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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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de giengen seltsam genug in einem ewigen Kreise
immerfort um sich selber herum, so daß die beyden
Grafen, je emsiger sie zuschritten, zwar immer
ganz nahe blieben, aber einander niemals erjagen
oder zusammenkommen konnten. Einigemal, wo die
Gänge sich plötzlich durchkreuzten, stießen sie un¬
verhofft aneinander, trennten sich von neuem, und
standen endlich, nachdem sie sich beynah müde ge¬
irrt, auf einmal wieder vor dem Zaune, an dem¬
selben Orte, wo sie ausgelaufen waren.

Sie lachten und ärgerten sich zugleich über den
sinnreichen Einfall. Doch machte sie diese kleine
Probe aufmerksam und neugieriger auf die ganze
sonderbare Anlage. Sie nahmen daher noch einmal
einen beherzten Anlauf und drangen nun mitten
durch das dicke Gehege grad hindurch. Da kamen
sie bald auf einen freyen Platz zu einem Gebäude.
Ihre Augen konnten sich bey dem ersten verwirren¬
den Anblick durchaus nicht aus dem labyrinthischen,
höchstabentheuerlichen Gemisch dieses Tempels her¬
ausfinden, so unförmlich, obgleich klein, war alles
über- und durcheinander gebaut. Den Hauptein¬
gang nemlich bildete ein griechischer Tempel mit
zierlichem Säulenportal, welches sehr komisch aus¬
sah, da alles überaus niedlich und nur aus ange¬
strichenem Holze war. Sie traten hinein und fan¬
den in der Halle einen hölzernen Apollo, der die
Geige strich und dem der Kopf fehlte, weil nicht
mehr Raum genug dazu übriggeblieben war. Gleich
aus dem Tempel trat man in einen geschmackvollen

de giengen ſeltſam genug in einem ewigen Kreiſe
immerfort um ſich ſelber herum, ſo daß die beyden
Grafen, je emſiger ſie zuſchritten, zwar immer
ganz nahe blieben, aber einander niemals erjagen
oder zuſammenkommen konnten. Einigemal, wo die
Gänge ſich plötzlich durchkreuzten, ſtießen ſie un¬
verhofft aneinander, trennten ſich von neuem, und
ſtanden endlich, nachdem ſie ſich beynah müde ge¬
irrt, auf einmal wieder vor dem Zaune, an dem¬
ſelben Orte, wo ſie ausgelaufen waren.

Sie lachten und ärgerten ſich zugleich über den
ſinnreichen Einfall. Doch machte ſie dieſe kleine
Probe aufmerkſam und neugieriger auf die ganze
ſonderbare Anlage. Sie nahmen daher noch einmal
einen beherzten Anlauf und drangen nun mitten
durch das dicke Gehege grad hindurch. Da kamen
ſie bald auf einen freyen Platz zu einem Gebäude.
Ihre Augen konnten ſich bey dem erſten verwirren¬
den Anblick durchaus nicht aus dem labyrinthiſchen,
höchſtabentheuerlichen Gemiſch dieſes Tempels her¬
ausfinden, ſo unförmlich, obgleich klein, war alles
über- und durcheinander gebaut. Den Hauptein¬
gang nemlich bildete ein griechiſcher Tempel mit
zierlichem Säulenportal, welches ſehr komiſch aus¬
ſah, da alles überaus niedlich und nur aus ange¬
ſtrichenem Holze war. Sie traten hinein und fan¬
den in der Halle einen hölzernen Apollo, der die
Geige ſtrich und dem der Kopf fehlte, weil nicht
mehr Raum genug dazu übriggeblieben war. Gleich
aus dem Tempel trat man in einen geſchmackvollen

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[389/0395] de giengen ſeltſam genug in einem ewigen Kreiſe immerfort um ſich ſelber herum, ſo daß die beyden Grafen, je emſiger ſie zuſchritten, zwar immer ganz nahe blieben, aber einander niemals erjagen oder zuſammenkommen konnten. Einigemal, wo die Gänge ſich plötzlich durchkreuzten, ſtießen ſie un¬ verhofft aneinander, trennten ſich von neuem, und ſtanden endlich, nachdem ſie ſich beynah müde ge¬ irrt, auf einmal wieder vor dem Zaune, an dem¬ ſelben Orte, wo ſie ausgelaufen waren. Sie lachten und ärgerten ſich zugleich über den ſinnreichen Einfall. Doch machte ſie dieſe kleine Probe aufmerkſam und neugieriger auf die ganze ſonderbare Anlage. Sie nahmen daher noch einmal einen beherzten Anlauf und drangen nun mitten durch das dicke Gehege grad hindurch. Da kamen ſie bald auf einen freyen Platz zu einem Gebäude. Ihre Augen konnten ſich bey dem erſten verwirren¬ den Anblick durchaus nicht aus dem labyrinthiſchen, höchſtabentheuerlichen Gemiſch dieſes Tempels her¬ ausfinden, ſo unförmlich, obgleich klein, war alles über- und durcheinander gebaut. Den Hauptein¬ gang nemlich bildete ein griechiſcher Tempel mit zierlichem Säulenportal, welches ſehr komiſch aus¬ ſah, da alles überaus niedlich und nur aus ange¬ ſtrichenem Holze war. Sie traten hinein und fan¬ den in der Halle einen hölzernen Apollo, der die Geige ſtrich und dem der Kopf fehlte, weil nicht mehr Raum genug dazu übriggeblieben war. Gleich aus dem Tempel trat man in einen geſchmackvollen

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/395>, abgerufen am 23.11.2024.