gut getraut wird. Gottlose und rohe Reden, Fluchworte, eigentlich jede Sünde ist ein Aergernis für die Kinder, am schlimmsten aber wirkt, was die Schamhaftigkeit ver- letzt. Manche Eltern sind viel zu sorglos in der Meinung, die Kinder verstehen noch nichts. Gesetzt es sei so, so sind sie we- nigstens neugierig und haben ein gutes Gedächtnis. Was sie sehen und hören, be- halten sie in ihrem Innern als eine Art Brennstoff, in welchen später einmal der Funke einer aufwachenden Leidenschaft fällt und daran eine verhängnisvolle Nahrung findet. Schon der heidnische Dichter Juvenal hat erklärt, daß man dem Kinde heilige Ehr- furcht schulde. Der göttliche Heiland hat noch ungleich schärfer geurteilt, da Er sagte: "Wer ein einziges aus diesen Klei- nen, die an Mich glauben, ärgert, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Mee- res versenkt würde." (Matth. 18, 6.) Die El- tern mögen bedenken, daß sie ihre Pflicht noch nicht erfüllt haben, wenn sie selber kein Aergernis geben, sie müssen auch die Aerger- nisse anderer von ihren Kindern fernhalten.
("Zum Gloria" in der dritten Meßandacht. Seite 348.)
gut getraut wird. Gottlose und rohe Reden, Fluchworte, eigentlich jede Sünde ist ein Aergernis für die Kinder, am schlimmsten aber wirkt, was die Schamhaftigkeit ver- letzt. Manche Eltern sind viel zu sorglos in der Meinung, die Kinder verstehen noch nichts. Gesetzt es sei so, so sind sie we- nigstens neugierig und haben ein gutes Gedächtnis. Was sie sehen und hören, be- halten sie in ihrem Innern als eine Art Brennstoff, in welchen später einmal der Funke einer aufwachenden Leidenschaft fällt und daran eine verhängnisvolle Nahrung findet. Schon der heidnische Dichter Juvenal hat erklärt, daß man dem Kinde heilige Ehr- furcht schulde. Der göttliche Heiland hat noch ungleich schärfer geurteilt, da Er sagte: „Wer ein einziges aus diesen Klei- nen, die an Mich glauben, ärgert, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Mee- res versenkt würde.“ (Matth. 18, 6.) Die El- tern mögen bedenken, daß sie ihre Pflicht noch nicht erfüllt haben, wenn sie selber kein Aergernis geben, sie müssen auch die Aerger- nisse anderer von ihren Kindern fernhalten.
(„Zum Gloria“ in der dritten Meßandacht. Seite 348.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="17"><p><pbfacs="#f0143"xml:id="E29V3_001_1895_pb0129_0001"n="129"/>
gut getraut wird. Gottlose und rohe Reden,<lb/>
Fluchworte, eigentlich jede Sünde ist ein<lb/>
Aergernis für die Kinder, am schlimmsten<lb/>
aber wirkt, was die Schamhaftigkeit ver-<lb/>
letzt. Manche Eltern sind viel zu sorglos<lb/>
in der Meinung, die Kinder verstehen noch<lb/>
nichts. Gesetzt es sei so, so sind sie we-<lb/>
nigstens neugierig und haben ein gutes<lb/>
Gedächtnis. Was sie sehen und hören, be-<lb/>
halten sie in ihrem Innern als eine Art<lb/>
Brennstoff, in welchen später einmal der Funke<lb/>
einer aufwachenden Leidenschaft fällt und<lb/>
daran eine verhängnisvolle Nahrung findet.<lb/>
Schon der heidnische Dichter Juvenal hat<lb/>
erklärt, daß man dem Kinde heilige Ehr-<lb/>
furcht schulde. Der göttliche Heiland hat<lb/>
noch ungleich schärfer geurteilt, da Er<lb/>
sagte: <q>„Wer ein einziges aus diesen Klei-<lb/>
nen, die an Mich glauben, ärgert, dem wäre<lb/>
es besser, daß ihm ein Mühlstein an den<lb/>
Hals gehängt und er in die Tiefe des Mee-<lb/>
res versenkt würde.“</q> (Matth. 18, 6.) Die El-<lb/>
tern mögen bedenken, daß sie ihre Pflicht<lb/>
noch nicht erfüllt haben, wenn sie selber kein<lb/>
Aergernis geben, sie müssen auch die Aerger-<lb/>
nisse anderer von ihren Kindern fernhalten.</p><prendition="#s">(<q>„Zum Gloria“</q> in der dritten Meßandacht. Seite 348.)</p></div><divn="18"></div></div></body></text></TEI>
[129/0143]
gut getraut wird. Gottlose und rohe Reden,
Fluchworte, eigentlich jede Sünde ist ein
Aergernis für die Kinder, am schlimmsten
aber wirkt, was die Schamhaftigkeit ver-
letzt. Manche Eltern sind viel zu sorglos
in der Meinung, die Kinder verstehen noch
nichts. Gesetzt es sei so, so sind sie we-
nigstens neugierig und haben ein gutes
Gedächtnis. Was sie sehen und hören, be-
halten sie in ihrem Innern als eine Art
Brennstoff, in welchen später einmal der Funke
einer aufwachenden Leidenschaft fällt und
daran eine verhängnisvolle Nahrung findet.
Schon der heidnische Dichter Juvenal hat
erklärt, daß man dem Kinde heilige Ehr-
furcht schulde. Der göttliche Heiland hat
noch ungleich schärfer geurteilt, da Er
sagte: „Wer ein einziges aus diesen Klei-
nen, die an Mich glauben, ärgert, dem wäre
es besser, daß ihm ein Mühlstein an den
Hals gehängt und er in die Tiefe des Mee-
res versenkt würde.“ (Matth. 18, 6.) Die El-
tern mögen bedenken, daß sie ihre Pflicht
noch nicht erfüllt haben, wenn sie selber kein
Aergernis geben, sie müssen auch die Aerger-
nisse anderer von ihren Kindern fernhalten.
(„Zum Gloria“ in der dritten Meßandacht. Seite 348.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/143>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.