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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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diesen Worten sprang der Offizier, der Friedrichs
ruhige Züge nicht länger ertragen konnte, auf,
packte ihn bey der Brust und wollte ihn über die
Gallerie in den Abgrund stürzen. Sie rangen ei¬
nige Zeit miteinander; Friedrich war von vielem
Blutverlust ermattet und taumelte nach dem schwind¬
lichen Rande zu. Da fiel ein Schuß aus einem
Fenster des Schlosses; ein Schütze hatte alles mit
angesehen. -- Jesus Maria! rief der Offizier ge¬
troffen und stürzte über das Geländer in den Ab¬
grund hinunter. -- Da wurde es auf einmal still,
nur der Wald rauschte finster von unten herauf.
Friedrich wandte sich schaudernd von dem unheimli¬
chen Orte.

Die Schützen hatten unterdeß ausgerastet; das
Morgenroth begann bereits sich zu erheben. Neue
Nachrichten, die so eben eingelaufen waren, be¬
stimmten die Truppe, sogleich von ihrem Schlosse auf¬
zubrechen, um sich mit den anderen tiefer im Lande
zu vereinigen.

Eine seltsame Erscheinung zog jedoch bald dar¬
auf Aller Augen auf sich. Als sie nemlich auf der
einen Seite des Schlosses herauskamen, sahen sie
jenseits zwischen den Bäumen auf einer hohen
Klippe eine weibliche Gestalt stehen, welche zwey
von den ihrigen, die ihr nachstiegen, mit dem De¬
gen abwehrte. Friedrich wurde hinzugerufen. Er
erfuhr, das Mädchen sey gegen Morgen allein mit
verwirrtem Haar und einem Degen in der Hand
an dem Schlosse herumgeirrt, als suche sie etwas.

dieſen Worten ſprang der Offizier, der Friedrichs
ruhige Züge nicht länger ertragen konnte, auf,
packte ihn bey der Bruſt und wollte ihn über die
Gallerie in den Abgrund ſtürzen. Sie rangen ei¬
nige Zeit miteinander; Friedrich war von vielem
Blutverluſt ermattet und taumelte nach dem ſchwind¬
lichen Rande zu. Da fiel ein Schuß aus einem
Fenſter des Schloſſes; ein Schütze hatte alles mit
angeſehen. — Jeſus Maria! rief der Offizier ge¬
troffen und ſtürzte über das Geländer in den Ab¬
grund hinunter. — Da wurde es auf einmal ſtill,
nur der Wald rauſchte finſter von unten herauf.
Friedrich wandte ſich ſchaudernd von dem unheimli¬
chen Orte.

Die Schützen hatten unterdeß ausgeraſtet; das
Morgenroth begann bereits ſich zu erheben. Neue
Nachrichten, die ſo eben eingelaufen waren, be¬
ſtimmten die Truppe, ſogleich von ihrem Schloſſe auf¬
zubrechen, um ſich mit den anderen tiefer im Lande
zu vereinigen.

Eine ſeltſame Erſcheinung zog jedoch bald dar¬
auf Aller Augen auf ſich. Als ſie nemlich auf der
einen Seite des Schloſſes herauskamen, ſahen ſie
jenſeits zwiſchen den Bäumen auf einer hohen
Klippe eine weibliche Geſtalt ſtehen, welche zwey
von den ihrigen, die ihr nachſtiegen, mit dem De¬
gen abwehrte. Friedrich wurde hinzugerufen. Er
erfuhr, das Mädchen ſey gegen Morgen allein mit
verwirrtem Haar und einem Degen in der Hand
an dem Schloſſe herumgeirrt, als ſuche ſie etwas.

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[342/0348] dieſen Worten ſprang der Offizier, der Friedrichs ruhige Züge nicht länger ertragen konnte, auf, packte ihn bey der Bruſt und wollte ihn über die Gallerie in den Abgrund ſtürzen. Sie rangen ei¬ nige Zeit miteinander; Friedrich war von vielem Blutverluſt ermattet und taumelte nach dem ſchwind¬ lichen Rande zu. Da fiel ein Schuß aus einem Fenſter des Schloſſes; ein Schütze hatte alles mit angeſehen. — Jeſus Maria! rief der Offizier ge¬ troffen und ſtürzte über das Geländer in den Ab¬ grund hinunter. — Da wurde es auf einmal ſtill, nur der Wald rauſchte finſter von unten herauf. Friedrich wandte ſich ſchaudernd von dem unheimli¬ chen Orte. Die Schützen hatten unterdeß ausgeraſtet; das Morgenroth begann bereits ſich zu erheben. Neue Nachrichten, die ſo eben eingelaufen waren, be¬ ſtimmten die Truppe, ſogleich von ihrem Schloſſe auf¬ zubrechen, um ſich mit den anderen tiefer im Lande zu vereinigen. Eine ſeltſame Erſcheinung zog jedoch bald dar¬ auf Aller Augen auf ſich. Als ſie nemlich auf der einen Seite des Schloſſes herauskamen, ſahen ſie jenſeits zwiſchen den Bäumen auf einer hohen Klippe eine weibliche Geſtalt ſtehen, welche zwey von den ihrigen, die ihr nachſtiegen, mit dem De¬ gen abwehrte. Friedrich wurde hinzugerufen. Er erfuhr, das Mädchen ſey gegen Morgen allein mit verwirrtem Haar und einem Degen in der Hand an dem Schloſſe herumgeirrt, als ſuche ſie etwas.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/348>, abgerufen am 23.11.2024.