die Religion. Es giebt immer noch Familien, bei welchen der Glaube über alles Ungemach des Lebens und über alle Hindernisse trium- phiert, die Familienglieder einigt, aufmun- tert, stärkt, nach oben erhebt und auch die Er- ziehung zu einem guten Ziele führt. Das sind Familien wie die des Tobias in der Verban- nung zu Ninive, dreifacher Ehre wert im Ver- gleich zu denen, welche das Glück mehr begün- stigt hat. Aber es giebt auch Schiffbrüchige in Bezug auf die zeitliche und ewige Wohlfahrt, und wer will sie zählen?
Ein sehr weitgehender Zerfall des Fa- milienlebens ist durch die Gesetzgebung vor- bereitet worden, indem sie die Ehe, so viel an ihr ist, ihres religiösen Charakters ent- kleidet, die Ehescheidung eingeführt und über- aus leicht gemacht hat. Für einstweilen hat der christliche Sinn im Volke die schlimmen Folgen da und dort noch aufgehalten. Mehr verbreitet sind die gemischten Ehen, eine Frucht der religiösen Gleichgültigkeit und eine allzufruchtbare Wurzel derselben.
Auch wo die genannten Uebelstände nicht vorhanden sind, werden die Familien von den Verkehrtheiten des modernen Lebens beeinflußt. Wir leben in einer Zeit des
die Religion. Es giebt immer noch Familien, bei welchen der Glaube über alles Ungemach des Lebens und über alle Hindernisse trium- phiert, die Familienglieder einigt, aufmun- tert, stärkt, nach oben erhebt und auch die Er- ziehung zu einem guten Ziele führt. Das sind Familien wie die des Tobias in der Verban- nung zu Ninive, dreifacher Ehre wert im Ver- gleich zu denen, welche das Glück mehr begün- stigt hat. Aber es giebt auch Schiffbrüchige in Bezug auf die zeitliche und ewige Wohlfahrt, und wer will sie zählen?
Ein sehr weitgehender Zerfall des Fa- milienlebens ist durch die Gesetzgebung vor- bereitet worden, indem sie die Ehe, so viel an ihr ist, ihres religiösen Charakters ent- kleidet, die Ehescheidung eingeführt und über- aus leicht gemacht hat. Für einstweilen hat der christliche Sinn im Volke die schlimmen Folgen da und dort noch aufgehalten. Mehr verbreitet sind die gemischten Ehen, eine Frucht der religiösen Gleichgültigkeit und eine allzufruchtbare Wurzel derselben.
Auch wo die genannten Uebelstände nicht vorhanden sind, werden die Familien von den Verkehrtheiten des modernen Lebens beeinflußt. Wir leben in einer Zeit des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="15"><p><pbfacs="#f0129"xml:id="E29V3_001_1895_pb0115_0001"n="115"/>
die Religion. Es giebt immer noch Familien,<lb/>
bei welchen der Glaube über alles Ungemach<lb/>
des Lebens und über alle Hindernisse trium-<lb/>
phiert, die Familienglieder einigt, aufmun-<lb/>
tert, stärkt, nach oben erhebt und auch die Er-<lb/>
ziehung zu einem guten Ziele führt. Das sind<lb/>
Familien wie die des Tobias in der Verban-<lb/>
nung zu Ninive, dreifacher Ehre wert im Ver-<lb/>
gleich zu denen, welche das Glück mehr begün-<lb/>
stigt hat. Aber es giebt auch Schiffbrüchige in<lb/>
Bezug auf die zeitliche und ewige Wohlfahrt,<lb/>
und wer will sie zählen?</p><p>Ein sehr weitgehender Zerfall des Fa-<lb/>
milienlebens ist durch die Gesetzgebung vor-<lb/>
bereitet worden, indem sie die Ehe, so viel<lb/>
an ihr ist, ihres religiösen Charakters ent-<lb/>
kleidet, die Ehescheidung eingeführt und über-<lb/>
aus leicht gemacht hat. Für einstweilen hat<lb/>
der christliche Sinn im Volke die schlimmen<lb/>
Folgen da und dort noch aufgehalten. Mehr<lb/>
verbreitet sind die gemischten Ehen, eine<lb/>
Frucht der religiösen Gleichgültigkeit und<lb/>
eine allzufruchtbare Wurzel derselben.</p><p>Auch wo die genannten Uebelstände nicht<lb/>
vorhanden sind, werden die Familien von<lb/>
den Verkehrtheiten des modernen Lebens<lb/>
beeinflußt. Wir leben in einer Zeit des<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[115/0129]
die Religion. Es giebt immer noch Familien,
bei welchen der Glaube über alles Ungemach
des Lebens und über alle Hindernisse trium-
phiert, die Familienglieder einigt, aufmun-
tert, stärkt, nach oben erhebt und auch die Er-
ziehung zu einem guten Ziele führt. Das sind
Familien wie die des Tobias in der Verban-
nung zu Ninive, dreifacher Ehre wert im Ver-
gleich zu denen, welche das Glück mehr begün-
stigt hat. Aber es giebt auch Schiffbrüchige in
Bezug auf die zeitliche und ewige Wohlfahrt,
und wer will sie zählen?
Ein sehr weitgehender Zerfall des Fa-
milienlebens ist durch die Gesetzgebung vor-
bereitet worden, indem sie die Ehe, so viel
an ihr ist, ihres religiösen Charakters ent-
kleidet, die Ehescheidung eingeführt und über-
aus leicht gemacht hat. Für einstweilen hat
der christliche Sinn im Volke die schlimmen
Folgen da und dort noch aufgehalten. Mehr
verbreitet sind die gemischten Ehen, eine
Frucht der religiösen Gleichgültigkeit und
eine allzufruchtbare Wurzel derselben.
Auch wo die genannten Uebelstände nicht
vorhanden sind, werden die Familien von
den Verkehrtheiten des modernen Lebens
beeinflußt. Wir leben in einer Zeit des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/129>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.