stand wie eine Zauberey hoch über einem weiten, unbeschreiblichen Chaos von Gärten, Weinbergen, Bäumen und Flüssen, der Schloßberg selber war Ein großer Garten, wo unzählige Wasserkünste aus dem Grün hervorsprangen. Die Sonne gieng eben hinter dem Berge unter und bedeckte das prächtige Bild mit Glanz und Schimmer, so daß man nichts deutlich unterscheiden konnte.
Ueberrascht und geblendet gab Friedrich seinem Pferde die Sporen und ritt die Höhe hinan. Er erstaunte über die seltsame Bauart des Schlosses, das durch eine fast barocke Pracht auffiel. Es war niemand zu sehen. Er trat in die weite, mit bun¬ tem Marmor getäfelte Vorhalle, durch deren Säu¬ lenreihen man von der anderen Seite in den Gar¬ ten hinaussah. Dort standen die seltsamsten aus¬ ländischen Bäume und Pflanzen, wie halbausgespro¬ chene, verzauberte Gedanken, schimmernde Wasser¬ strahlen durchkreuzten sich in krystallenen Bogen hoch über ihnen, ausländische Vögel saßen sinnend und traumhaft zwischen den dunkelgrünen Schatten um¬ her.
Ein wunderschöner Knabe sprang indeß so eben draussen im Hofe vom Pferde, stutzte, als er im Vorbeylaufen Friedrich'n erblickte, sah ihn einen Augenblick mit den großen, schönen Augen trotzig an, eilte sogleich wieder durch die Vorhalle weiter in den Garten hinaus. Friedrich sah, wie er dort mit bewunderungswürdiger Fertigkeit eine hohe, am
Abhange
ſtand wie eine Zauberey hoch über einem weiten, unbeſchreiblichen Chaos von Gärten, Weinbergen, Bäumen und Flüſſen, der Schloßberg ſelber war Ein großer Garten, wo unzählige Waſſerkünſte aus dem Grün hervorſprangen. Die Sonne gieng eben hinter dem Berge unter und bedeckte das prächtige Bild mit Glanz und Schimmer, ſo daß man nichts deutlich unterſcheiden konnte.
Ueberraſcht und geblendet gab Friedrich ſeinem Pferde die Sporen und ritt die Höhe hinan. Er erſtaunte über die ſeltſame Bauart des Schloſſes, das durch eine faſt barocke Pracht auffiel. Es war niemand zu ſehen. Er trat in die weite, mit bun¬ tem Marmor getäfelte Vorhalle, durch deren Säu¬ lenreihen man von der anderen Seite in den Gar¬ ten hinausſah. Dort ſtanden die ſeltſamſten aus¬ ländiſchen Bäume und Pflanzen, wie halbausgeſpro¬ chene, verzauberte Gedanken, ſchimmernde Waſſer¬ ſtrahlen durchkreuzten ſich in kryſtallenen Bogen hoch über ihnen, ausländiſche Vögel ſaßen ſinnend und traumhaft zwiſchen den dunkelgrünen Schatten um¬ her.
Ein wunderſchöner Knabe ſprang indeß ſo eben drauſſen im Hofe vom Pferde, ſtutzte, als er im Vorbeylaufen Friedrich'n erblickte, ſah ihn einen Augenblick mit den großen, ſchönen Augen trotzig an, eilte ſogleich wieder durch die Vorhalle weiter in den Garten hinaus. Friedrich ſah, wie er dort mit bewunderungswürdiger Fertigkeit eine hohe, am
Abhange
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ſtand wie eine Zauberey hoch über einem weiten,
unbeſchreiblichen Chaos von Gärten, Weinbergen,
Bäumen und Flüſſen, der Schloßberg ſelber war
Ein großer Garten, wo unzählige Waſſerkünſte aus
dem Grün hervorſprangen. Die Sonne gieng eben
hinter dem Berge unter und bedeckte das prächtige
Bild mit Glanz und Schimmer, ſo daß man nichts
deutlich unterſcheiden konnte.
Ueberraſcht und geblendet gab Friedrich ſeinem
Pferde die Sporen und ritt die Höhe hinan. Er
erſtaunte über die ſeltſame Bauart des Schloſſes,
das durch eine faſt barocke Pracht auffiel. Es war
niemand zu ſehen. Er trat in die weite, mit bun¬
tem Marmor getäfelte Vorhalle, durch deren Säu¬
lenreihen man von der anderen Seite in den Gar¬
ten hinausſah. Dort ſtanden die ſeltſamſten aus¬
ländiſchen Bäume und Pflanzen, wie halbausgeſpro¬
chene, verzauberte Gedanken, ſchimmernde Waſſer¬
ſtrahlen durchkreuzten ſich in kryſtallenen Bogen hoch
über ihnen, ausländiſche Vögel ſaßen ſinnend und
traumhaft zwiſchen den dunkelgrünen Schatten um¬
her.
Ein wunderſchöner Knabe ſprang indeß ſo eben
drauſſen im Hofe vom Pferde, ſtutzte, als er im
Vorbeylaufen Friedrich'n erblickte, ſah ihn einen
Augenblick mit den großen, ſchönen Augen trotzig
an, eilte ſogleich wieder durch die Vorhalle weiter
in den Garten hinaus. Friedrich ſah, wie er dort
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/246>, abgerufen am 23.11.2024.
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