wissen Studentenkreisen auch heutzutage als Gesetz. Wenn ein christlicher Vater seinen unmündigen Sohn solchen Einflüssen bloß- stellt, so heißt das ihn in die Höhle des Löwen schicken, von der gesagt wird, daß wohl Tritte hinein, aber keine heraus führen. Der Vater weiß, wie es mit dem Sohne steht, da er ihn an die Anstalt schickt, aber er weiß nicht, wie er von derselben wieder- kehren wird.
In der Werkstatt, Fabrik und Kaserne wird gar oft der Geist der Kameraden ein ganz ähnlicher sein. So weit der Vater die freie Wahl hat, sehe er sich wohl vor, wo er seinen Sohn unterbringt. Sonst ist er vor Gott für dessen Seele verantwort- lich. Leider kann da nicht jeder frei wählen. Darum muß man alles aufbieten, um die Kinder so zu erziehen, daß sie den kom- menden Versuchungen gewachsen sind. Auch suche man ihnen in der Fremde allen mög- lichen Schutz zukommen zu lassen, durch die dortigen Seelsorger, durch wohlwollende Ver- wandte oder Freunde, durch einen katho- lischen Verein. Und der Vater nehme sich seiner in der Fremde an, wie der Oberst Paqueron. (Nr. 24.) Bei unvermeidlichen
wissen Studentenkreisen auch heutzutage als Gesetz. Wenn ein christlicher Vater seinen unmündigen Sohn solchen Einflüssen bloß- stellt, so heißt das ihn in die Höhle des Löwen schicken, von der gesagt wird, daß wohl Tritte hinein, aber keine heraus führen. Der Vater weiß, wie es mit dem Sohne steht, da er ihn an die Anstalt schickt, aber er weiß nicht, wie er von derselben wieder- kehren wird.
In der Werkstatt, Fabrik und Kaserne wird gar oft der Geist der Kameraden ein ganz ähnlicher sein. So weit der Vater die freie Wahl hat, sehe er sich wohl vor, wo er seinen Sohn unterbringt. Sonst ist er vor Gott für dessen Seele verantwort- lich. Leider kann da nicht jeder frei wählen. Darum muß man alles aufbieten, um die Kinder so zu erziehen, daß sie den kom- menden Versuchungen gewachsen sind. Auch suche man ihnen in der Fremde allen mög- lichen Schutz zukommen zu lassen, durch die dortigen Seelsorger, durch wohlwollende Ver- wandte oder Freunde, durch einen katho- lischen Verein. Und der Vater nehme sich seiner in der Fremde an, wie der Oberst Paqueron. (Nr. 24.) Bei unvermeidlichen
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wissen Studentenkreisen auch heutzutage als
Gesetz. Wenn ein christlicher Vater seinen
unmündigen Sohn solchen Einflüssen bloß-
stellt, so heißt das ihn in die Höhle des
Löwen schicken, von der gesagt wird, daß
wohl Tritte hinein, aber keine heraus führen.
Der Vater weiß, wie es mit dem Sohne
steht, da er ihn an die Anstalt schickt, aber
er weiß nicht, wie er von derselben wieder-
kehren wird.
In der Werkstatt, Fabrik und Kaserne
wird gar oft der Geist der Kameraden ein
ganz ähnlicher sein. So weit der Vater
die freie Wahl hat, sehe er sich wohl vor,
wo er seinen Sohn unterbringt. Sonst ist
er vor Gott für dessen Seele verantwort-
lich. Leider kann da nicht jeder frei wählen.
Darum muß man alles aufbieten, um die
Kinder so zu erziehen, daß sie den kom-
menden Versuchungen gewachsen sind. Auch
suche man ihnen in der Fremde allen mög-
lichen Schutz zukommen zu lassen, durch die
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/269>, abgerufen am 22.11.2024.
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