Draussen auf der Strasse, die leer und öde war, begegnete er bald zwey männlichen, in dunk¬ le Mäntel dichtverhüllten Gestalten, die durch die neblichte Nacht an den Häusern vorbeystrichen. Der eine von ihnen zog einen Schlüssel hervor, er¬ öffnete leise Marie's Hausthüre und schlüpfte hin¬ ein. Desselben Stimme, die er jezt im Vorbeyge¬ hen flüchtig gehört hatte, glaubte er vom heutigen Maskenballe auffallend wieder zu erkennen.
Da hierauf alles auf der Gasse ruhig wurde, eilte er endlich voller Gedanken seiner Wohnung zu. Oben in seiner Stube fand er Erwin, den Kopf auf den Arm gestützt, eingeschlummert. Die Lampe auf dem Tische war fast ausgebrannt und dämmer¬ te nur noch schwach über das Zimmer. Der gute Junge hatte durchaus seinen Herrn erwarten wol¬ len, und sprang verwirrt auf, als Friedrich herein¬ trat. Draussen rasselten die Wagen noch immer¬ fort, Läufer schweiften mit ihren Windlichtern an den dunklen Häusern vorüber, in Osten standen schon Morgenstreifen am Himmel. Erwin sagte, daß er sich in der großen Stadt fürchte; das Ge¬ rassel der Wagen wäre ihm vorgekommen, wie ein unaufhörlicher Sturmwind, die nächtliche Stadt, wie ein dunkler eingeschlafener Riese. Er hat wohl recht, es ist manchmal fürchterlich, dachte Friedrich, denn ihm war bey diesen Worten, als hätte dieser Riese Marie und seine Rosa erdrückt, und der Sturmwind gienge über ihre Gräber. Bete, sagte er zu dem Knaben, und lege dich ruhig schlafen!
Drauſſen auf der Straſſe, die leer und öde war, begegnete er bald zwey männlichen, in dunk¬ le Mäntel dichtverhüllten Geſtalten, die durch die neblichte Nacht an den Häuſern vorbeyſtrichen. Der eine von ihnen zog einen Schlüſſel hervor, er¬ öffnete leiſe Marie's Hausthüre und ſchlüpfte hin¬ ein. Deſſelben Stimme, die er jezt im Vorbeyge¬ hen flüchtig gehört hatte, glaubte er vom heutigen Maſkenballe auffallend wieder zu erkennen.
Da hierauf alles auf der Gaſſe ruhig wurde, eilte er endlich voller Gedanken ſeiner Wohnung zu. Oben in ſeiner Stube fand er Erwin, den Kopf auf den Arm geſtützt, eingeſchlummert. Die Lampe auf dem Tiſche war faſt ausgebrannt und dämmer¬ te nur noch ſchwach über das Zimmer. Der gute Junge hatte durchaus ſeinen Herrn erwarten wol¬ len, und ſprang verwirrt auf, als Friedrich herein¬ trat. Drauſſen raſſelten die Wagen noch immer¬ fort, Läufer ſchweiften mit ihren Windlichtern an den dunklen Häuſern vorüber, in Oſten ſtanden ſchon Morgenſtreifen am Himmel. Erwin ſagte, daß er ſich in der großen Stadt fürchte; das Ge¬ raſſel der Wagen wäre ihm vorgekommen, wie ein unaufhörlicher Sturmwind, die nächtliche Stadt, wie ein dunkler eingeſchlafener Rieſe. Er hat wohl recht, es iſt manchmal fürchterlich, dachte Friedrich, denn ihm war bey dieſen Worten, als hätte dieſer Rieſe Marie und ſeine Roſa erdrückt, und der Sturmwind gienge über ihre Gräber. Bete, ſagte er zu dem Knaben, und lege dich ruhig ſchlafen!
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Drauſſen auf der Straſſe, die leer und öde
war, begegnete er bald zwey männlichen, in dunk¬
le Mäntel dichtverhüllten Geſtalten, die durch die
neblichte Nacht an den Häuſern vorbeyſtrichen.
Der eine von ihnen zog einen Schlüſſel hervor, er¬
öffnete leiſe Marie's Hausthüre und ſchlüpfte hin¬
ein. Deſſelben Stimme, die er jezt im Vorbeyge¬
hen flüchtig gehört hatte, glaubte er vom heutigen
Maſkenballe auffallend wieder zu erkennen.
Da hierauf alles auf der Gaſſe ruhig wurde,
eilte er endlich voller Gedanken ſeiner Wohnung zu.
Oben in ſeiner Stube fand er Erwin, den Kopf
auf den Arm geſtützt, eingeſchlummert. Die Lampe
auf dem Tiſche war faſt ausgebrannt und dämmer¬
te nur noch ſchwach über das Zimmer. Der gute
Junge hatte durchaus ſeinen Herrn erwarten wol¬
len, und ſprang verwirrt auf, als Friedrich herein¬
trat. Drauſſen raſſelten die Wagen noch immer¬
fort, Läufer ſchweiften mit ihren Windlichtern an
den dunklen Häuſern vorüber, in Oſten ſtanden
ſchon Morgenſtreifen am Himmel. Erwin ſagte,
daß er ſich in der großen Stadt fürchte; das Ge¬
raſſel der Wagen wäre ihm vorgekommen, wie ein
unaufhörlicher Sturmwind, die nächtliche Stadt, wie
ein dunkler eingeſchlafener Rieſe. Er hat wohl
recht, es iſt manchmal fürchterlich, dachte Friedrich,
denn ihm war bey dieſen Worten, als hätte dieſer
Rieſe Marie und ſeine Roſa erdrückt, und der
Sturmwind gienge über ihre Gräber. Bete, ſagte
er zu dem Knaben, und lege dich ruhig ſchlafen!
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/190>, abgerufen am 28.11.2024.
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