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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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stampfte, mit vieler Freude den gebogenen Hals
streichelte. Wer giebt Dir das Recht Reisende auf¬
zuhalten? fuhr ihn Friedrich an. Du sprichst ja
deutsch, sagte der Jäger ihn ruhig auslachend, du
könntest jetzt auch was besseres thun als reisen!
Komm nur mit mir! Friedrich'n erfrischte recht das
kecke, freye Wesen, daß feine Gesicht voll Ehre,
die gelenke, tapfere Gestalt; er hatte nie einen
schöneren Jäger gesehen. Er zweifelte nicht, daß
er einer von jenen sey, um derentwillen er schon
seit mehreren Tagen das verlassene Gebirge verge¬
bens durchschweift hatte, und trug daher keinen
Augenblick Bedenken, dem Abentheuer zu folgen.
Der Jäger gieng singend voraus, Friedrich ritt in
einiger Entfernung nach.

So zogen sie immer tiefer in das Gebirge hin¬
ein. Die Sonne war lange untergegangen, der
Mond schien hell über die Wälder. Als sie ohnge¬
fähr eine halbe Stunde so gewandert waren, blieb
der Jäger in einiger Entfernung plötzlich stehen,
nahm sein Hüfthorn und stieß dreymal darein. So¬
gleich gaben unzählige Hörner nacheinander weit in
das Gebirge hinein Antwort. Friedrich stutzte und
wurde einen Augenblick an dem ehrlichen Gesichte
irre. Er hielt sein Pferd an, zog sein Pistol her¬
aus und hielt es, gefaßt gegen alles, was daraus
werden dürfte, auf seinen Führer. Der Jäger
bemerkte es. Lauter Landsleute! rief er lachend,
und schritt ruhig weiter. Aller Argwohn war ver¬
schwunden, und Friedrich ritt wieder nach.

ſtampfte, mit vieler Freude den gebogenen Hals
ſtreichelte. Wer giebt Dir das Recht Reiſende auf¬
zuhalten? fuhr ihn Friedrich an. Du ſprichſt ja
deutſch, ſagte der Jäger ihn ruhig auslachend, du
könnteſt jetzt auch was beſſeres thun als reiſen!
Komm nur mit mir! Friedrich'n erfriſchte recht das
kecke, freye Weſen, daß feine Geſicht voll Ehre,
die gelenke, tapfere Geſtalt; er hatte nie einen
ſchöneren Jäger geſehen. Er zweifelte nicht, daß
er einer von jenen ſey, um derentwillen er ſchon
ſeit mehreren Tagen das verlaſſene Gebirge verge¬
bens durchſchweift hatte, und trug daher keinen
Augenblick Bedenken, dem Abentheuer zu folgen.
Der Jäger gieng ſingend voraus, Friedrich ritt in
einiger Entfernung nach.

So zogen ſie immer tiefer in das Gebirge hin¬
ein. Die Sonne war lange untergegangen, der
Mond ſchien hell über die Wälder. Als ſie ohnge¬
fähr eine halbe Stunde ſo gewandert waren, blieb
der Jäger in einiger Entfernung plötzlich ſtehen,
nahm ſein Hüfthorn und ſtieß dreymal darein. So¬
gleich gaben unzählige Hörner nacheinander weit in
das Gebirge hinein Antwort. Friedrich ſtutzte und
wurde einen Augenblick an dem ehrlichen Geſichte
irre. Er hielt ſein Pferd an, zog ſein Piſtol her¬
aus und hielt es, gefaßt gegen alles, was daraus
werden dürfte, auf ſeinen Führer. Der Jäger
bemerkte es. Lauter Landsleute! rief er lachend,
und ſchritt ruhig weiter. Aller Argwohn war ver¬
ſchwunden, und Friedrich ritt wieder nach.

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[328/0334] ſtampfte, mit vieler Freude den gebogenen Hals ſtreichelte. Wer giebt Dir das Recht Reiſende auf¬ zuhalten? fuhr ihn Friedrich an. Du ſprichſt ja deutſch, ſagte der Jäger ihn ruhig auslachend, du könnteſt jetzt auch was beſſeres thun als reiſen! Komm nur mit mir! Friedrich'n erfriſchte recht das kecke, freye Weſen, daß feine Geſicht voll Ehre, die gelenke, tapfere Geſtalt; er hatte nie einen ſchöneren Jäger geſehen. Er zweifelte nicht, daß er einer von jenen ſey, um derentwillen er ſchon ſeit mehreren Tagen das verlaſſene Gebirge verge¬ bens durchſchweift hatte, und trug daher keinen Augenblick Bedenken, dem Abentheuer zu folgen. Der Jäger gieng ſingend voraus, Friedrich ritt in einiger Entfernung nach. So zogen ſie immer tiefer in das Gebirge hin¬ ein. Die Sonne war lange untergegangen, der Mond ſchien hell über die Wälder. Als ſie ohnge¬ fähr eine halbe Stunde ſo gewandert waren, blieb der Jäger in einiger Entfernung plötzlich ſtehen, nahm ſein Hüfthorn und ſtieß dreymal darein. So¬ gleich gaben unzählige Hörner nacheinander weit in das Gebirge hinein Antwort. Friedrich ſtutzte und wurde einen Augenblick an dem ehrlichen Geſichte irre. Er hielt ſein Pferd an, zog ſein Piſtol her¬ aus und hielt es, gefaßt gegen alles, was daraus werden dürfte, auf ſeinen Führer. Der Jäger bemerkte es. Lauter Landsleute! rief er lachend, und ſchritt ruhig weiter. Aller Argwohn war ver¬ ſchwunden, und Friedrich ritt wieder nach.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/334>, abgerufen am 23.11.2024.