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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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That, kein Schiffer vom Mastkorb blickt so scharf in
die Ferne, als ein Landfräulein in der Meeresstille
ihrer einförmigen Einsamkeit, denn kaum noch schim¬
mert' es flüchtig von dem Gipfel des gegenüber liegen¬
den Berges herüber. Das Gewitter lag schwer über
dem Berge und verdunkelte schon die ganze Gegend,
nur der grüne Abhang nach dem Schlosse zu war von
der Abendsonne noch hell beschienen. Da sah man
auf einmal Federbüsche aus dem Grün nicken, einzelne
Reiter flogen über den Plan, immer mehre folgten,
Jäger und Frauengestalten auf zierlichen Zeltern, wie
wenn der Herbstwind farbige Blätter verstreut; der eine
der Reiter schien eine Guitarre im Arm zu haben, man
hörte seine Stimme durch die stille Luft bis herüber¬
schallen, andere bliesen auf dem Waldhorn dazu und
schossen ihre Flinten ab; so bewegte sich der bunte Zug
in der wunderbaren Beleuchtung heiter und eilig den
Abhang hinunter -- das Fräulein konnte sich nicht
satt seh'n daran.

Wahrhaftig, Seine Durchlaucht mit Ihrer gan¬
zen Literatur! rief der erstaunte Baron aus, indem er
die Pfeife schnell weglegte. Jetzt biegen sie in den
Hohlweg, es kommt alles hierher. He, Johann! mei¬
nen Hut, meine Uniform! Was das lateinische Rei¬
ter sind! Wo bleibt der Schlingel! Das wollen Jä¬
ger seyn, die Juanna, das Blitzmädel, ist noch der
beste Schütz unter ihnen. -- Sie soll immer mitten

That, kein Schiffer vom Maſtkorb blickt ſo ſcharf in
die Ferne, als ein Landfraͤulein in der Meeresſtille
ihrer einfoͤrmigen Einſamkeit, denn kaum noch ſchim¬
mert' es fluͤchtig von dem Gipfel des gegenuͤber liegen¬
den Berges heruͤber. Das Gewitter lag ſchwer uͤber
dem Berge und verdunkelte ſchon die ganze Gegend,
nur der gruͤne Abhang nach dem Schloſſe zu war von
der Abendſonne noch hell beſchienen. Da ſah man
auf einmal Federbuͤſche aus dem Gruͤn nicken, einzelne
Reiter flogen uͤber den Plan, immer mehre folgten,
Jaͤger und Frauengeſtalten auf zierlichen Zeltern, wie
wenn der Herbſtwind farbige Blaͤtter verſtreut; der eine
der Reiter ſchien eine Guitarre im Arm zu haben, man
hoͤrte ſeine Stimme durch die ſtille Luft bis heruͤber¬
ſchallen, andere blieſen auf dem Waldhorn dazu und
ſchoſſen ihre Flinten ab; ſo bewegte ſich der bunte Zug
in der wunderbaren Beleuchtung heiter und eilig den
Abhang hinunter — das Fraͤulein konnte ſich nicht
ſatt ſeh'n daran.

Wahrhaftig, Seine Durchlaucht mit Ihrer gan¬
zen Literatur! rief der erſtaunte Baron aus, indem er
die Pfeife ſchnell weglegte. Jetzt biegen ſie in den
Hohlweg, es kommt alles hierher. He, Johann! mei¬
nen Hut, meine Uniform! Was das lateiniſche Rei¬
ter ſind! Wo bleibt der Schlingel! Das wollen Jaͤ¬
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[117/0124] That, kein Schiffer vom Maſtkorb blickt ſo ſcharf in die Ferne, als ein Landfraͤulein in der Meeresſtille ihrer einfoͤrmigen Einſamkeit, denn kaum noch ſchim¬ mert' es fluͤchtig von dem Gipfel des gegenuͤber liegen¬ den Berges heruͤber. Das Gewitter lag ſchwer uͤber dem Berge und verdunkelte ſchon die ganze Gegend, nur der gruͤne Abhang nach dem Schloſſe zu war von der Abendſonne noch hell beſchienen. Da ſah man auf einmal Federbuͤſche aus dem Gruͤn nicken, einzelne Reiter flogen uͤber den Plan, immer mehre folgten, Jaͤger und Frauengeſtalten auf zierlichen Zeltern, wie wenn der Herbſtwind farbige Blaͤtter verſtreut; der eine der Reiter ſchien eine Guitarre im Arm zu haben, man hoͤrte ſeine Stimme durch die ſtille Luft bis heruͤber¬ ſchallen, andere blieſen auf dem Waldhorn dazu und ſchoſſen ihre Flinten ab; ſo bewegte ſich der bunte Zug in der wunderbaren Beleuchtung heiter und eilig den Abhang hinunter — das Fraͤulein konnte ſich nicht ſatt ſeh'n daran. Wahrhaftig, Seine Durchlaucht mit Ihrer gan¬ zen Literatur! rief der erſtaunte Baron aus, indem er die Pfeife ſchnell weglegte. Jetzt biegen ſie in den Hohlweg, es kommt alles hierher. He, Johann! mei¬ nen Hut, meine Uniform! Was das lateiniſche Rei¬ ter ſind! Wo bleibt der Schlingel! Das wollen Jaͤ¬ ger ſeyn, die Juanna, das Blitzmaͤdel, iſt noch der beſte Schuͤtz unter ihnen. — Sie ſoll immer mitten

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/124>, abgerufen am 25.11.2024.