ganz und gar von Licht durchdrungen und strömte von allen Seiten einen milden Glanz aus, der eine himmlische Glorie um die ganze Gestalt bildete und sich ins Firmament zu verloren schien, wo oben an seinem Ausgange einzelne wirkliche Sterne hindurch¬ schimmerten. Rings unter dieser Gestalt war ein dunkler Kreis hoher, traumhafter, phantastisch in¬ einanderverschlungener Pflanzen, unter denen, un¬ kenntlich verworrene Gestalten zerstreut lagen und schliefen, als wäre ihr wunderbarer Traum über ihnen abgebildet. Nur hin und her endigten sich die höchsten dieser Pflanzengewinde in einzelne Li¬ lien und Rosen, die von der Glorie, der sie sich zuwandten, berührt, und verklärt wurden und in de¬ ren Kelchen goldene Kanarienvögel sassen und in dem Glanze mit den Flügeln schlugen. Unter den dunk¬ len Gestalten des unteren Kreises war nur eine kenntlich. Es war ein Ritter, der sich, der glän¬ zenden Erscheinung zugekehrt, auf beyde Kniee aufgerichtet hatte und auf ein Schwert stützte, und dessen goldene Rüstung von der Glorie hell beleuch¬ tet wurde. Von der anderen Seite stand eine schö¬ ne weibliche Gestalt in griechischer Kleidung, wie die Alten ihre Göttinnen abbildeten. Sie war mit bunten, vollen Blumengewinden umhangen und hielt mit beyden aufgehobenen Armen eine Zymbel, wie zum Tanze, hoch in die Höh', so daß die ganze regelmässige Fülle und Pracht der Glieder sichtbar wurde. Das Gesicht erschrocken von der Glorie abgewendet, war sie nur zur Hälfte erleuch¬
ganz und gar von Licht durchdrungen und ſtrömte von allen Seiten einen milden Glanz aus, der eine himmliſche Glorie um die ganze Geſtalt bildete und ſich ins Firmament zu verloren ſchien, wo oben an ſeinem Ausgange einzelne wirkliche Sterne hindurch¬ ſchimmerten. Rings unter dieſer Geſtalt war ein dunkler Kreis hoher, traumhafter, phantaſtiſch in¬ einanderverſchlungener Pflanzen, unter denen, un¬ kenntlich verworrene Geſtalten zerſtreut lagen und ſchliefen, als wäre ihr wunderbarer Traum über ihnen abgebildet. Nur hin und her endigten ſich die höchſten dieſer Pflanzengewinde in einzelne Li¬ lien und Roſen, die von der Glorie, der ſie ſich zuwandten, berührt, und verklärt wurden und in de¬ ren Kelchen goldene Kanarienvögel ſaſſen und in dem Glanze mit den Flügeln ſchlugen. Unter den dunk¬ len Geſtalten des unteren Kreiſes war nur eine kenntlich. Es war ein Ritter, der ſich, der glän¬ zenden Erſcheinung zugekehrt, auf beyde Kniee aufgerichtet hatte und auf ein Schwert ſtützte, und deſſen goldene Rüſtung von der Glorie hell beleuch¬ tet wurde. Von der anderen Seite ſtand eine ſchö¬ ne weibliche Geſtalt in griechiſcher Kleidung, wie die Alten ihre Göttinnen abbildeten. Sie war mit bunten, vollen Blumengewinden umhangen und hielt mit beyden aufgehobenen Armen eine Zymbel, wie zum Tanze, hoch in die Höh', ſo daß die ganze regelmäſſige Fülle und Pracht der Glieder ſichtbar wurde. Das Geſicht erſchrocken von der Glorie abgewendet, war ſie nur zur Hälfte erleuch¬
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[199/0205]
ganz und gar von Licht durchdrungen und ſtrömte
von allen Seiten einen milden Glanz aus, der eine
himmliſche Glorie um die ganze Geſtalt bildete und
ſich ins Firmament zu verloren ſchien, wo oben an
ſeinem Ausgange einzelne wirkliche Sterne hindurch¬
ſchimmerten. Rings unter dieſer Geſtalt war ein
dunkler Kreis hoher, traumhafter, phantaſtiſch in¬
einanderverſchlungener Pflanzen, unter denen, un¬
kenntlich verworrene Geſtalten zerſtreut lagen und
ſchliefen, als wäre ihr wunderbarer Traum über
ihnen abgebildet. Nur hin und her endigten ſich
die höchſten dieſer Pflanzengewinde in einzelne Li¬
lien und Roſen, die von der Glorie, der ſie ſich
zuwandten, berührt, und verklärt wurden und in de¬
ren Kelchen goldene Kanarienvögel ſaſſen und in dem
Glanze mit den Flügeln ſchlugen. Unter den dunk¬
len Geſtalten des unteren Kreiſes war nur eine
kenntlich. Es war ein Ritter, der ſich, der glän¬
zenden Erſcheinung zugekehrt, auf beyde Kniee
aufgerichtet hatte und auf ein Schwert ſtützte, und
deſſen goldene Rüſtung von der Glorie hell beleuch¬
tet wurde. Von der anderen Seite ſtand eine ſchö¬
ne weibliche Geſtalt in griechiſcher Kleidung, wie
die Alten ihre Göttinnen abbildeten. Sie war mit
bunten, vollen Blumengewinden umhangen und
hielt mit beyden aufgehobenen Armen eine Zymbel,
wie zum Tanze, hoch in die Höh', ſo daß die
ganze regelmäſſige Fülle und Pracht der Glieder
ſichtbar wurde. Das Geſicht erſchrocken von der
Glorie abgewendet, war ſie nur zur Hälfte erleuch¬
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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