Wenn die Kinder größer werden, fangen sie an, über manches, was sie beobachten, sich ihre Gedanken zu machen. Sie sehen, wie verschiedene Religionen nebeneinander bestehen, wie manche katholische Christen ihre religiösen Pflichten vernachlässigen, selbst irreligiöse, kirchenfeindliche, ungläubige Ge- sinnungen an den Tag legen. Namentlich die Söhne können in der Schule, in der Werk- statt und in der Kaserne religiös und sitt- lich verkommene Kameraden an ihrer Seite haben, sie können gottlose Schriften in die Hand bekommen, und dadurch mit ihrem Glauben und religiösen Leben in ernste Ge- fahren hineingeraten. Jedermann weiß, daß eine große Zahl junger Christen diesen An- fechtungen erliegt.
Was kann und soll der Vater da thun? Eigentlich muß die ganze religiöse Erziehung dahin zielen, den Jüngling für diese meistens unvermeidliche Probe zu stärken. Er soll im Glauben gut unterrichtet und zu einem religiösen Leben angehalten werden. Im väterlichen Hause halte man schlechte Schrif- ten und schlimme Kameraden ferne, und überlasse den jungen Christen nicht zu früh den Gefahren der Welt. Man belehre ihn
Wenn die Kinder größer werden, fangen sie an, über manches, was sie beobachten, sich ihre Gedanken zu machen. Sie sehen, wie verschiedene Religionen nebeneinander bestehen, wie manche katholische Christen ihre religiösen Pflichten vernachlässigen, selbst irreligiöse, kirchenfeindliche, ungläubige Ge- sinnungen an den Tag legen. Namentlich die Söhne können in der Schule, in der Werk- statt und in der Kaserne religiös und sitt- lich verkommene Kameraden an ihrer Seite haben, sie können gottlose Schriften in die Hand bekommen, und dadurch mit ihrem Glauben und religiösen Leben in ernste Ge- fahren hineingeraten. Jedermann weiß, daß eine große Zahl junger Christen diesen An- fechtungen erliegt.
Was kann und soll der Vater da thun? Eigentlich muß die ganze religiöse Erziehung dahin zielen, den Jüngling für diese meistens unvermeidliche Probe zu stärken. Er soll im Glauben gut unterrichtet und zu einem religiösen Leben angehalten werden. Im väterlichen Hause halte man schlechte Schrif- ten und schlimme Kameraden ferne, und überlasse den jungen Christen nicht zu früh den Gefahren der Welt. Man belehre ihn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="23"><pbfacs="#f0180"xml:id="E29V3_001_1895_pb0166_0001"n="166"/><p>Wenn die Kinder größer werden, fangen<lb/>
sie an, über manches, was sie beobachten,<lb/>
sich ihre Gedanken zu machen. Sie sehen,<lb/>
wie verschiedene Religionen nebeneinander<lb/>
bestehen, wie manche katholische Christen<lb/>
ihre religiösen Pflichten vernachlässigen, selbst<lb/>
irreligiöse, kirchenfeindliche, ungläubige Ge-<lb/>
sinnungen an den Tag legen. Namentlich<lb/>
die Söhne können in der Schule, in der Werk-<lb/>
statt und in der Kaserne religiös und sitt-<lb/>
lich verkommene Kameraden an ihrer Seite<lb/>
haben, sie können gottlose Schriften in die<lb/>
Hand bekommen, und dadurch mit ihrem<lb/>
Glauben und religiösen Leben in ernste Ge-<lb/>
fahren hineingeraten. Jedermann weiß, daß<lb/>
eine große Zahl junger Christen diesen An-<lb/>
fechtungen erliegt.</p><p>Was kann und soll der Vater da thun?<lb/>
Eigentlich muß die ganze religiöse Erziehung<lb/>
dahin zielen, den Jüngling für diese meistens<lb/>
unvermeidliche Probe zu stärken. Er soll<lb/>
im Glauben gut unterrichtet und zu einem<lb/>
religiösen Leben angehalten werden. Im<lb/>
väterlichen Hause halte man schlechte Schrif-<lb/>
ten und schlimme Kameraden ferne, und<lb/>
überlasse den jungen Christen nicht zu früh<lb/>
den Gefahren der Welt. Man belehre ihn<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[166/0180]
Wenn die Kinder größer werden, fangen
sie an, über manches, was sie beobachten,
sich ihre Gedanken zu machen. Sie sehen,
wie verschiedene Religionen nebeneinander
bestehen, wie manche katholische Christen
ihre religiösen Pflichten vernachlässigen, selbst
irreligiöse, kirchenfeindliche, ungläubige Ge-
sinnungen an den Tag legen. Namentlich
die Söhne können in der Schule, in der Werk-
statt und in der Kaserne religiös und sitt-
lich verkommene Kameraden an ihrer Seite
haben, sie können gottlose Schriften in die
Hand bekommen, und dadurch mit ihrem
Glauben und religiösen Leben in ernste Ge-
fahren hineingeraten. Jedermann weiß, daß
eine große Zahl junger Christen diesen An-
fechtungen erliegt.
Was kann und soll der Vater da thun?
Eigentlich muß die ganze religiöse Erziehung
dahin zielen, den Jüngling für diese meistens
unvermeidliche Probe zu stärken. Er soll
im Glauben gut unterrichtet und zu einem
religiösen Leben angehalten werden. Im
väterlichen Hause halte man schlechte Schrif-
ten und schlimme Kameraden ferne, und
überlasse den jungen Christen nicht zu früh
den Gefahren der Welt. Man belehre ihn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/180>, abgerufen am 30.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.