Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

hineingeführt. Augustin selber sagt darüber
in seinen Bekenntnissen: "Ich war schon so
weit in der Verblendung, daß ich im Kreise
meiner Genossen errötete, wenn diese prah-
lend ihre Schandthaten erzählten, und auf
die schändlichsten am meisten stolz waren,
während ich noch nicht so lasterhaft war.
Ich wurde sittenloser, um nicht versöhnt zu
werden, und wenn ich den schlimmsten in
den Ausschweifungen nicht gleichkam, so gab
ich vor, manches gethan zu haben, was nicht
so war. Ich fürchtete, als einfältig zu gelten,
wenn ich unschuldiger war, als meine Ge-
nossen."
(Bekenntnisse II. 3.) An einer anderen
Stelle sagt Augustin: "Einer ruft: Lasset
uns das thun! Und alle folgen, jeder schämt
sich, nicht ausgeschämt zu sein."
(Bek. II.)

Die unseligen verkehrten Ideale, welche der
Hochmut den Jünglingen vorzaubert, werden
auch heutzutage in der Erziehung viel zu we-
nig beachtet, namentlich bei den Studierenden.
Hunderte fangen an zu rauchen, obschon es
ihrer Natur widerstrebt, aus purem Hoch-
mut; sie trinken und trinken zu viel, nicht
weil das für sie ein Vergnügen ist, sondern
um sich vor den andern auszuzeichnen; sie
wollen aus demselben Grunde bei sittenlosen

hineingeführt. Augustin selber sagt darüber
in seinen Bekenntnissen: „Ich war schon so
weit in der Verblendung, daß ich im Kreise
meiner Genossen errötete, wenn diese prah-
lend ihre Schandthaten erzählten, und auf
die schändlichsten am meisten stolz waren,
während ich noch nicht so lasterhaft war.
Ich wurde sittenloser, um nicht versöhnt zu
werden, und wenn ich den schlimmsten in
den Ausschweifungen nicht gleichkam, so gab
ich vor, manches gethan zu haben, was nicht
so war. Ich fürchtete, als einfältig zu gelten,
wenn ich unschuldiger war, als meine Ge-
nossen.“
(Bekenntnisse II. 3.) An einer anderen
Stelle sagt Augustin: „Einer ruft: Lasset
uns das thun! Und alle folgen, jeder schämt
sich, nicht ausgeschämt zu sein.“
(Bek. II.)

Die unseligen verkehrten Ideale, welche der
Hochmut den Jünglingen vorzaubert, werden
auch heutzutage in der Erziehung viel zu we-
nig beachtet, namentlich bei den Studierenden.
Hunderte fangen an zu rauchen, obschon es
ihrer Natur widerstrebt, aus purem Hoch-
mut; sie trinken und trinken zu viel, nicht
weil das für sie ein Vergnügen ist, sondern
um sich vor den andern auszuzeichnen; sie
wollen aus demselben Grunde bei sittenlosen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="27">
          <p><pb facs="#f0213" xml:id="E29V3_001_1895_pb0199_0001" n="199"/>
hineingeführt. Augustin selber sagt darüber<lb/>
in seinen Bekenntnissen: <q>&#x201E;Ich war schon so<lb/>
weit in der Verblendung, daß ich im Kreise<lb/>
meiner Genossen errötete, wenn diese prah-<lb/>
lend ihre Schandthaten erzählten, und auf<lb/>
die schändlichsten am meisten stolz waren,<lb/>
während ich noch nicht so lasterhaft war.<lb/>
Ich wurde sittenloser, um nicht versöhnt zu<lb/>
werden, und wenn ich den schlimmsten in<lb/>
den Ausschweifungen nicht gleichkam, so gab<lb/>
ich vor, manches gethan zu haben, was nicht<lb/>
so war. Ich fürchtete, als einfältig zu gelten,<lb/>
wenn ich unschuldiger war, als meine Ge-<lb/>
nossen.&#x201C;</q> (Bekenntnisse II. 3.) An einer anderen<lb/>
Stelle sagt Augustin: <q>&#x201E;Einer ruft: Lasset<lb/>
uns das thun! Und alle folgen, jeder schämt<lb/>
sich, nicht ausgeschämt zu sein.&#x201C;</q> (Bek. II.)</p>
          <p>Die unseligen verkehrten Ideale, welche der<lb/>
Hochmut den Jünglingen vorzaubert, werden<lb/>
auch heutzutage in der Erziehung viel zu we-<lb/>
nig beachtet, namentlich bei den Studierenden.<lb/>
Hunderte fangen an zu rauchen, obschon es<lb/>
ihrer Natur widerstrebt, aus purem Hoch-<lb/>
mut; sie trinken und trinken zu viel, nicht<lb/>
weil das für sie ein Vergnügen ist, sondern<lb/>
um sich vor den andern auszuzeichnen; sie<lb/>
wollen aus demselben Grunde bei sittenlosen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0213] hineingeführt. Augustin selber sagt darüber in seinen Bekenntnissen: „Ich war schon so weit in der Verblendung, daß ich im Kreise meiner Genossen errötete, wenn diese prah- lend ihre Schandthaten erzählten, und auf die schändlichsten am meisten stolz waren, während ich noch nicht so lasterhaft war. Ich wurde sittenloser, um nicht versöhnt zu werden, und wenn ich den schlimmsten in den Ausschweifungen nicht gleichkam, so gab ich vor, manches gethan zu haben, was nicht so war. Ich fürchtete, als einfältig zu gelten, wenn ich unschuldiger war, als meine Ge- nossen.“ (Bekenntnisse II. 3.) An einer anderen Stelle sagt Augustin: „Einer ruft: Lasset uns das thun! Und alle folgen, jeder schämt sich, nicht ausgeschämt zu sein.“ (Bek. II.) Die unseligen verkehrten Ideale, welche der Hochmut den Jünglingen vorzaubert, werden auch heutzutage in der Erziehung viel zu we- nig beachtet, namentlich bei den Studierenden. Hunderte fangen an zu rauchen, obschon es ihrer Natur widerstrebt, aus purem Hoch- mut; sie trinken und trinken zu viel, nicht weil das für sie ein Vergnügen ist, sondern um sich vor den andern auszuzeichnen; sie wollen aus demselben Grunde bei sittenlosen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/213
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/213>, abgerufen am 24.11.2024.