schauerte sie, als ob sie der Frost schüttelte. Sie sah Friedrich'n mit ihren großen Augen unverwandt an, denn sie wußte alles, was er in der letzten Zeit gethan und aufgeopfert, und es war im tief¬ sten Grunde nur ihre unbezwingliche Leidenschaft zu ihm im zerknirschenden Gefühl, ihn nie erreichen zu können, was das heftige Weib nach und nach bis zu diesem schwindlichen Abgrund verwildert hatte. Es war, als gienge bey seinem neuen Anblick die Erinnerung an ihre eigne ursprüngliche, zerstörte Größe noch einmal schneidend durch ihre Seele. Sie stand auf und gieng, ohne ein Wort zu sagen, nach der einen Seite fort.
Friedrich blieb noch lange dort sitzen, denn sein Herz war noch nie so bekümmert und gepreßt, als diese Nacht. Da fiel plötzlich ganz nahe im Schlosse ein Schuß. Er sprang, wie vom Blitze gerührt, auf, eine entsetzliche Ahnung flog durch seine Brust. Er eilte durch mehrere Gemächer, die leer und offen standen, das letzte war fest verschlos¬ sen. Er riß die Thüre mit Gewalt ein: welch' ein erschrecklicher Anblick versteinerte da alle seine Sin¬ ne! Ueber den Trümmern ihrer Ahnenbilder lag dort Romana in ihrem Blute hingestreckt, das Ge¬ wehr, wie ihren letzten Freund, noch fest in der Hand.
Ihn überfiel im ersten Augenblick ein seltsamer Zorn, er faßte sie in beyde Arme, als mußte er sie mit Gewalt noch dem Teufel entreissen. Aber das wilde Spiel war für immer verspielt, sie hatte
ſchauerte ſie, als ob ſie der Froſt ſchüttelte. Sie ſah Friedrich'n mit ihren großen Augen unverwandt an, denn ſie wußte alles, was er in der letzten Zeit gethan und aufgeopfert, und es war im tief¬ ſten Grunde nur ihre unbezwingliche Leidenſchaft zu ihm im zerknirſchenden Gefühl, ihn nie erreichen zu können, was das heftige Weib nach und nach bis zu dieſem ſchwindlichen Abgrund verwildert hatte. Es war, als gienge bey ſeinem neuen Anblick die Erinnerung an ihre eigne urſprüngliche, zerſtörte Größe noch einmal ſchneidend durch ihre Seele. Sie ſtand auf und gieng, ohne ein Wort zu ſagen, nach der einen Seite fort.
Friedrich blieb noch lange dort ſitzen, denn ſein Herz war noch nie ſo bekümmert und gepreßt, als dieſe Nacht. Da fiel plötzlich ganz nahe im Schloſſe ein Schuß. Er ſprang, wie vom Blitze gerührt, auf, eine entſetzliche Ahnung flog durch ſeine Bruſt. Er eilte durch mehrere Gemächer, die leer und offen ſtanden, das letzte war feſt verſchloſ¬ ſen. Er riß die Thüre mit Gewalt ein: welch' ein erſchrecklicher Anblick verſteinerte da alle ſeine Sin¬ ne! Ueber den Trümmern ihrer Ahnenbilder lag dort Romana in ihrem Blute hingeſtreckt, das Ge¬ wehr, wie ihren letzten Freund, noch feſt in der Hand.
Ihn überfiel im erſten Augenblick ein ſeltſamer Zorn, er faßte ſie in beyde Arme, als mußte er ſie mit Gewalt noch dem Teufel entreiſſen. Aber das wilde Spiel war für immer verſpielt, ſie hatte
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ſchauerte ſie, als ob ſie der Froſt ſchüttelte. Sie
ſah Friedrich'n mit ihren großen Augen unverwandt
an, denn ſie wußte alles, was er in der letzten
Zeit gethan und aufgeopfert, und es war im tief¬
ſten Grunde nur ihre unbezwingliche Leidenſchaft zu
ihm im zerknirſchenden Gefühl, ihn nie erreichen zu
können, was das heftige Weib nach und nach bis
zu dieſem ſchwindlichen Abgrund verwildert hatte.
Es war, als gienge bey ſeinem neuen Anblick die
Erinnerung an ihre eigne urſprüngliche, zerſtörte
Größe noch einmal ſchneidend durch ihre Seele. Sie
ſtand auf und gieng, ohne ein Wort zu ſagen, nach
der einen Seite fort.
Friedrich blieb noch lange dort ſitzen, denn
ſein Herz war noch nie ſo bekümmert und gepreßt,
als dieſe Nacht. Da fiel plötzlich ganz nahe im
Schloſſe ein Schuß. Er ſprang, wie vom Blitze
gerührt, auf, eine entſetzliche Ahnung flog durch
ſeine Bruſt. Er eilte durch mehrere Gemächer, die
leer und offen ſtanden, das letzte war feſt verſchloſ¬
ſen. Er riß die Thüre mit Gewalt ein: welch' ein
erſchrecklicher Anblick verſteinerte da alle ſeine Sin¬
ne! Ueber den Trümmern ihrer Ahnenbilder lag
dort Romana in ihrem Blute hingeſtreckt, das Ge¬
wehr, wie ihren letzten Freund, noch feſt in der
Hand.
Ihn überfiel im erſten Augenblick ein ſeltſamer
Zorn, er faßte ſie in beyde Arme, als mußte er
ſie mit Gewalt noch dem Teufel entreiſſen. Aber
das wilde Spiel war für immer verſpielt, ſie hatte
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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