diese Trauer ist der Trost viel schwieriger zu finden. Hier kann man nicht den natürlichen Schmerz mit übernatürlichen Trostgründen überbieten; denn der Schmerz gehört selber dem übernatürlichen Gebiete an. Ebenso wenig kann man von einer göttlichen Fügung und christlichen Ergebung reden; denn Gott wollte das Verderben des Kindes nicht. Es bleibt nur mehr der Trost der Hoffnung, der Hoff- nung auf Gott, der den Tod des Sünders nicht will, der Hoffnung auf die Gnade, welche schon zahllose Sünder in Gerechte und Heilige umgewandelt hat, der Hoffnung auf das Gebet, welches nach den Verheißungen Christi alles vermag, der Hoffnung auf das Erbarmen Christi gegen die Trauer einer Mutter, das er gezeigt hat bei der Erweckung des Jünglings zu Naim und bei der Bekehrung des heiligen Augustin. Mit dieser Hoffnung muß die trau- ernde Mutter sich waffnen und mit Gebet und Thränen den Herrn bestürmen, bis Er den verlorenen Sohn durch äußere Fügungen und innere Gnaden wieder zurückführt. Eine Mutter, die von diesen Gesinnungen erfüllt ist, bedarf keiner Anleitung, ihr Herz wird ohne Anlei- tung zu beten wissen. Darum genüge hier ein kurzer Gruß an die ehemaligen Leidensgenos- sinnen und jetzigen teilnehmenden Helferinnen im Himmel:
diese Trauer ist der Trost viel schwieriger zu finden. Hier kann man nicht den natürlichen Schmerz mit übernatürlichen Trostgründen überbieten; denn der Schmerz gehört selber dem übernatürlichen Gebiete an. Ebenso wenig kann man von einer göttlichen Fügung und christlichen Ergebung reden; denn Gott wollte das Verderben des Kindes nicht. Es bleibt nur mehr der Trost der Hoffnung, der Hoff- nung auf Gott, der den Tod des Sünders nicht will, der Hoffnung auf die Gnade, welche schon zahllose Sünder in Gerechte und Heilige umgewandelt hat, der Hoffnung auf das Gebet, welches nach den Verheißungen Christi alles vermag, der Hoffnung auf das Erbarmen Christi gegen die Trauer einer Mutter, das er gezeigt hat bei der Erweckung des Jünglings zu Naim und bei der Bekehrung des heiligen Augustin. Mit dieser Hoffnung muß die trau- ernde Mutter sich waffnen und mit Gebet und Thränen den Herrn bestürmen, bis Er den verlorenen Sohn durch äußere Fügungen und innere Gnaden wieder zurückführt. Eine Mutter, die von diesen Gesinnungen erfüllt ist, bedarf keiner Anleitung, ihr Herz wird ohne Anlei- tung zu beten wissen. Darum genüge hier ein kurzer Gruß an die ehemaligen Leidensgenos- sinnen und jetzigen teilnehmenden Helferinnen im Himmel:
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diese Trauer ist der Trost viel schwieriger zu
finden. Hier kann man nicht den natürlichen
Schmerz mit übernatürlichen Trostgründen
überbieten; denn der Schmerz gehört selber
dem übernatürlichen Gebiete an. Ebenso wenig
kann man von einer göttlichen Fügung und
christlichen Ergebung reden; denn Gott wollte
das Verderben des Kindes nicht. Es bleibt
nur mehr der Trost der Hoffnung, der Hoff-
nung auf Gott, der den Tod des Sünders
nicht will, der Hoffnung auf die Gnade, welche
schon zahllose Sünder in Gerechte und Heilige
umgewandelt hat, der Hoffnung auf das Gebet,
welches nach den Verheißungen Christi alles
vermag, der Hoffnung auf das Erbarmen
Christi gegen die Trauer einer Mutter, das er
gezeigt hat bei der Erweckung des Jünglings
zu Naim und bei der Bekehrung des heiligen
Augustin. Mit dieser Hoffnung muß die trau-
ernde Mutter sich waffnen und mit Gebet und
Thränen den Herrn bestürmen, bis Er den
verlorenen Sohn durch äußere Fügungen und
innere Gnaden wieder zurückführt. Eine Mutter,
die von diesen Gesinnungen erfüllt ist, bedarf
keiner Anleitung, ihr Herz wird ohne Anlei-
tung zu beten wissen. Darum genüge hier ein
kurzer Gruß an die ehemaligen Leidensgenos-
sinnen und jetzigen teilnehmenden Helferinnen
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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