nach. — Spaͤter hoͤrte ich, daß die ſchwarzen Geſellen von der engliſch-deutſchen Legion geweſen, welche das Schloß hatten entſetzen wollen.
Und ſahen Sie den Offizier nicht, der ſie an¬ fuͤhrte? fragte der Fuͤrſt wieder. — Ich erblickte ihn nur fern und fluͤchtig in der wilden Nacht, erwiederte der Lord, bei meinem Regiment aber nannten ſie nach¬ her einen deutſchen Grafen: Victor von Hohenſtein. —
Nun wahrhaftig, ihr werdet uns am Ende gar noch uͤberreden wollen, daß die Novelle wahr iſt, ſagte hier die Fuͤrſtin, indem ſie ſich erhob und das Signal zum allgemeinen Aufbruch gab. Man vermißte jetzt erſt die Graͤfin Juanna. Der Baron ſagte, ſie pro¬ menire ſchon ſeit laͤnger als einer Stunde mit ſeiner Tochter durch alle Winkel des Schloſſes und ſey da¬ durch um die ganze ſpaniſche Reitergeſchichte gekom¬ men. Er ergriff nun eine ſeidene Klingelſchnur und
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heit ſogleich zum Schloß, um die Graͤfin, von der ich
ſo viel gehoͤrt, wo moͤglich mit eigenen Augen zu
ſchauen — es war zu ſpaͤt. — Als ich aber an die
Brandſtaͤtte kam, da war's, als wuͤchſen dunkle Rei¬
tergeſtalten aus dem feurigen Boden, die wuͤhlten mit
ihren Degen in den Truͤmmern, daß uͤberall blaue
Flaͤmmchen aufſchlugen. Sie iſt mitverbrannt, hoͤrt'
ich einen von ihnen ſagen. — So war denn alles nur
ein praͤchtiger Traum! rief ein Anderer ſchmerzlich aus;
dann ſtuͤrzten ſie in den Wald, den Fluͤchtlingen nach.
— Spaͤter hoͤrte ich, daß die ſchwarzen Geſellen von
der engliſch-deutſchen Legion geweſen, welche das
Schloß hatten entſetzen wollen.
Und ſahen Sie den Offizier nicht, der ſie an¬
fuͤhrte? fragte der Fuͤrſt wieder. — Ich erblickte ihn
nur fern und fluͤchtig in der wilden Nacht, erwiederte
der Lord, bei meinem Regiment aber nannten ſie nach¬
her einen deutſchen Grafen: Victor von Hohenſtein. —
Nun wahrhaftig, ihr werdet uns am Ende gar
noch uͤberreden wollen, daß die Novelle wahr iſt, ſagte
hier die Fuͤrſtin, indem ſie ſich erhob und das Signal
zum allgemeinen Aufbruch gab. Man vermißte jetzt
erſt die Graͤfin Juanna. Der Baron ſagte, ſie pro¬
menire ſchon ſeit laͤnger als einer Stunde mit ſeiner
Tochter durch alle Winkel des Schloſſes und ſey da¬
durch um die ganze ſpaniſche Reitergeſchichte gekom¬
men. Er ergriff nun eine ſeidene Klingelſchnur und
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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