rende Geltung finden will, darf sich nicht mit dem Scheine behelfen, welchen die Welt gut genug kennt, weil sie selber lauter Schein ist, son- dern muß sich auf die Wahrheit stützen, welche die Welt achten muß, weil sie ihr fehlt. Wahr sei die Frau in ihrer Kleidung, sie ziere sich nicht über ihren Stand und ihr Vermögen hin- aus, eine standesgemäße, züchtige, eher bescheidene als kostbare Kleidung ist eine Empfehlung in den Augen aller Vernünftigen, und andern wird man doch kaum gefallen wollen. Wahr seien die Rede und das Benehmen, sie sollen auf dem Herzen kommen, wo- bei freilich nicht fehlen darf, daß das Herz ein gutes sei. So wird die Frau mit der Welt am erträglichsten aus- kommen, und wenn sie auch nicht glänzt, so wird sie doch geachtet werden. Ein wenig Weltverachtung ist das beste Mittel, bei der Welt das nötige An- sehen zu finden, während die Skla-
rende Geltung finden will, darf sich nicht mit dem Scheine behelfen, welchen die Welt gut genug kennt, weil sie selber lauter Schein ist, son- dern muß sich auf die Wahrheit stützen, welche die Welt achten muß, weil sie ihr fehlt. Wahr sei die Frau in ihrer Kleidung, sie ziere sich nicht über ihren Stand und ihr Vermögen hin- aus, eine standesgemäße, züchtige, eher bescheidene als kostbare Kleidung ist eine Empfehlung in den Augen aller Vernünftigen, und andern wird man doch kaum gefallen wollen. Wahr seien die Rede und das Benehmen, sie sollen auf dem Herzen kommen, wo- bei freilich nicht fehlen darf, daß das Herz ein gutes sei. So wird die Frau mit der Welt am erträglichsten aus- kommen, und wenn sie auch nicht glänzt, so wird sie doch geachtet werden. Ein wenig Weltverachtung ist das beste Mittel, bei der Welt das nötige An- sehen zu finden, während die Skla-
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[55/0063]
rende Geltung finden will, darf
sich nicht mit dem Scheine behelfen,
welchen die Welt gut genug kennt,
weil sie selber lauter Schein ist, son-
dern muß sich auf die Wahrheit stützen,
welche die Welt achten muß, weil sie
ihr fehlt. Wahr sei die Frau in ihrer
Kleidung, sie ziere sich nicht über
ihren Stand und ihr Vermögen hin-
aus, eine standesgemäße, züchtige, eher
bescheidene als kostbare Kleidung ist
eine Empfehlung in den Augen aller
Vernünftigen, und andern wird man
doch kaum gefallen wollen. Wahr
seien die Rede und das Benehmen, sie
sollen auf dem Herzen kommen, wo-
bei freilich nicht fehlen darf, daß das
Herz ein gutes sei. So wird die Frau
mit der Welt am erträglichsten aus-
kommen, und wenn sie auch nicht glänzt,
so wird sie doch geachtet werden. Ein
wenig Weltverachtung ist das beste
Mittel, bei der Welt das nötige An-
sehen zu finden, während die Skla-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/63>, abgerufen am 27.11.2024.
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