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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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unbekannten Gast. Die wildesten Gedanken, wie
er sie sein Lebelang nicht gehabt, durchkreuzten sei¬
ne Seele. Aber der Prinz kam nicht wieder her¬
aus. -- Rosa hatte von der ganzen letzten Bege¬
benheit nichts mehr gesehen. -- Der Prinz hatte sie
überrascht. Noch niemals war er ihr so bescheiden,
so gut, so schön und liebenswürdig vorgekommen,
und sein Kuß brannte die ganze Nacht verführerisch
auf ihren schönen Lippen fort.

Es war ein herrlicher Morgen, als Friedrich
und Leontin in den ewigen Zwinger der Alpen ein¬
ritten, wohin auch sie von der Gräfin Romana zur
Jagd geladen waren. Als sie um die letzte Ber¬
gesecke herumkamen, fanden sie schon die Gesellschaft
auf einer schönen Wiese zwischen grünen Bergen
bunt und schallend zerstreut. Einzelne Gruppen von
Pferden und gekoppelten Hunden standen rings in
der schönen Wildniß umher, im Hintergrunde erhob
sich lustig ein farbiges Zelt. Mitten auf der glän¬
zenden Wiese stand die zauberische Romana in einer
grünen Jagdkleidung, sehr geschmückt, fast phanta¬
stisch, wie eine Waldfee anzuseh'n. Neben ihr auf
ihre Achsel gelehnt stand Rosa in männlichen Jä¬
gerkleidern und versteckte ihr Gesicht an der Gräfin,
da der Prinz eben zu ihr sprach, als sie Friedrich'n
mit ihrem Bruder von der anderen Seite ankommen
sah. Von allen Seiten vom Gebirge herab bliesen
die Jäger auf ihren Hörnern, als bewillkommten
sie die beyden neuangekommenen Gäste. Friedrich
hatte Rosa'n noch nie in dieser Verkleidung gesehen

unbekannten Gaſt. Die wildeſten Gedanken, wie
er ſie ſein Lebelang nicht gehabt, durchkreuzten ſei¬
ne Seele. Aber der Prinz kam nicht wieder her¬
aus. — Roſa hatte von der ganzen letzten Bege¬
benheit nichts mehr geſehen. — Der Prinz hatte ſie
überraſcht. Noch niemals war er ihr ſo beſcheiden,
ſo gut, ſo ſchön und liebenswürdig vorgekommen,
und ſein Kuß brannte die ganze Nacht verführeriſch
auf ihren ſchönen Lippen fort.

Es war ein herrlicher Morgen, als Friedrich
und Leontin in den ewigen Zwinger der Alpen ein¬
ritten, wohin auch ſie von der Gräfin Romana zur
Jagd geladen waren. Als ſie um die letzte Ber¬
gesecke herumkamen, fanden ſie ſchon die Geſellſchaft
auf einer ſchönen Wieſe zwiſchen grünen Bergen
bunt und ſchallend zerſtreut. Einzelne Gruppen von
Pferden und gekoppelten Hunden ſtanden rings in
der ſchönen Wildniß umher, im Hintergrunde erhob
ſich luſtig ein farbiges Zelt. Mitten auf der glän¬
zenden Wieſe ſtand die zauberiſche Romana in einer
grünen Jagdkleidung, ſehr geſchmückt, faſt phanta¬
ſtiſch, wie eine Waldfee anzuſeh'n. Neben ihr auf
ihre Achſel gelehnt ſtand Roſa in männlichen Jä¬
gerkleidern und verſteckte ihr Geſicht an der Gräfin,
da der Prinz eben zu ihr ſprach, als ſie Friedrich'n
mit ihrem Bruder von der anderen Seite ankommen
ſah. Von allen Seiten vom Gebirge herab blieſen
die Jäger auf ihren Hörnern, als bewillkommten
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[311/0317] unbekannten Gaſt. Die wildeſten Gedanken, wie er ſie ſein Lebelang nicht gehabt, durchkreuzten ſei¬ ne Seele. Aber der Prinz kam nicht wieder her¬ aus. — Roſa hatte von der ganzen letzten Bege¬ benheit nichts mehr geſehen. — Der Prinz hatte ſie überraſcht. Noch niemals war er ihr ſo beſcheiden, ſo gut, ſo ſchön und liebenswürdig vorgekommen, und ſein Kuß brannte die ganze Nacht verführeriſch auf ihren ſchönen Lippen fort. Es war ein herrlicher Morgen, als Friedrich und Leontin in den ewigen Zwinger der Alpen ein¬ ritten, wohin auch ſie von der Gräfin Romana zur Jagd geladen waren. Als ſie um die letzte Ber¬ gesecke herumkamen, fanden ſie ſchon die Geſellſchaft auf einer ſchönen Wieſe zwiſchen grünen Bergen bunt und ſchallend zerſtreut. Einzelne Gruppen von Pferden und gekoppelten Hunden ſtanden rings in der ſchönen Wildniß umher, im Hintergrunde erhob ſich luſtig ein farbiges Zelt. Mitten auf der glän¬ zenden Wieſe ſtand die zauberiſche Romana in einer grünen Jagdkleidung, ſehr geſchmückt, faſt phanta¬ ſtiſch, wie eine Waldfee anzuſeh'n. Neben ihr auf ihre Achſel gelehnt ſtand Roſa in männlichen Jä¬ gerkleidern und verſteckte ihr Geſicht an der Gräfin, da der Prinz eben zu ihr ſprach, als ſie Friedrich'n mit ihrem Bruder von der anderen Seite ankommen ſah. Von allen Seiten vom Gebirge herab blieſen die Jäger auf ihren Hörnern, als bewillkommten ſie die beyden neuangekommenen Gäſte. Friedrich hatte Roſa'n noch nie in dieſer Verkleidung geſehen

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/317>, abgerufen am 23.11.2024.