der Mäßigung gehorchen, alle Tugenden be- dürfen des Starkmutes.
Die Klugheit zeigt sich darin, daß man die für die Erreichung eines Zweckes taug- lichen Mittel anwendet. Es giebt auch eine irdische Klugheit, z. B. die des Kaufmannes, des Feldherrn, wenn sie mit Einsicht und Verständnis ihr Ziel anstreben. Es ist aber nicht mehr Klugheit, sondern verwerfliche Arglist und Gewissenlosigkeit, wenn entweder der Zweck, den man anstrebt, oder die Mittel, die man anwendet, verwerflich sind. Es wäre ein Mißbrauch des Wortes Klugheit, wenn man es auch von dem Betrüger oder Verräter gebrauchen wollte.
Eine höhere Bedeutung erlangt die Klug- heit als sittliche Tugend, welche das Seelen- heil als Zweck im Auge hat, und die für die Erreichung desselben tauglichen Mit- tel anwendet. Zu dieser Tugend muntert uns der göttliche Heiland auf mit den Worten: "Seid klug, wie die Schlangen." (Matth. 10, 16.) Er zeigt uns diese Tugend im Gleichnisse von den Jungfrauen, die alle zehn zum Hochzeitmahl gelangen wollten, von denen aber nur fünf sich als klug erwiesen, indem sie zur rechten Zeit für das Oel in den Lampen
der Mäßigung gehorchen, alle Tugenden be- dürfen des Starkmutes.
Die Klugheit zeigt sich darin, daß man die für die Erreichung eines Zweckes taug- lichen Mittel anwendet. Es giebt auch eine irdische Klugheit, z. B. die des Kaufmannes, des Feldherrn, wenn sie mit Einsicht und Verständnis ihr Ziel anstreben. Es ist aber nicht mehr Klugheit, sondern verwerfliche Arglist und Gewissenlosigkeit, wenn entweder der Zweck, den man anstrebt, oder die Mittel, die man anwendet, verwerflich sind. Es wäre ein Mißbrauch des Wortes Klugheit, wenn man es auch von dem Betrüger oder Verräter gebrauchen wollte.
Eine höhere Bedeutung erlangt die Klug- heit als sittliche Tugend, welche das Seelen- heil als Zweck im Auge hat, und die für die Erreichung desselben tauglichen Mit- tel anwendet. Zu dieser Tugend muntert uns der göttliche Heiland auf mit den Worten: „Seid klug, wie die Schlangen.“ (Matth. 10, 16.) Er zeigt uns diese Tugend im Gleichnisse von den Jungfrauen, die alle zehn zum Hochzeitmahl gelangen wollten, von denen aber nur fünf sich als klug erwiesen, indem sie zur rechten Zeit für das Oel in den Lampen
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der Mäßigung gehorchen, alle Tugenden be-
dürfen des Starkmutes.
Die Klugheit zeigt sich darin, daß man
die für die Erreichung eines Zweckes taug-
lichen Mittel anwendet. Es giebt auch eine
irdische Klugheit, z. B. die des Kaufmannes,
des Feldherrn, wenn sie mit Einsicht und
Verständnis ihr Ziel anstreben. Es ist aber
nicht mehr Klugheit, sondern verwerfliche
Arglist und Gewissenlosigkeit, wenn entweder
der Zweck, den man anstrebt, oder die Mittel,
die man anwendet, verwerflich sind. Es
wäre ein Mißbrauch des Wortes Klugheit,
wenn man es auch von dem Betrüger oder
Verräter gebrauchen wollte.
Eine höhere Bedeutung erlangt die Klug-
heit als sittliche Tugend, welche das Seelen-
heil als Zweck im Auge hat, und die für
die Erreichung desselben tauglichen Mit-
tel anwendet. Zu dieser Tugend muntert
uns der göttliche Heiland auf mit den
Worten: „Seid klug, wie die Schlangen.“
(Matth. 10, 16.) Er zeigt uns diese Tugend im
Gleichnisse von den Jungfrauen, die alle zehn
zum Hochzeitmahl gelangen wollten, von denen
aber nur fünf sich als klug erwiesen, indem
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/217>, abgerufen am 18.12.2024.
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