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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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hagte, gab den Rath: sie sollten sich heimlich auf
Umwegen neben den feindlichen Posten hin vor Ta¬
gesanbruch mit allen den anderen zerstreuten Hau¬
fen auf Einem festen Fleck zu vereinigen suchen.
Dieß wurde einmüthig angenommen und der älteste
unter ihnen theilte hiemit alsogleich den ganzen
Haufen in viele kleine Truppe und gab jedem einen
jungen, rüstigen Führer zu, der alle Stege des
Gebirges am besten kannte, lieber die einsamsten
und gefährlichsten Felsenpfade wollten sie heimlich
mitten durch ihre Feinde gehen, alle ihre anderen
Haufen, auf die sie unterwegs stossen mußten, an
sich zieh'n und auf dem höchsten Gipfel, wo sie
wußten, daß ihr Hauptstamm sich befände, wieder
zusammenkommen, um sich bey Anbruch des Tages
von dort mit der Sonne auf den Feind zu stürzen.

Das Unternehmen war gefährlich und gewagt,
doch nahmen sie sehr vergnügt Abschied von einan¬
der. Friedrich hatte sich auch ein grünes Reis auf
den Hut gesteckt und auf das beste bewaffnet. Ihm
war der junge Jäger, den er zuerst auf der Stras¬
se nach Italien getroffen, zum Führer bestimmt
worden, zu seinen Begleitern hatte er noch zwey
Schützen und den jungen Menschen, den die Kund¬
schafter vorhin mitgebracht. Dieser hatte die ganze
Zeit über, ohne einigen Antheil an der Begeben¬
heit verspüren zu lassen, seitwärts auf einem Baum¬
sturz gesessen, den Kopf in beyde Hände gestützt,
als schliefe er. Sie rüttelten ihn nun auf. Wie
erstaunte da Friedrich, als er sich aufrichtete, und

hagte, gab den Rath: ſie ſollten ſich heimlich auf
Umwegen neben den feindlichen Poſten hin vor Ta¬
gesanbruch mit allen den anderen zerſtreuten Hau¬
fen auf Einem feſten Fleck zu vereinigen ſuchen.
Dieß wurde einmüthig angenommen und der älteſte
unter ihnen theilte hiemit alſogleich den ganzen
Haufen in viele kleine Truppe und gab jedem einen
jungen, rüſtigen Führer zu, der alle Stege des
Gebirges am beſten kannte, lieber die einſamſten
und gefährlichſten Felſenpfade wollten ſie heimlich
mitten durch ihre Feinde gehen, alle ihre anderen
Haufen, auf die ſie unterwegs ſtoſſen mußten, an
ſich zieh'n und auf dem höchſten Gipfel, wo ſie
wußten, daß ihr Hauptſtamm ſich befände, wieder
zuſammenkommen, um ſich bey Anbruch des Tages
von dort mit der Sonne auf den Feind zu ſtürzen.

Das Unternehmen war gefährlich und gewagt,
doch nahmen ſie ſehr vergnügt Abſchied von einan¬
der. Friedrich hatte ſich auch ein grünes Reis auf
den Hut geſteckt und auf das beſte bewaffnet. Ihm
war der junge Jäger, den er zuerſt auf der Straſ¬
ſe nach Italien getroffen, zum Führer beſtimmt
worden, zu ſeinen Begleitern hatte er noch zwey
Schützen und den jungen Menſchen, den die Kund¬
ſchafter vorhin mitgebracht. Dieſer hatte die ganze
Zeit über, ohne einigen Antheil an der Begeben¬
heit verſpüren zu laſſen, ſeitwärts auf einem Baum¬
ſturz geſeſſen, den Kopf in beyde Hände geſtützt,
als ſchliefe er. Sie rüttelten ihn nun auf. Wie
erſtaunte da Friedrich, als er ſich aufrichtete, und

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[331/0337] hagte, gab den Rath: ſie ſollten ſich heimlich auf Umwegen neben den feindlichen Poſten hin vor Ta¬ gesanbruch mit allen den anderen zerſtreuten Hau¬ fen auf Einem feſten Fleck zu vereinigen ſuchen. Dieß wurde einmüthig angenommen und der älteſte unter ihnen theilte hiemit alſogleich den ganzen Haufen in viele kleine Truppe und gab jedem einen jungen, rüſtigen Führer zu, der alle Stege des Gebirges am beſten kannte, lieber die einſamſten und gefährlichſten Felſenpfade wollten ſie heimlich mitten durch ihre Feinde gehen, alle ihre anderen Haufen, auf die ſie unterwegs ſtoſſen mußten, an ſich zieh'n und auf dem höchſten Gipfel, wo ſie wußten, daß ihr Hauptſtamm ſich befände, wieder zuſammenkommen, um ſich bey Anbruch des Tages von dort mit der Sonne auf den Feind zu ſtürzen. Das Unternehmen war gefährlich und gewagt, doch nahmen ſie ſehr vergnügt Abſchied von einan¬ der. Friedrich hatte ſich auch ein grünes Reis auf den Hut geſteckt und auf das beſte bewaffnet. Ihm war der junge Jäger, den er zuerſt auf der Straſ¬ ſe nach Italien getroffen, zum Führer beſtimmt worden, zu ſeinen Begleitern hatte er noch zwey Schützen und den jungen Menſchen, den die Kund¬ ſchafter vorhin mitgebracht. Dieſer hatte die ganze Zeit über, ohne einigen Antheil an der Begeben¬ heit verſpüren zu laſſen, ſeitwärts auf einem Baum¬ ſturz geſeſſen, den Kopf in beyde Hände geſtützt, als ſchliefe er. Sie rüttelten ihn nun auf. Wie erſtaunte da Friedrich, als er ſich aufrichtete, und

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/337>, abgerufen am 23.11.2024.