Mangel mehr. Ein Hausaltar wirkt noch erbaulicher. Ebenso eine Krippe in der Weihnachtszeit. Diese soll nicht verdrängt werden durch den Weihnachtsbaum, der we- nigstens nicht christlich ist, wenn ich ihn im übrigen nicht gerade tadeln will. Diese Bil- der ziehen alsbald die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich, wenn sein Geistesleben auf- zudämmern anfängt. Mit neugierigem In- teresse hört es die Aufklärungen, die man ihm darüber giebt. Begierig nimmt seine Einbildungskraft diese religiösen Vorstellun- gen in sich auf, nicht ohne daß sie auch auf Herz und Gemüt hinüberwirken. Das ist der erste Religionsunterricht, den die Mutter erweitern soll, so weit die Empfänglichkeit des Kindes zunimmt.
Ein weiteres Mittel bilden die tägli- chen Andachten in der Familie. Das Kind ist Zeuge, wie Vater und Mutter und alle Anwesenden ehrerbietig und andächtig mit jemand reden, den es nicht sieht. Es ahnt ein liebenswürdiges Geheimnis, und die nachherigen Belehrungen der Mutter werden sicher tiefen Eindruck machen, die entsprechenden religiösen Gefühle wachrufen und zur Folge haben, daß das Kind eben-
Mangel mehr. Ein Hausaltar wirkt noch erbaulicher. Ebenso eine Krippe in der Weihnachtszeit. Diese soll nicht verdrängt werden durch den Weihnachtsbaum, der we- nigstens nicht christlich ist, wenn ich ihn im übrigen nicht gerade tadeln will. Diese Bil- der ziehen alsbald die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich, wenn sein Geistesleben auf- zudämmern anfängt. Mit neugierigem In- teresse hört es die Aufklärungen, die man ihm darüber giebt. Begierig nimmt seine Einbildungskraft diese religiösen Vorstellun- gen in sich auf, nicht ohne daß sie auch auf Herz und Gemüt hinüberwirken. Das ist der erste Religionsunterricht, den die Mutter erweitern soll, so weit die Empfänglichkeit des Kindes zunimmt.
Ein weiteres Mittel bilden die tägli- chen Andachten in der Familie. Das Kind ist Zeuge, wie Vater und Mutter und alle Anwesenden ehrerbietig und andächtig mit jemand reden, den es nicht sieht. Es ahnt ein liebenswürdiges Geheimnis, und die nachherigen Belehrungen der Mutter werden sicher tiefen Eindruck machen, die entsprechenden religiösen Gefühle wachrufen und zur Folge haben, daß das Kind eben-
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Mangel mehr. Ein Hausaltar wirkt noch
erbaulicher. Ebenso eine Krippe in der
Weihnachtszeit. Diese soll nicht verdrängt
werden durch den Weihnachtsbaum, der we-
nigstens nicht christlich ist, wenn ich ihn im
übrigen nicht gerade tadeln will. Diese Bil-
der ziehen alsbald die Aufmerksamkeit des
Kindes auf sich, wenn sein Geistesleben auf-
zudämmern anfängt. Mit neugierigem In-
teresse hört es die Aufklärungen, die man
ihm darüber giebt. Begierig nimmt seine
Einbildungskraft diese religiösen Vorstellun-
gen in sich auf, nicht ohne daß sie auch auf
Herz und Gemüt hinüberwirken. Das ist
der erste Religionsunterricht, den die Mutter
erweitern soll, so weit die Empfänglichkeit
des Kindes zunimmt.
Ein weiteres Mittel bilden die tägli-
chen Andachten in der Familie. Das
Kind ist Zeuge, wie Vater und Mutter und
alle Anwesenden ehrerbietig und andächtig
mit jemand reden, den es nicht sieht. Es
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/134>, abgerufen am 23.11.2024.
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