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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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und was ich eigentlich wollte. Ich eilte daher schnell
hinunter und ließ mich anwerben.

Wir brachen noch denselben Tag von dem Orte
auf, aber schon da auf dem Marsche fieng ich an
zu bemerken, daß dieses nicht das Leben war, das
ich erwartete. Der platte Leichtsinn, das Prahlen
und der geschäftige Müssiggang eckelte mich an, be¬
sonders unerträglich aber war mir, daß ein einzi¬
ger, unbeschreiblicher Wille das Ganze, wie ein
dunkles Fatum, regieren sollte, daß ich im Grun¬
de nicht mehr werth seyn sollte, als mein Pferd --
und so versenkten mich diese Betrachtungen in eine
fürchterliche Langeweile, aus der mich kaum die
Signale, welche die Schlacht ankündigten, aufzurüt¬
teln vermochten.

Damals bekam mein Oberst von meinem Vor¬
mund, der mich aufgespürt hatte, einen Brief,
worin er ihn bat mich auszuliefern. Aber es war
zu spät, denn das Treffen war eben losgegangen.
Mitten im blitzenden Dampfe und Todeswühlen er¬
blickt' ich plötzlich das bleiche Gesicht des Unbekann¬
ten wieder mir feindlich gegenüber. -- Wüthend,
daß das Gespenst mich überall verfolge, stürzte ich
auf ihn ein. Er focht so gut wie ich. Endlich sah
ich sein Pferd stürzen, während ich selbst, leicht
verwundet, vor Ermattung bewußtlos hinsank. Als
ich wieder erwachte, war alles ringsum finster und
todtenstill über der weiten Ebne, die mit Leichen
bedeckt war. Mehrere Dörfer brannten in der
Runde, und nur einzelne Figuren, wie am jüng¬

und was ich eigentlich wollte. Ich eilte daher ſchnell
hinunter und ließ mich anwerben.

Wir brachen noch denſelben Tag von dem Orte
auf, aber ſchon da auf dem Marſche fieng ich an
zu bemerken, daß dieſes nicht das Leben war, das
ich erwartete. Der platte Leichtſinn, das Prahlen
und der geſchäftige Müſſiggang eckelte mich an, be¬
ſonders unerträglich aber war mir, daß ein einzi¬
ger, unbeſchreiblicher Wille das Ganze, wie ein
dunkles Fatum, regieren ſollte, daß ich im Grun¬
de nicht mehr werth ſeyn ſollte, als mein Pferd —
und ſo verſenkten mich dieſe Betrachtungen in eine
fürchterliche Langeweile, aus der mich kaum die
Signale, welche die Schlacht ankündigten, aufzurüt¬
teln vermochten.

Damals bekam mein Oberſt von meinem Vor¬
mund, der mich aufgeſpürt hatte, einen Brief,
worin er ihn bat mich auszuliefern. Aber es war
zu ſpät, denn das Treffen war eben losgegangen.
Mitten im blitzenden Dampfe und Todeswühlen er¬
blickt' ich plötzlich das bleiche Geſicht des Unbekann¬
ten wieder mir feindlich gegenüber. — Wüthend,
daß das Geſpenſt mich überall verfolge, ſtürzte ich
auf ihn ein. Er focht ſo gut wie ich. Endlich ſah
ich ſein Pferd ſtürzen, während ich ſelbſt, leicht
verwundet, vor Ermattung bewußtlos hinſank. Als
ich wieder erwachte, war alles ringsum finſter und
todtenſtill über der weiten Ebne, die mit Leichen
bedeckt war. Mehrere Dörfer brannten in der
Runde, und nur einzelne Figuren, wie am jüng¬

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[421/0427] und was ich eigentlich wollte. Ich eilte daher ſchnell hinunter und ließ mich anwerben. Wir brachen noch denſelben Tag von dem Orte auf, aber ſchon da auf dem Marſche fieng ich an zu bemerken, daß dieſes nicht das Leben war, das ich erwartete. Der platte Leichtſinn, das Prahlen und der geſchäftige Müſſiggang eckelte mich an, be¬ ſonders unerträglich aber war mir, daß ein einzi¬ ger, unbeſchreiblicher Wille das Ganze, wie ein dunkles Fatum, regieren ſollte, daß ich im Grun¬ de nicht mehr werth ſeyn ſollte, als mein Pferd — und ſo verſenkten mich dieſe Betrachtungen in eine fürchterliche Langeweile, aus der mich kaum die Signale, welche die Schlacht ankündigten, aufzurüt¬ teln vermochten. Damals bekam mein Oberſt von meinem Vor¬ mund, der mich aufgeſpürt hatte, einen Brief, worin er ihn bat mich auszuliefern. Aber es war zu ſpät, denn das Treffen war eben losgegangen. Mitten im blitzenden Dampfe und Todeswühlen er¬ blickt' ich plötzlich das bleiche Geſicht des Unbekann¬ ten wieder mir feindlich gegenüber. — Wüthend, daß das Geſpenſt mich überall verfolge, ſtürzte ich auf ihn ein. Er focht ſo gut wie ich. Endlich ſah ich ſein Pferd ſtürzen, während ich ſelbſt, leicht verwundet, vor Ermattung bewußtlos hinſank. Als ich wieder erwachte, war alles ringsum finſter und todtenſtill über der weiten Ebne, die mit Leichen bedeckt war. Mehrere Dörfer brannten in der Runde, und nur einzelne Figuren, wie am jüng¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/427>, abgerufen am 23.11.2024.