Bundesgenossin. Schon Job hat das irdische Leben des Menschen einen Kampf genannt, und das sittliche Leben verdient diesen Na- men insbesondere. "Das Himmelreich leidet Gewalt," sagt Christus, "und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich." (Matth. 11, 12.) Es giebt Gefahren aller Art zu bestehen, zahllose Uebel zu erdulden, der Christ muß mit sei- nem eigenen Fleisch und Herzen kämpfen, und die Tugend, welche dazu befähigt, ist der Starkmut.
Der christliche Starkmut läßt sich leiten von der Klugheit und Gerechtigkeit. Er sucht die Gefahr nicht absichtlich auf, ver- gißt nicht die Vorsicht und Wachsamkeit, aber, wenn es sein muß, so steht er mit Kraft und Entschiedenheit ein für Wahrheit, Gerechtigkeit und Seelenheil. Der Starkmut ist hochherzig. Wenn es die Pflicht verlangt, so opfert er unbedenklich auch das Teuerste. Der Perserkönig Sapor verlangte von Hor- misdas, einem vornehmen Jüngling, daß er Christus verleugne. Da dieser sich weigerte, wurde er aller seiner Güter beraubt und mußte, nur mit einem Stück Leinwand be- kleidet, Kamele treiben und Kot führen. Eines Tages machte ihm der König neue
Bundesgenossin. Schon Job hat das irdische Leben des Menschen einen Kampf genannt, und das sittliche Leben verdient diesen Na- men insbesondere. „Das Himmelreich leidet Gewalt,“ sagt Christus, „und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich.“ (Matth. 11, 12.) Es giebt Gefahren aller Art zu bestehen, zahllose Uebel zu erdulden, der Christ muß mit sei- nem eigenen Fleisch und Herzen kämpfen, und die Tugend, welche dazu befähigt, ist der Starkmut.
Der christliche Starkmut läßt sich leiten von der Klugheit und Gerechtigkeit. Er sucht die Gefahr nicht absichtlich auf, ver- gißt nicht die Vorsicht und Wachsamkeit, aber, wenn es sein muß, so steht er mit Kraft und Entschiedenheit ein für Wahrheit, Gerechtigkeit und Seelenheil. Der Starkmut ist hochherzig. Wenn es die Pflicht verlangt, so opfert er unbedenklich auch das Teuerste. Der Perserkönig Sapor verlangte von Hor- misdas, einem vornehmen Jüngling, daß er Christus verleugne. Da dieser sich weigerte, wurde er aller seiner Güter beraubt und mußte, nur mit einem Stück Leinwand be- kleidet, Kamele treiben und Kot führen. Eines Tages machte ihm der König neue
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Bundesgenossin. Schon Job hat das irdische
Leben des Menschen einen Kampf genannt,
und das sittliche Leben verdient diesen Na-
men insbesondere. „Das Himmelreich leidet
Gewalt,“ sagt Christus, „und nur die Gewalt
brauchen, reißen es an sich.“ (Matth. 11, 12.) Es
giebt Gefahren aller Art zu bestehen, zahllose
Uebel zu erdulden, der Christ muß mit sei-
nem eigenen Fleisch und Herzen kämpfen,
und die Tugend, welche dazu befähigt, ist der
Starkmut.
Der christliche Starkmut läßt sich leiten
von der Klugheit und Gerechtigkeit. Er
sucht die Gefahr nicht absichtlich auf, ver-
gißt nicht die Vorsicht und Wachsamkeit,
aber, wenn es sein muß, so steht er mit
Kraft und Entschiedenheit ein für Wahrheit,
Gerechtigkeit und Seelenheil. Der Starkmut
ist hochherzig. Wenn es die Pflicht verlangt,
so opfert er unbedenklich auch das Teuerste.
Der Perserkönig Sapor verlangte von Hor-
misdas, einem vornehmen Jüngling, daß er
Christus verleugne. Da dieser sich weigerte,
wurde er aller seiner Güter beraubt und
mußte, nur mit einem Stück Leinwand be-
kleidet, Kamele treiben und Kot führen.
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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