Abbild seiner göttlichen Hoheit durch die Würde und das Ansehen im Familienkreise.
Um die Erhabenheit, die Gott der irdischen Vaterschaft zugedacht hatte, zu würdigen, müssen wir erwägen, wie Er sie anfänglich erhöhte, und wie Er sie nach dem Falle er- neuerte. Welches wäre die Stellung des Vaters gewesen ohne den Sündenfall? Das Glück des Paradieses, welches Gott den Menschen bestimmte, die Sünde aber raubte, ist unserem Verständnis so ferne, daß wir es nur durch die spärlichen Strahlen erkennen, mit welchen die göttliche Offenbarung es beleuchtet. Ohne die Sünde würden jeden- falls auch die traurigen Folgen der Sünde nicht da sein, die böse Begierlichkeit, die vielen Leiden und Gebrechen des Leibes und der Seele, der Tod und die Verwesung. Die Nachkommen Adams wären in dem näm- lichen glückseligen Zustande geboren worden, in welchem er selber in das Dasein getreten ist. Wie schön und süß und edel sich da das Familienleben mit allen Beziehungen zwischen Vater und Kindern hätte gestal- ten müssen, übersteigt unsere Begriffe, die der rauhen jetzigen Wirklichkeit entnommen sind. Von dem Ideal der edeln Männlichkeit,
Abbild seiner göttlichen Hoheit durch die Würde und das Ansehen im Familienkreise.
Um die Erhabenheit, die Gott der irdischen Vaterschaft zugedacht hatte, zu würdigen, müssen wir erwägen, wie Er sie anfänglich erhöhte, und wie Er sie nach dem Falle er- neuerte. Welches wäre die Stellung des Vaters gewesen ohne den Sündenfall? Das Glück des Paradieses, welches Gott den Menschen bestimmte, die Sünde aber raubte, ist unserem Verständnis so ferne, daß wir es nur durch die spärlichen Strahlen erkennen, mit welchen die göttliche Offenbarung es beleuchtet. Ohne die Sünde würden jeden- falls auch die traurigen Folgen der Sünde nicht da sein, die böse Begierlichkeit, die vielen Leiden und Gebrechen des Leibes und der Seele, der Tod und die Verwesung. Die Nachkommen Adams wären in dem näm- lichen glückseligen Zustande geboren worden, in welchem er selber in das Dasein getreten ist. Wie schön und süß und edel sich da das Familienleben mit allen Beziehungen zwischen Vater und Kindern hätte gestal- ten müssen, übersteigt unsere Begriffe, die der rauhen jetzigen Wirklichkeit entnommen sind. Von dem Ideal der edeln Männlichkeit,
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Abbild seiner göttlichen Hoheit durch die
Würde und das Ansehen im Familienkreise.
Um die Erhabenheit, die Gott der irdischen
Vaterschaft zugedacht hatte, zu würdigen,
müssen wir erwägen, wie Er sie anfänglich
erhöhte, und wie Er sie nach dem Falle er-
neuerte. Welches wäre die Stellung des
Vaters gewesen ohne den Sündenfall? Das
Glück des Paradieses, welches Gott den
Menschen bestimmte, die Sünde aber raubte,
ist unserem Verständnis so ferne, daß wir es
nur durch die spärlichen Strahlen erkennen,
mit welchen die göttliche Offenbarung es
beleuchtet. Ohne die Sünde würden jeden-
falls auch die traurigen Folgen der Sünde
nicht da sein, die böse Begierlichkeit, die
vielen Leiden und Gebrechen des Leibes
und der Seele, der Tod und die Verwesung.
Die Nachkommen Adams wären in dem näm-
lichen glückseligen Zustande geboren worden,
in welchem er selber in das Dasein getreten
ist. Wie schön und süß und edel sich da
das Familienleben mit allen Beziehungen
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/29>, abgerufen am 23.11.2024.
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