Solcher giebt es unter den Christen und Nichtchristen eine große Zahl, und diese empfehle nun im allgemei- nen oder einzelne unter ihnen besonders dem Herrn an und bitte, daß sie von der Barmherzigkeit Gottes kraft der Verdienste und des Opfers Jesu Christi durch äußere Belehrung und innere Erleuchtung, wie der Hauptmann, zur Erkenntnis der Wahrheit geführt wer- den. Bete dafür ein oder mehrere Vater unser, wie es die Zeit erlaubt.
2. Von den zwei Schächern stirbt der eine un- bußfertig, der andere bekehrt sich und wird gerettet. Bewundere die Barmherzigkeit Gottes und die wunder- baren Wege seiner Gnade, aber zittere auch bei dem Gedanken, wie der Mensch seinem Heile ganz nahe, doch durch seine eigene Schuld verloren gehen kann, und umgekehrt oft am Rande des Verderbens noch Ret- tung findet. Auch du kannst mithelfen, daß Sünder durch Gottes Barmherzigkeit auf den Weg des Heiles geführt werden und daß den Sterbenden die Gnade eines glückseligen Todes zu teil wird. Opfere das Lei- den und das Blut des Erlösers auf zum Heile der jetzt Sterbenden und der geistig Toten, der Sünder, damit beide das ewige Leben erlangen. Bete dafür ein oder mehrere Vater unser.
3. Den Fuß des Kreuzes umfaßt die Büßerin Magdalena. Obschon ihre Sünden schon vergeben sind, ist sie durchdrungen vom Schmerze der Liebesreue und von Dankbarkeit und Mitleiden gegen ihren Erlöser am Kreuze. Alle Christen sollten von diesen Gesin- nungen gegen den Heiland erfüllt sein. Aber auch unter den Gläubigen fehlt vielfach der Abscheu vor der Sünde, der wahre Bußgeist, die Liebe und Dankbarkeit gegen den Heiland. Sie wollen nur der Hölle entrinnen und sorgen auch dafür noch nachlässig genug. Darum ist auch ihr Gebet so lau, ihr Leben so fehlerhaft, ihre
Solcher giebt es unter den Christen und Nichtchristen eine große Zahl, und diese empfehle nun im allgemei- nen oder einzelne unter ihnen besonders dem Herrn an und bitte, daß sie von der Barmherzigkeit Gottes kraft der Verdienste und des Opfers Jesu Christi durch äußere Belehrung und innere Erleuchtung, wie der Hauptmann, zur Erkenntnis der Wahrheit geführt wer- den. Bete dafür ein oder mehrere Vater unser, wie es die Zeit erlaubt.
2. Von den zwei Schächern stirbt der eine un- bußfertig, der andere bekehrt sich und wird gerettet. Bewundere die Barmherzigkeit Gottes und die wunder- baren Wege seiner Gnade, aber zittere auch bei dem Gedanken, wie der Mensch seinem Heile ganz nahe, doch durch seine eigene Schuld verloren gehen kann, und umgekehrt oft am Rande des Verderbens noch Ret- tung findet. Auch du kannst mithelfen, daß Sünder durch Gottes Barmherzigkeit auf den Weg des Heiles geführt werden und daß den Sterbenden die Gnade eines glückseligen Todes zu teil wird. Opfere das Lei- den und das Blut des Erlösers auf zum Heile der jetzt Sterbenden und der geistig Toten, der Sünder, damit beide das ewige Leben erlangen. Bete dafür ein oder mehrere Vater unser.
3. Den Fuß des Kreuzes umfaßt die Büßerin Magdalena. Obschon ihre Sünden schon vergeben sind, ist sie durchdrungen vom Schmerze der Liebesreue und von Dankbarkeit und Mitleiden gegen ihren Erlöser am Kreuze. Alle Christen sollten von diesen Gesin- nungen gegen den Heiland erfüllt sein. Aber auch unter den Gläubigen fehlt vielfach der Abscheu vor der Sünde, der wahre Bußgeist, die Liebe und Dankbarkeit gegen den Heiland. Sie wollen nur der Hölle entrinnen und sorgen auch dafür noch nachlässig genug. Darum ist auch ihr Gebet so lau, ihr Leben so fehlerhaft, ihre
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Solcher giebt es unter den Christen und Nichtchristen
eine große Zahl, und diese empfehle nun im allgemei-
nen oder einzelne unter ihnen besonders dem Herrn
an und bitte, daß sie von der Barmherzigkeit Gottes
kraft der Verdienste und des Opfers Jesu Christi durch
äußere Belehrung und innere Erleuchtung, wie der
Hauptmann, zur Erkenntnis der Wahrheit geführt wer-
den. Bete dafür ein oder mehrere Vater unser, wie
es die Zeit erlaubt.
2. Von den zwei Schächern stirbt der eine un-
bußfertig, der andere bekehrt sich und wird gerettet.
Bewundere die Barmherzigkeit Gottes und die wunder-
baren Wege seiner Gnade, aber zittere auch bei dem
Gedanken, wie der Mensch seinem Heile ganz nahe,
doch durch seine eigene Schuld verloren gehen kann,
und umgekehrt oft am Rande des Verderbens noch Ret-
tung findet. Auch du kannst mithelfen, daß Sünder
durch Gottes Barmherzigkeit auf den Weg des Heiles
geführt werden und daß den Sterbenden die Gnade
eines glückseligen Todes zu teil wird. Opfere das Lei-
den und das Blut des Erlösers auf zum Heile der jetzt
Sterbenden und der geistig Toten, der Sünder, damit
beide das ewige Leben erlangen. Bete dafür ein oder
mehrere Vater unser.
3. Den Fuß des Kreuzes umfaßt die Büßerin
Magdalena. Obschon ihre Sünden schon vergeben
sind, ist sie durchdrungen vom Schmerze der Liebesreue
und von Dankbarkeit und Mitleiden gegen ihren Erlöser
am Kreuze. Alle Christen sollten von diesen Gesin-
nungen gegen den Heiland erfüllt sein. Aber auch unter
den Gläubigen fehlt vielfach der Abscheu vor der Sünde,
der wahre Bußgeist, die Liebe und Dankbarkeit gegen
den Heiland. Sie wollen nur der Hölle entrinnen und
sorgen auch dafür noch nachlässig genug. Darum ist
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/377>, abgerufen am 24.11.2024.
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