flackerndes Heerdfeuer, an welchem eine alte Frau etwas zubereitete, warf seine gemüthlichen Scheine über die Stube. Teller und Schüsseln waren in ihren Geländern ringsum an den Wänden blank und in zierlicher Ordnung aufgestellt, ein Kätzchen saß auf einem Großvaterstuhle am Ofen und putzte sich, im Hintergrunde hieng ein Muttergottesbild, vom Kamine hellbeleuchtet. Es schien ein stilles, ordent¬ liches Haus. Das Mädchen sprang fröhlich von ihrem Sitze auf, kam ans Fenster und sah einen Augenblick durch die Scheiben. Friedrich erstaunte über ihre Schönheit. Sie schüttelte sich darauf mun¬ ter und ungemein lieblich, als fröre sie bey dem flüchtigen Blick in die stürmische Nacht draussen, stieg auf einen Stuhl und schloß die Fensterladen zu.
Den folgenden Morgen, als Friedrich mit dem Prinzen zusammenkam, sagte er ihm sogleich, was er gestern gesehen. Der Prinz schien betroffen, be¬ sann sich darauf einen Augenblick, und bat Frie¬ drich'n, die ganze Begebenheit zu verschweigen. Er besuche, sagte er, das Mädchen schon seit langer Zeit und gebe sich für einen armen Studenten aus. Die Mutter und die Tochter, die wenig auskämen, hielten ihn wirklich dafür. Friedrich sagte ihm offen und ernsthaft, wie dieß ein gefährliches Spiel sey, wobey das Mädchen verspielen müsse, er solle lie¬ ber alles aufgeben, ehe es zu weit käme, vor allem großmüthig das Mädchen schonen, das ihm noch unschuldig schiene. Der Prinz war gerührt, drückte
flackerndes Heerdfeuer, an welchem eine alte Frau etwas zubereitete, warf ſeine gemüthlichen Scheine über die Stube. Teller und Schüſſeln waren in ihren Geländern ringsum an den Wänden blank und in zierlicher Ordnung aufgeſtellt, ein Kätzchen ſaß auf einem Großvaterſtuhle am Ofen und putzte ſich, im Hintergrunde hieng ein Muttergottesbild, vom Kamine hellbeleuchtet. Es ſchien ein ſtilles, ordent¬ liches Haus. Das Mädchen ſprang fröhlich von ihrem Sitze auf, kam ans Fenſter und ſah einen Augenblick durch die Scheiben. Friedrich erſtaunte über ihre Schönheit. Sie ſchüttelte ſich darauf mun¬ ter und ungemein lieblich, als fröre ſie bey dem flüchtigen Blick in die ſtürmiſche Nacht drauſſen, ſtieg auf einen Stuhl und ſchloß die Fenſterladen zu.
Den folgenden Morgen, als Friedrich mit dem Prinzen zuſammenkam, ſagte er ihm ſogleich, was er geſtern geſehen. Der Prinz ſchien betroffen, be¬ ſann ſich darauf einen Augenblick, und bat Frie¬ drich'n, die ganze Begebenheit zu verſchweigen. Er beſuche, ſagte er, das Mädchen ſchon ſeit langer Zeit und gebe ſich für einen armen Studenten aus. Die Mutter und die Tochter, die wenig auskämen, hielten ihn wirklich dafür. Friedrich ſagte ihm offen und ernſthaft, wie dieß ein gefährliches Spiel ſey, wobey das Mädchen verſpielen müſſe, er ſolle lie¬ ber alles aufgeben, ehe es zu weit käme, vor allem großmüthig das Mädchen ſchonen, das ihm noch unſchuldig ſchiene. Der Prinz war gerührt, drückte
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flackerndes Heerdfeuer, an welchem eine alte Frau
etwas zubereitete, warf ſeine gemüthlichen Scheine
über die Stube. Teller und Schüſſeln waren in
ihren Geländern ringsum an den Wänden blank und
in zierlicher Ordnung aufgeſtellt, ein Kätzchen ſaß
auf einem Großvaterſtuhle am Ofen und putzte ſich,
im Hintergrunde hieng ein Muttergottesbild, vom
Kamine hellbeleuchtet. Es ſchien ein ſtilles, ordent¬
liches Haus. Das Mädchen ſprang fröhlich von
ihrem Sitze auf, kam ans Fenſter und ſah einen
Augenblick durch die Scheiben. Friedrich erſtaunte
über ihre Schönheit. Sie ſchüttelte ſich darauf mun¬
ter und ungemein lieblich, als fröre ſie bey dem
flüchtigen Blick in die ſtürmiſche Nacht drauſſen,
ſtieg auf einen Stuhl und ſchloß die Fenſterladen
zu.
Den folgenden Morgen, als Friedrich mit dem
Prinzen zuſammenkam, ſagte er ihm ſogleich, was
er geſtern geſehen. Der Prinz ſchien betroffen, be¬
ſann ſich darauf einen Augenblick, und bat Frie¬
drich'n, die ganze Begebenheit zu verſchweigen.
Er beſuche, ſagte er, das Mädchen ſchon ſeit langer
Zeit und gebe ſich für einen armen Studenten aus.
Die Mutter und die Tochter, die wenig auskämen,
hielten ihn wirklich dafür. Friedrich ſagte ihm offen
und ernſthaft, wie dieß ein gefährliches Spiel ſey,
wobey das Mädchen verſpielen müſſe, er ſolle lie¬
ber alles aufgeben, ehe es zu weit käme, vor allem
großmüthig das Mädchen ſchonen, das ihm noch
unſchuldig ſchiene. Der Prinz war gerührt, drückte
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/269>, abgerufen am 23.11.2024.
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