wandte ihm das Herz, er war wieder ganz Franzose, der die Ehre über alles stellt. Er merkte gar wohl an der geheimnißvollen Geschäftigkeit der Abenteurer, daß sie einen Hauptstreich vorhatten, da war kein Augenblick zu verlieren. So, in höchster Angst vor dem Zelt sitzend und umherspähend, sann er eben, heim¬ lich zu entfliehen und die Seinigen zu warnen, als auf einmal die ganze Bande mit Windlichtern wieder aus dem Walde zurückkehrte. Die Gräfin, mitten unter ihnen, tritt rasch hervor und, zwischen den schwei¬ fenden Lichtern mit den losgegangenen Locken wieder über ihn geneigt, wie in jener Nacht am Schloß, blickt sie ihn streng an in ihrer ganzen furchtbaren Schönheit. Da springt er auf, entreißt einem Bauer die Fackel und, ganz verblendet und verwirrt, führt er selber den Haufen zum Ueberfall gegen seine Lands¬ leute! -- So, rasch und schweigend gehen sie durch den stillen Wald --"
Kaum hatte der Rittmeister diese Worte ausge¬ sprochen, als plötzlich ein Schuß hinter uns fiel, und bald ein zweiter und noch einer. Teufel! da ist St. Val! schrie der Rittmeister aufspringend, und ich er¬ blickte in einem Erker des Schlosses einen schönen jungen Mann, todtbleich beim Fackelschein, ohne Hut in einer halbzerrissenen französischen Uniform, hinter ihm im rothen Widerschein der Windlichter, der selt¬ sam über die vergüldeten Wände der Säle schweifte,
wandte ihm das Herz, er war wieder ganz Franzoſe, der die Ehre uͤber alles ſtellt. Er merkte gar wohl an der geheimnißvollen Geſchaͤftigkeit der Abenteurer, daß ſie einen Hauptſtreich vorhatten, da war kein Augenblick zu verlieren. So, in hoͤchſter Angſt vor dem Zelt ſitzend und umherſpaͤhend, ſann er eben, heim¬ lich zu entfliehen und die Seinigen zu warnen, als auf einmal die ganze Bande mit Windlichtern wieder aus dem Walde zuruͤckkehrte. Die Graͤfin, mitten unter ihnen, tritt raſch hervor und, zwiſchen den ſchwei¬ fenden Lichtern mit den losgegangenen Locken wieder uͤber ihn geneigt, wie in jener Nacht am Schloß, blickt ſie ihn ſtreng an in ihrer ganzen furchtbaren Schoͤnheit. Da ſpringt er auf, entreißt einem Bauer die Fackel und, ganz verblendet und verwirrt, fuͤhrt er ſelber den Haufen zum Ueberfall gegen ſeine Lands¬ leute! — So, raſch und ſchweigend gehen ſie durch den ſtillen Wald —“
Kaum hatte der Rittmeiſter dieſe Worte ausge¬ ſprochen, als ploͤtzlich ein Schuß hinter uns fiel, und bald ein zweiter und noch einer. Teufel! da iſt St. Val! ſchrie der Rittmeiſter aufſpringend, und ich er¬ blickte in einem Erker des Schloſſes einen ſchoͤnen jungen Mann, todtbleich beim Fackelſchein, ohne Hut in einer halbzerriſſenen franzoͤſiſchen Uniform, hinter ihm im rothen Widerſchein der Windlichter, der ſelt¬ ſam uͤber die verguͤldeten Waͤnde der Saͤle ſchweifte,
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wandte ihm das Herz, er war wieder ganz Franzoſe,
der die Ehre uͤber alles ſtellt. Er merkte gar wohl
an der geheimnißvollen Geſchaͤftigkeit der Abenteurer,
daß ſie einen Hauptſtreich vorhatten, da war kein
Augenblick zu verlieren. So, in hoͤchſter Angſt vor
dem Zelt ſitzend und umherſpaͤhend, ſann er eben, heim¬
lich zu entfliehen und die Seinigen zu warnen, als
auf einmal die ganze Bande mit Windlichtern wieder
aus dem Walde zuruͤckkehrte. Die Graͤfin, mitten
unter ihnen, tritt raſch hervor und, zwiſchen den ſchwei¬
fenden Lichtern mit den losgegangenen Locken wieder
uͤber ihn geneigt, wie in jener Nacht am Schloß,
blickt ſie ihn ſtreng an in ihrer ganzen furchtbaren
Schoͤnheit. Da ſpringt er auf, entreißt einem Bauer
die Fackel und, ganz verblendet und verwirrt, fuͤhrt er
ſelber den Haufen zum Ueberfall gegen ſeine Lands¬
leute! — So, raſch und ſchweigend gehen ſie durch den
ſtillen Wald —“
Kaum hatte der Rittmeiſter dieſe Worte ausge¬
ſprochen, als ploͤtzlich ein Schuß hinter uns fiel, und
bald ein zweiter und noch einer. Teufel! da iſt St.
Val! ſchrie der Rittmeiſter aufſpringend, und ich er¬
blickte in einem Erker des Schloſſes einen ſchoͤnen
jungen Mann, todtbleich beim Fackelſchein, ohne Hut
in einer halbzerriſſenen franzoͤſiſchen Uniform, hinter
ihm im rothen Widerſchein der Windlichter, der ſelt¬
ſam uͤber die verguͤldeten Waͤnde der Saͤle ſchweifte,
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/144>, abgerufen am 22.11.2024.
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