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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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Stromes und die ziehenden Wolken schifften in seine
fröhlichen Gedanken hinein; im Hause waren längst
alle Lichter verlöscht. Die Wellen plätscherten im¬
merfort so einförmig unten an den Steinen, und so
schlummerte er endlich träumend ein.


Zweites Kapitel.

Als die ersten Strahlen der Sonne in die
Fenster schienen, erhob sich ein Student nach dem
andern von seinem harten Lager, riß das Fenster
auf und dehnte sich in den frischen Morgen hinaus.
Auch Friedrich befand sich wieder unter ihnen;
denn eine Nachtigall, welche die ganze Nacht uner¬
müdlich vor dem Hause sang, hatte ihn draussen
geweckt, und die kühle, der Morgenröthe voraus¬
fliegende, Luft in die wärmere Stube getrieben.
Singen, Lachen und muntere Reden erfüllten nun
bald wieder das Zimmer. Friedrich überdachte
seine Begebenheit in der Nacht. Es war ihm, als
erwachte er aus einem Rausche, als wäre die schö¬
ne Rosa, ihr Kuß und alles nur ein Traum ge¬
wesen.

Der Wirth trat mit der Rechnung herein.
Wer ist das Frauenzimmer, fragte Friedrich,
die gestern Abends mit uns angekommen ist? Ich

kenne

Stromes und die ziehenden Wolken ſchifften in ſeine
fröhlichen Gedanken hinein; im Hauſe waren längſt
alle Lichter verlöſcht. Die Wellen plätſcherten im¬
merfort ſo einförmig unten an den Steinen, und ſo
ſchlummerte er endlich träumend ein.


Zweites Kapitel.

Als die erſten Strahlen der Sonne in die
Fenſter ſchienen, erhob ſich ein Student nach dem
andern von ſeinem harten Lager, riß das Fenſter
auf und dehnte ſich in den friſchen Morgen hinaus.
Auch Friedrich befand ſich wieder unter ihnen;
denn eine Nachtigall, welche die ganze Nacht uner¬
müdlich vor dem Hauſe ſang, hatte ihn drauſſen
geweckt, und die kühle, der Morgenröthe voraus¬
fliegende, Luft in die wärmere Stube getrieben.
Singen, Lachen und muntere Reden erfüllten nun
bald wieder das Zimmer. Friedrich überdachte
ſeine Begebenheit in der Nacht. Es war ihm, als
erwachte er aus einem Rauſche, als wäre die ſchö¬
ne Roſa, ihr Kuß und alles nur ein Traum ge¬
weſen.

Der Wirth trat mit der Rechnung herein.
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[16/0022] Stromes und die ziehenden Wolken ſchifften in ſeine fröhlichen Gedanken hinein; im Hauſe waren längſt alle Lichter verlöſcht. Die Wellen plätſcherten im¬ merfort ſo einförmig unten an den Steinen, und ſo ſchlummerte er endlich träumend ein. Zweites Kapitel. Als die erſten Strahlen der Sonne in die Fenſter ſchienen, erhob ſich ein Student nach dem andern von ſeinem harten Lager, riß das Fenſter auf und dehnte ſich in den friſchen Morgen hinaus. Auch Friedrich befand ſich wieder unter ihnen; denn eine Nachtigall, welche die ganze Nacht uner¬ müdlich vor dem Hauſe ſang, hatte ihn drauſſen geweckt, und die kühle, der Morgenröthe voraus¬ fliegende, Luft in die wärmere Stube getrieben. Singen, Lachen und muntere Reden erfüllten nun bald wieder das Zimmer. Friedrich überdachte ſeine Begebenheit in der Nacht. Es war ihm, als erwachte er aus einem Rauſche, als wäre die ſchö¬ ne Roſa, ihr Kuß und alles nur ein Traum ge¬ weſen. Der Wirth trat mit der Rechnung herein. Wer iſt das Frauenzimmer, fragte Friedrich, die geſtern Abends mit uns angekommen iſt? Ich kenne

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/22>, abgerufen am 27.11.2024.