Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

in welcher bald das eine, bald das andere
vorherrschen kann.

Was man sich von den Temperamenten
bei der Erziehung zu merken hat, ist folgen-
des: In der Gemütsbeschaffenheit, welche
Temperament genannt wird, ist schon ziem-
lich gegeben, welches die Hauptleidenschaft
ist, die später aufwachen und den Menschen
beherrschen wird, wenn sie nicht zuerst von
der Erziehung und später vom freien Willen
darniedergehalten wird. Bald ist die Anlage
zum Zorn vorherrschend, bald zur Trägheit,
zum Trübsinn, zum Leichtsinn, zum Eigen-
sinn und Hochmut. Es handelt sich nicht
darum, das angeborne Temperament zu unter-
drücken, sondern dasselbe, so weit notwendig,
zu verbessern und richtig zu bilden. Ob man
von Natur aus mehr zum Frohsinn oder
zum Ernst geneigt sei, ob man feuriger oder
bedächtiger angelegt sei, jeder soll die Natur
behalten, die ihm der Schöpfer gegeben hat.
Man kann mit jeder ein guter Christ und selbst
ein Heiliger werden. Selbst die Heiligen
haben ihre angebornen Gemütsanlagen nicht
verleugnet, sondern veredelt und verklärt.
Es giebt ja manche Heilige, welche Scherz
und Heiterkeit geliebt und geübt haben.

in welcher bald das eine, bald das andere
vorherrschen kann.

Was man sich von den Temperamenten
bei der Erziehung zu merken hat, ist folgen-
des: In der Gemütsbeschaffenheit, welche
Temperament genannt wird, ist schon ziem-
lich gegeben, welches die Hauptleidenschaft
ist, die später aufwachen und den Menschen
beherrschen wird, wenn sie nicht zuerst von
der Erziehung und später vom freien Willen
darniedergehalten wird. Bald ist die Anlage
zum Zorn vorherrschend, bald zur Trägheit,
zum Trübsinn, zum Leichtsinn, zum Eigen-
sinn und Hochmut. Es handelt sich nicht
darum, das angeborne Temperament zu unter-
drücken, sondern dasselbe, so weit notwendig,
zu verbessern und richtig zu bilden. Ob man
von Natur aus mehr zum Frohsinn oder
zum Ernst geneigt sei, ob man feuriger oder
bedächtiger angelegt sei, jeder soll die Natur
behalten, die ihm der Schöpfer gegeben hat.
Man kann mit jeder ein guter Christ und selbst
ein Heiliger werden. Selbst die Heiligen
haben ihre angebornen Gemütsanlagen nicht
verleugnet, sondern veredelt und verklärt.
Es giebt ja manche Heilige, welche Scherz
und Heiterkeit geliebt und geübt haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="25">
          <p><pb facs="#f0196" xml:id="E29V3_001_1895_pb0182_0001" n="182"/>
in welcher bald das eine, bald das andere<lb/>
vorherrschen kann.</p>
          <p>Was man sich von den Temperamenten<lb/>
bei der Erziehung zu merken hat, ist folgen-<lb/>
des: In der Gemütsbeschaffenheit, welche<lb/>
Temperament genannt wird, ist schon ziem-<lb/>
lich gegeben, welches die Hauptleidenschaft<lb/>
ist, die später aufwachen und den Menschen<lb/>
beherrschen wird, wenn sie nicht zuerst von<lb/>
der Erziehung und später vom freien Willen<lb/>
darniedergehalten wird. Bald ist die Anlage<lb/>
zum Zorn vorherrschend, bald zur Trägheit,<lb/>
zum Trübsinn, zum Leichtsinn, zum Eigen-<lb/>
sinn und Hochmut. Es handelt sich nicht<lb/>
darum, das angeborne Temperament zu unter-<lb/>
drücken, sondern dasselbe, so weit notwendig,<lb/>
zu verbessern und richtig zu bilden. Ob man<lb/>
von Natur aus mehr zum Frohsinn oder<lb/>
zum Ernst geneigt sei, ob man feuriger oder<lb/>
bedächtiger angelegt sei, jeder soll die Natur<lb/>
behalten, die ihm der Schöpfer gegeben hat.<lb/>
Man kann mit jeder ein guter Christ und selbst<lb/>
ein Heiliger werden. Selbst die Heiligen<lb/>
haben ihre angebornen Gemütsanlagen nicht<lb/>
verleugnet, sondern veredelt und verklärt.<lb/>
Es giebt ja manche Heilige, welche Scherz<lb/>
und Heiterkeit geliebt und geübt haben.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0196] in welcher bald das eine, bald das andere vorherrschen kann. Was man sich von den Temperamenten bei der Erziehung zu merken hat, ist folgen- des: In der Gemütsbeschaffenheit, welche Temperament genannt wird, ist schon ziem- lich gegeben, welches die Hauptleidenschaft ist, die später aufwachen und den Menschen beherrschen wird, wenn sie nicht zuerst von der Erziehung und später vom freien Willen darniedergehalten wird. Bald ist die Anlage zum Zorn vorherrschend, bald zur Trägheit, zum Trübsinn, zum Leichtsinn, zum Eigen- sinn und Hochmut. Es handelt sich nicht darum, das angeborne Temperament zu unter- drücken, sondern dasselbe, so weit notwendig, zu verbessern und richtig zu bilden. Ob man von Natur aus mehr zum Frohsinn oder zum Ernst geneigt sei, ob man feuriger oder bedächtiger angelegt sei, jeder soll die Natur behalten, die ihm der Schöpfer gegeben hat. Man kann mit jeder ein guter Christ und selbst ein Heiliger werden. Selbst die Heiligen haben ihre angebornen Gemütsanlagen nicht verleugnet, sondern veredelt und verklärt. Es giebt ja manche Heilige, welche Scherz und Heiterkeit geliebt und geübt haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/196
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/196>, abgerufen am 22.11.2024.