Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

men Unterhaltung mit der göttlichen Mutter, die einst
an diesen Ereignissen den innigsten Anteil genommen
hat. Wir sollen dabei je nach dem Gegenstande und nach
den Bedürfnissen unseres Herzens die Gefühle der Freude,
des Dankes, der Liebe, des Mitleidens, der Reue u. s. w.
und entsprechende gute Vorsätze erwecken. bei
dem Geheimnis der Dornenkrönung kannst du dieses
Leiden des Erlösers betrachten, mit welchem Er büßt
für die Eitelkeit und den Stolz der Menschen; du er-
forschest dich dabei über deine eigenen Sünden des Hoch-
mutes, die auch Dornen zu dieser Krone geliefert haben,
du bereuest sie, bittest den Heiland um Verzeihung und
um die Gnade einer herzlichen Demut. Aehnlich bei den
andern Geheimnissen. Es kann sicher keine leichtere und
einfachere Art geben, die Geschichte der Erlösung zu be-
trachten und unserem Gemüte und Willen nahe zu bringen.

3. Der hl. Rosenkranz enthält ferner Bitten, die
unmittelbar an Gott und Anrufungen, die an Maria
gerichtet sind. In diese Bitten und Anrufungen können
wir alle eigenen und fremden Anliegen des Leibes und der
Seele hineinlegen, welche immer uns am Herzen liegen
mögen, sei es, daß wir die ganze Andacht in der nämlichen
Absicht aufopfern oder bei jedem Absatz an ein beson-
deres Anliegen denken wollen. Auf diese Weise kannst du
die verschiedenen Tugenden, deine Standespflichten, deine
häuslichen Anliegen, Versuchungen, Sorgen und Leiden,
Kranke, Sterbende und Abgestorbene zum Gegenstand
deiner Bitten machen. Wenn du überhaupt fähig bist, zu
beten, so wird es dir nie an Anliegen fehlen, die du bei
diesem Gebete Gott und Maria vortragen kannst.

4. Leider wird der Rosenkranz mitunter in einer
Weise gebetet, welche mit seinem herrlichen Inhalte,
mit den an ihn geknüpften erhebenden Erinnerungen
und mit dem Zweck und der Würde des Gebetes über-
haupt nicht im Einklange steht. Aber die Nachlässigkeit

men Unterhaltung mit der göttlichen Mutter, die einst
an diesen Ereignissen den innigsten Anteil genommen
hat. Wir sollen dabei je nach dem Gegenstande und nach
den Bedürfnissen unseres Herzens die Gefühle der Freude,
des Dankes, der Liebe, des Mitleidens, der Reue u. s. w.
und entsprechende gute Vorsätze erwecken. bei
dem Geheimnis der Dornenkrönung kannst du dieses
Leiden des Erlösers betrachten, mit welchem Er büßt
für die Eitelkeit und den Stolz der Menschen; du er-
forschest dich dabei über deine eigenen Sünden des Hoch-
mutes, die auch Dornen zu dieser Krone geliefert haben,
du bereuest sie, bittest den Heiland um Verzeihung und
um die Gnade einer herzlichen Demut. Aehnlich bei den
andern Geheimnissen. Es kann sicher keine leichtere und
einfachere Art geben, die Geschichte der Erlösung zu be-
trachten und unserem Gemüte und Willen nahe zu bringen.

3. Der hl. Rosenkranz enthält ferner Bitten, die
unmittelbar an Gott und Anrufungen, die an Maria
gerichtet sind. In diese Bitten und Anrufungen können
wir alle eigenen und fremden Anliegen des Leibes und der
Seele hineinlegen, welche immer uns am Herzen liegen
mögen, sei es, daß wir die ganze Andacht in der nämlichen
Absicht aufopfern oder bei jedem Absatz an ein beson-
deres Anliegen denken wollen. Auf diese Weise kannst du
die verschiedenen Tugenden, deine Standespflichten, deine
häuslichen Anliegen, Versuchungen, Sorgen und Leiden,
Kranke, Sterbende und Abgestorbene zum Gegenstand
deiner Bitten machen. Wenn du überhaupt fähig bist, zu
beten, so wird es dir nie an Anliegen fehlen, die du bei
diesem Gebete Gott und Maria vortragen kannst.

4. Leider wird der Rosenkranz mitunter in einer
Weise gebetet, welche mit seinem herrlichen Inhalte,
mit den an ihn geknüpften erhebenden Erinnerungen
und mit dem Zweck und der Würde des Gebetes über-
haupt nicht im Einklange steht. Aber die Nachlässigkeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <div>
              <p rendition="#s"><pb facs="#f0496" xml:id="E29V3_001_1895_pb0480_0001" n="480"/>
men Unterhaltung mit der göttlichen Mutter, die einst<lb/>
an diesen Ereignissen den innigsten Anteil genommen<lb/>
hat. Wir sollen dabei je nach dem Gegenstande und nach<lb/>
den Bedürfnissen unseres Herzens die Gefühle der Freude,<lb/>
des Dankes, der Liebe, des Mitleidens, der Reue u. s. w.<lb/>
und entsprechende gute Vorsätze erwecken.  bei<lb/>
dem Geheimnis der Dornenkrönung kannst du dieses<lb/>
Leiden des Erlösers betrachten, mit welchem Er büßt<lb/>
für die Eitelkeit und den Stolz der Menschen; du er-<lb/>
forschest dich dabei über deine eigenen Sünden des Hoch-<lb/>
mutes, die auch Dornen zu dieser Krone geliefert haben,<lb/>
du bereuest sie, bittest den Heiland um Verzeihung und<lb/>
um die Gnade einer herzlichen Demut. Aehnlich bei den<lb/>
andern Geheimnissen. Es kann sicher keine leichtere und<lb/>
einfachere Art geben, die Geschichte der Erlösung zu be-<lb/>
trachten und unserem Gemüte und Willen nahe zu bringen.</p>
              <p rendition="#s">3. Der hl. Rosenkranz enthält ferner <hi rendition="#g">Bitten</hi>, die<lb/>
unmittelbar an Gott und <hi rendition="#g">Anrufungen</hi>, die an Maria<lb/>
gerichtet sind. In diese Bitten und Anrufungen können<lb/>
wir alle eigenen und fremden Anliegen des Leibes und der<lb/>
Seele hineinlegen, welche immer uns am Herzen liegen<lb/>
mögen, sei es, daß wir die ganze Andacht in der nämlichen<lb/>
Absicht aufopfern oder bei jedem Absatz an ein beson-<lb/>
deres Anliegen denken wollen. Auf diese Weise kannst du<lb/>
die verschiedenen Tugenden, deine Standespflichten, deine<lb/>
häuslichen Anliegen, Versuchungen, Sorgen und Leiden,<lb/>
Kranke, Sterbende und Abgestorbene zum Gegenstand<lb/>
deiner Bitten machen. Wenn du überhaupt fähig bist, zu<lb/>
beten, so wird es dir nie an Anliegen fehlen, die du bei<lb/>
diesem Gebete Gott und Maria vortragen kannst.</p>
              <p rendition="#s">4. Leider wird der Rosenkranz mitunter in einer<lb/>
Weise gebetet, welche mit seinem herrlichen Inhalte,<lb/>
mit den an ihn geknüpften erhebenden Erinnerungen<lb/>
und mit dem Zweck und der Würde des Gebetes über-<lb/>
haupt nicht im Einklange steht. Aber die Nachlässigkeit<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[480/0496] men Unterhaltung mit der göttlichen Mutter, die einst an diesen Ereignissen den innigsten Anteil genommen hat. Wir sollen dabei je nach dem Gegenstande und nach den Bedürfnissen unseres Herzens die Gefühle der Freude, des Dankes, der Liebe, des Mitleidens, der Reue u. s. w. und entsprechende gute Vorsätze erwecken. bei dem Geheimnis der Dornenkrönung kannst du dieses Leiden des Erlösers betrachten, mit welchem Er büßt für die Eitelkeit und den Stolz der Menschen; du er- forschest dich dabei über deine eigenen Sünden des Hoch- mutes, die auch Dornen zu dieser Krone geliefert haben, du bereuest sie, bittest den Heiland um Verzeihung und um die Gnade einer herzlichen Demut. Aehnlich bei den andern Geheimnissen. Es kann sicher keine leichtere und einfachere Art geben, die Geschichte der Erlösung zu be- trachten und unserem Gemüte und Willen nahe zu bringen. 3. Der hl. Rosenkranz enthält ferner Bitten, die unmittelbar an Gott und Anrufungen, die an Maria gerichtet sind. In diese Bitten und Anrufungen können wir alle eigenen und fremden Anliegen des Leibes und der Seele hineinlegen, welche immer uns am Herzen liegen mögen, sei es, daß wir die ganze Andacht in der nämlichen Absicht aufopfern oder bei jedem Absatz an ein beson- deres Anliegen denken wollen. Auf diese Weise kannst du die verschiedenen Tugenden, deine Standespflichten, deine häuslichen Anliegen, Versuchungen, Sorgen und Leiden, Kranke, Sterbende und Abgestorbene zum Gegenstand deiner Bitten machen. Wenn du überhaupt fähig bist, zu beten, so wird es dir nie an Anliegen fehlen, die du bei diesem Gebete Gott und Maria vortragen kannst. 4. Leider wird der Rosenkranz mitunter in einer Weise gebetet, welche mit seinem herrlichen Inhalte, mit den an ihn geknüpften erhebenden Erinnerungen und mit dem Zweck und der Würde des Gebetes über- haupt nicht im Einklange steht. Aber die Nachlässigkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/496
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/496>, abgerufen am 22.11.2024.