Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

jener ist ernst und gedankenvoll. Man kann
sich leicht überzeuget!, daß diese Gemüts-
stimmungen nicht rein seelischer Natur sind,
sondern mit gewissen Zuständen des Kör-
pers zusammenhangen, und in den Augen,
den Mienen, in den Bewegungen und selbst
in dem Bau des Körpers sich zu erkennen
geben.

Der Ausdruck Temperament, Mischung,
wird hier gebraucht, weil man früher die
nicht ganz zutreffende Ansicht hatte, daß die
Gemütsäußerungen durch die Mischung der
Säfte des Körpers bestimmt werden. Wer
sich rasch entschließt, lebhaft angreift, aber
nicht beharrlich ist, wurde Sanguiniker ge-
nannt, weil man ihm leichtes und rasches
Blut zuschrieb. Als Choleriker galt der,
welcher viel Galle hat und mit Feuer und
Energie eine Sache angreift und durchführt.
Der Mann mit schwarzer Galle und schwerem
Blute, der infolgedessen tiefsinnig, ernst und
menschenscheu ist, wurde als Melancholiker
bezeichnet. Dem Phlegmatiker mit seinem
Zuge zur Bedächtlichkeit und Ruhe schrieb
man ein langsames, träges Blut zu. Diese
Temperamente kommen in der Wirklichkeit
nicht rein vor, sondern in ungleicher Mischung,

jener ist ernst und gedankenvoll. Man kann
sich leicht überzeuget!, daß diese Gemüts-
stimmungen nicht rein seelischer Natur sind,
sondern mit gewissen Zuständen des Kör-
pers zusammenhangen, und in den Augen,
den Mienen, in den Bewegungen und selbst
in dem Bau des Körpers sich zu erkennen
geben.

Der Ausdruck Temperament, Mischung,
wird hier gebraucht, weil man früher die
nicht ganz zutreffende Ansicht hatte, daß die
Gemütsäußerungen durch die Mischung der
Säfte des Körpers bestimmt werden. Wer
sich rasch entschließt, lebhaft angreift, aber
nicht beharrlich ist, wurde Sanguiniker ge-
nannt, weil man ihm leichtes und rasches
Blut zuschrieb. Als Choleriker galt der,
welcher viel Galle hat und mit Feuer und
Energie eine Sache angreift und durchführt.
Der Mann mit schwarzer Galle und schwerem
Blute, der infolgedessen tiefsinnig, ernst und
menschenscheu ist, wurde als Melancholiker
bezeichnet. Dem Phlegmatiker mit seinem
Zuge zur Bedächtlichkeit und Ruhe schrieb
man ein langsames, träges Blut zu. Diese
Temperamente kommen in der Wirklichkeit
nicht rein vor, sondern in ungleicher Mischung,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="25">
          <p><pb facs="#f0195" xml:id="E29V3_001_1895_pb0181_0001" n="181"/>
jener ist ernst und gedankenvoll. Man kann<lb/>
sich leicht überzeuget!, daß diese Gemüts-<lb/>
stimmungen nicht rein seelischer Natur sind,<lb/>
sondern mit gewissen Zuständen des Kör-<lb/>
pers zusammenhangen, und in den Augen,<lb/>
den Mienen, in den Bewegungen und selbst<lb/>
in dem Bau des Körpers sich zu erkennen<lb/>
geben.</p>
          <p>Der Ausdruck Temperament, Mischung,<lb/>
wird hier gebraucht, weil man früher die<lb/>
nicht ganz zutreffende Ansicht hatte, daß die<lb/>
Gemütsäußerungen durch die Mischung der<lb/>
Säfte des Körpers bestimmt werden. Wer<lb/>
sich rasch entschließt, lebhaft angreift, aber<lb/>
nicht beharrlich ist, wurde Sanguiniker ge-<lb/>
nannt, weil man ihm leichtes und rasches<lb/>
Blut zuschrieb. Als Choleriker galt der,<lb/>
welcher viel Galle hat und mit Feuer und<lb/>
Energie eine Sache angreift und durchführt.<lb/>
Der Mann mit schwarzer Galle und schwerem<lb/>
Blute, der infolgedessen tiefsinnig, ernst und<lb/>
menschenscheu ist, wurde als Melancholiker<lb/>
bezeichnet. Dem Phlegmatiker mit seinem<lb/>
Zuge zur Bedächtlichkeit und Ruhe schrieb<lb/>
man ein langsames, träges Blut zu. Diese<lb/>
Temperamente kommen in der Wirklichkeit<lb/>
nicht rein vor, sondern in ungleicher Mischung,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0195] jener ist ernst und gedankenvoll. Man kann sich leicht überzeuget!, daß diese Gemüts- stimmungen nicht rein seelischer Natur sind, sondern mit gewissen Zuständen des Kör- pers zusammenhangen, und in den Augen, den Mienen, in den Bewegungen und selbst in dem Bau des Körpers sich zu erkennen geben. Der Ausdruck Temperament, Mischung, wird hier gebraucht, weil man früher die nicht ganz zutreffende Ansicht hatte, daß die Gemütsäußerungen durch die Mischung der Säfte des Körpers bestimmt werden. Wer sich rasch entschließt, lebhaft angreift, aber nicht beharrlich ist, wurde Sanguiniker ge- nannt, weil man ihm leichtes und rasches Blut zuschrieb. Als Choleriker galt der, welcher viel Galle hat und mit Feuer und Energie eine Sache angreift und durchführt. Der Mann mit schwarzer Galle und schwerem Blute, der infolgedessen tiefsinnig, ernst und menschenscheu ist, wurde als Melancholiker bezeichnet. Dem Phlegmatiker mit seinem Zuge zur Bedächtlichkeit und Ruhe schrieb man ein langsames, träges Blut zu. Diese Temperamente kommen in der Wirklichkeit nicht rein vor, sondern in ungleicher Mischung,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/195
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/195>, abgerufen am 22.11.2024.