Sonnenschein spielt' vor dem Haus, Draußen über'n schönen Garten Flogen Wolken weit hinaus.
Und sie dehnt' sich in den Morgen,
Als ob sie noch schläfrig sey, Ach, sie war so voller Sorgen, Flocht ihr Haar und sang dabey:
Wie ein Vöglein hell und reine,
Ziehet draußen muntre Lieb', Lockt hinaus zum Sonnenscheine, Ach, wer da zu Hause blieb'!
Die Morgensonne traf unsere Reisende schon wieder draußen zu Pferde, und das Dorf, wo sie übernachtet, lag dampfend hinter ihnen. Leontin hatte bereits im Wirthshause erfahren, daß das schöne Fräulein die Tochter eines in der Nähe reich¬ begüterten Edelmannes sey, welcher, wie er sich sehr wohl erinnerte, mit seinem Vater in ganz be¬ sonders freundschaftlichen Verhältnissen gestanden hatte. Es wurde daher beschlossen, bey ihm einzu¬ sprechen.
Gegen Abend erblickten sie das Schloß des Herrn v. A., das aus einem freundlichreichen Chaos von Gärten und hohen Bäumen friedlich hervorragte. Sie ritten langsam zwischen hohen Kornfeldern hin. Die Sonne, die sich eben zum Untergange neigte, warf ihre Strahlen schief über die Fläche und spiel¬ te lustig in den nickenden Aehren. Ein fröhliches
Sangen Vöglein aller Arten,
Sonnenſchein ſpielt' vor dem Haus, Draußen über'n ſchönen Garten Flogen Wolken weit hinaus.
Und ſie dehnt' ſich in den Morgen,
Als ob ſie noch ſchläfrig ſey, Ach, ſie war ſo voller Sorgen, Flocht ihr Haar und ſang dabey:
Wie ein Vöglein hell und reine,
Ziehet draußen muntre Lieb', Lockt hinaus zum Sonnenſcheine, Ach, wer da zu Hauſe blieb'!
Die Morgenſonne traf unſere Reiſende ſchon wieder draußen zu Pferde, und das Dorf, wo ſie übernachtet, lag dampfend hinter ihnen. Leontin hatte bereits im Wirthshauſe erfahren, daß das ſchöne Fräulein die Tochter eines in der Nähe reich¬ begüterten Edelmannes ſey, welcher, wie er ſich ſehr wohl erinnerte, mit ſeinem Vater in ganz be¬ ſonders freundſchaftlichen Verhältniſſen geſtanden hatte. Es wurde daher beſchloſſen, bey ihm einzu¬ ſprechen.
Gegen Abend erblickten ſie das Schloß des Herrn v. A., das aus einem freundlichreichen Chaos von Gärten und hohen Bäumen friedlich hervorragte. Sie ritten langſam zwiſchen hohen Kornfeldern hin. Die Sonne, die ſich eben zum Untergange neigte, warf ihre Strahlen ſchief über die Fläche und ſpiel¬ te luſtig in den nickenden Aehren. Ein fröhliches
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Sangen Vöglein aller Arten,
Sonnenſchein ſpielt' vor dem Haus,
Draußen über'n ſchönen Garten
Flogen Wolken weit hinaus.
Und ſie dehnt' ſich in den Morgen,
Als ob ſie noch ſchläfrig ſey,
Ach, ſie war ſo voller Sorgen,
Flocht ihr Haar und ſang dabey:
Wie ein Vöglein hell und reine,
Ziehet draußen muntre Lieb',
Lockt hinaus zum Sonnenſcheine,
Ach, wer da zu Hauſe blieb'!
Die Morgenſonne traf unſere Reiſende ſchon
wieder draußen zu Pferde, und das Dorf, wo ſie
übernachtet, lag dampfend hinter ihnen. Leontin
hatte bereits im Wirthshauſe erfahren, daß das
ſchöne Fräulein die Tochter eines in der Nähe reich¬
begüterten Edelmannes ſey, welcher, wie er ſich
ſehr wohl erinnerte, mit ſeinem Vater in ganz be¬
ſonders freundſchaftlichen Verhältniſſen geſtanden
hatte. Es wurde daher beſchloſſen, bey ihm einzu¬
ſprechen.
Gegen Abend erblickten ſie das Schloß des Herrn
v. A., das aus einem freundlichreichen Chaos von
Gärten und hohen Bäumen friedlich hervorragte.
Sie ritten langſam zwiſchen hohen Kornfeldern hin.
Die Sonne, die ſich eben zum Untergange neigte,
warf ihre Strahlen ſchief über die Fläche und ſpiel¬
te luſtig in den nickenden Aehren. Ein fröhliches
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/109>, abgerufen am 27.11.2024.
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