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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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In den Krieg denn von neuem in Gottes
Nahmen hinaus! rief ich draussen und nahm die
Richtung auf mein Schloß, da ich indeß erfahren
hatte, daß der Tummelplatz jetzt dort in der Nähe
sey. Bey Sonnenaufgang sah ich die unsrigen in
dem weiten Thale bunt und blitzend zerstreut wie¬
der und das Herz gieng mir auf bey dem Anblick.
Die lustige Bewegung, die mir von weitem so mu¬
thig entgegenblitzte, war aber nichts anderes, als
eine verworrene, gränzenlose Flucht. Der Feind
war noch ziemlich weit, ich ritt daher an den zer¬
streuten Trupps langsam vorüber. Da sah ich den
Haufen in dumpfer Resignation herumtaumeln,
Mehrere weise Mienen achselzuckend zur Schau
tragen, als steckten wohl ganz andere Plane dahin¬
ter -- keinem hätte das Herz im Leibe zerspringen
mögen. Da fiel mir ein, was mir Viktor oft in
seinen melankolischsten Stunden gesagt: besser Uhren
machen, als Soldaten spielen.

Ich meines Theils war fest entschlossen, da
alles, was mir ehrwürdig und lieb auf Erden war,
zu Grunde gehen sollte, lieber fechtend selber mit
unterzugeh'n, als gefangen in der gemeinen
Schande zurückzubleiben. Ich sprengte eilig auf
mein Schloß und bot alle meine Jäger und Diener
auf, deren Gesinnung und Treue ich kannte, viele
Freywillige von der Armee gesellten sich wacker da¬
zu und so verschanzten und besetzten wir mein
Schloß und Garten, da ich wohl wußte, daß der

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In den Krieg denn von neuem in Gottes
Nahmen hinaus! rief ich drauſſen und nahm die
Richtung auf mein Schloß, da ich indeß erfahren
hatte, daß der Tummelplatz jetzt dort in der Nähe
ſey. Bey Sonnenaufgang ſah ich die unſrigen in
dem weiten Thale bunt und blitzend zerſtreut wie¬
der und das Herz gieng mir auf bey dem Anblick.
Die luſtige Bewegung, die mir von weitem ſo mu¬
thig entgegenblitzte, war aber nichts anderes, als
eine verworrene, gränzenloſe Flucht. Der Feind
war noch ziemlich weit, ich ritt daher an den zer¬
ſtreuten Trupps langſam vorüber. Da ſah ich den
Haufen in dumpfer Reſignation herumtaumeln,
Mehrere weiſe Mienen achſelzuckend zur Schau
tragen, als ſteckten wohl ganz andere Plane dahin¬
ter — keinem hätte das Herz im Leibe zerſpringen
mögen. Da fiel mir ein, was mir Viktor oft in
ſeinen melankoliſchſten Stunden geſagt: beſſer Uhren
machen, als Soldaten ſpielen.

Ich meines Theils war feſt entſchloſſen, da
alles, was mir ehrwürdig und lieb auf Erden war,
zu Grunde gehen ſollte, lieber fechtend ſelber mit
unterzugeh'n, als gefangen in der gemeinen
Schande zurückzubleiben. Ich ſprengte eilig auf
mein Schloß und bot alle meine Jäger und Diener
auf, deren Geſinnung und Treue ich kannte, viele
Freywillige von der Armee geſellten ſich wacker da¬
zu und ſo verſchanzten und beſetzten wir mein
Schloß und Garten, da ich wohl wußte, daß der

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[371/0377] In den Krieg denn von neuem in Gottes Nahmen hinaus! rief ich drauſſen und nahm die Richtung auf mein Schloß, da ich indeß erfahren hatte, daß der Tummelplatz jetzt dort in der Nähe ſey. Bey Sonnenaufgang ſah ich die unſrigen in dem weiten Thale bunt und blitzend zerſtreut wie¬ der und das Herz gieng mir auf bey dem Anblick. Die luſtige Bewegung, die mir von weitem ſo mu¬ thig entgegenblitzte, war aber nichts anderes, als eine verworrene, gränzenloſe Flucht. Der Feind war noch ziemlich weit, ich ritt daher an den zer¬ ſtreuten Trupps langſam vorüber. Da ſah ich den Haufen in dumpfer Reſignation herumtaumeln, Mehrere weiſe Mienen achſelzuckend zur Schau tragen, als ſteckten wohl ganz andere Plane dahin¬ ter — keinem hätte das Herz im Leibe zerſpringen mögen. Da fiel mir ein, was mir Viktor oft in ſeinen melankoliſchſten Stunden geſagt: beſſer Uhren machen, als Soldaten ſpielen. Ich meines Theils war feſt entſchloſſen, da alles, was mir ehrwürdig und lieb auf Erden war, zu Grunde gehen ſollte, lieber fechtend ſelber mit unterzugeh'n, als gefangen in der gemeinen Schande zurückzubleiben. Ich ſprengte eilig auf mein Schloß und bot alle meine Jäger und Diener auf, deren Geſinnung und Treue ich kannte, viele Freywillige von der Armee geſellten ſich wacker da¬ zu und ſo verſchanzten und beſetzten wir mein Schloß und Garten, da ich wohl wußte, daß der 24 *

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/377>, abgerufen am 23.11.2024.