Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch- tern sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche erscheine.
Für die Seele besteht die erste Bedingung einer würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens, d. h. darin, daß man von allen schweren Sün- den frei und somit im Stande der Gnade sei. Läß- liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig, doch soll man sich auch so viel möglich von diesen reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge- geben: "Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter- scheidet." (I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was von einem Christen verschuldet werden kann. Da- rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht. Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig kommunizieren.
Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An- dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet- buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber- legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt
Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch- tern sei (außer in einer gefährlichen Krankheit), und daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche erscheine.
Für die Seele besteht die erste Bedingung einer würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens, d. h. darin, daß man von allen schweren Sün- den frei und somit im Stande der Gnade sei. Läß- liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig, doch soll man sich auch so viel möglich von diesen reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge- geben: „Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter- scheidet.“ (I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was von einem Christen verschuldet werden kann. Da- rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht. Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig kommunizieren.
Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An- dacht des Herzens, d. i. die Uebung des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der Vereinigung mit Jesus Christus. Man bedient sich hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu fähig ist, soll suchen, diese Vorbereitung ohne Gebet- buch aus seinem Herzen zu machen. Wer sich eines Gebetbuches bedient, lese wenig, langsam, mit Ueber- legung. Besonders bei dieser heiligen Handlung gilt
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Leib gehört dazu, daß man von Mitternacht an nüch-
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daß man reinlich und anständig gekleidet in der Kirche
erscheine.
Für die Seele besteht die erste Bedingung einer
würdigen Kommunion in der Reinigkeit des Gewissens,
d. h. darin, daß man von allen schweren Sün-
den frei und somit im Stande der Gnade sei. Läß-
liche Sünden machen die Kommunion nicht unwürdig,
doch soll man sich auch so viel möglich von diesen
reinigen, damit die Gnade im Herzen ungehinderter
wirken kann. Wer aber wissentlich in einer Todsünde
kommuniziert, begeht eine sehr schwere Sünde, einen
erschrecklichen Gottesraub, wie Judas, und ißt sich das
Gericht und die Verdammnis hinein. Der heilige
Apostel Paulus hat darum die ernste Mahnung ge-
geben: „Der Mensch prüfe sich selbst, und so esse er
von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn
wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich
das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unter-
scheidet.“ (I. Kor. 11, 28.) Die unwürdige Kommunion
ist das Unheilvollste und zugleich Thörichteste, was
von einem Christen verschuldet werden kann. Da-
rum sei gewissenhaft bei der vorausgehenden Beicht.
Wenn du würdig beichtest, so kannst du auch würdig
kommunizieren.
Zur Vorbereitung der Seele gehört weiter die An-
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der Hoffnung, der Liebe und der Begierde nach der
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hiefür der sog. Kommuniongebete. Wer dazu
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/399>, abgerufen am 24.11.2024.
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